Grube Messel Rundgang zum Fossilienmuseum

Welterbetour Messel: Rundgang zum Fossilienmuseum und zur Grube Messel

Messelc

Messel Rundgang

Messel liegt in einem Waldgebiet bei Darmstadt in Hessen. Der Bahnhof befindet sich zwischen der Gemeinde im Norden und der Grube Messel im Süden. Der Rundgang führt vom Bahnhof

  • durch den Ort Messel. Dort befindet sich das Fossilien- und Heimatmuseum Messel.
  • dann zurück zum Bahnhof und weiter nach Süden zur Grube Messel.

Karte Messel

Messel Rundgang

Bahnhof Messel Empfangsgebaeude 2015

Bahnhof Messel

Der Messel Rundgang beginnt am Bahnhof. 1858 eröffnete man an der Bahnstrecke zwischen Darmstadt und Aschaffenburg den Bahnhof Messel. Das Empfangsgebäude wurde erst 1870 errichtet. Der Bahnhof lag näher an der Grube als am Dorf, da er v. a. für den Gütertransport von der Grube diente. Die Gemeinde besitzt, gemessen an der Einwohnerzahl, einen großen Bahnhof mit mehreren Rangiergleisen.

Katholische St. Bonifatius-Kirche Messel

St. Bonifatius

Vom Bahnhofsgebäude gehen wir durch die Straße „Am Bahnhof“ ein kurzes Stück westwärts. Wir biegen rechts ab in die Rößdorfer Straße und verlassen das Industriegebiet. Vor uns liegen Felder und Wiesen, links steht Wald. Nach rund 800 Metern knickt die Rößdörfer Straße nach rechts ab. Wir folgen der Abzweigung und erreichen die ersten Häuser von Messel. Nach rund 460 Metern biegen wir rechts in die Bahnhofstraße ein und folgen ihr nordwärts. An der Ecke Adelungstraße steht die katholische Kirche St. Bonifatius (1957). Das satteldachgedeckte Kirchengebäude unterscheidet sich gar nicht so sehr von den Wohnhäusern der Umgebung; der schlanke Glockenturm kennzeichnet das Gebäude weithin sichtbar als Kirche.

Rathaus Messel Ludwig-Glock-Schule Messel

Rathaus & Ludwig-Glock-Schule

Der Messel Rundgang führt von der der Bahnhofstraße weiter bis zur Kreuzung mit der Wilhelm-Leuschner-Straße (links) und Kohlweg (rechts). Wir biegen rechts in den Kohlweg und erreichen den Rathausplatz mit dem Rathaus. Wir laufen schräg über die Spielwiese.

Ein schmaler Fußweg führt links (nach Westen) zur Ludwig-Glock-Schule. Da die Einwohner- und auch die Schülerzahlen in den letzten Jahren gestiegen sind, wird das alte Schulgebäude wohl ersetzt werden. Wir nehmen den Fußweg nach Norden und gelangen in eine Abzweigung der Holzhäusergasse. An der Einmündung biegen wir links ab. Auf dem Grundstück Nr. 20 stand eine Synagoge mit Mikwe in einem Fachwerkhaus, das in den 1970er Jahren abgerissen wurde. An der Mündung in die Hanauer Straße biegen wir rechts ab und laufen auf das Heimatmuseum Messel zu.

Fossilien- und Heimatmuseum Messel

Fossilien- und Heimatmuseum Messel. Langgasse 2, Messel

In dem Fachwerkhaus (1785) ist das Fossilienmuseum untergebracht; früher befand sich hier die erste Schule. Im Erdgeschoss erhält man Einblick in die Geschichte des Ölschieferabbaus; in einem Anbau kann man sich über die Erdgeschichte informieren. Z. B. ist dort ein Modell der Grube Messel ausgestellt. Im Museumshof ist ein Förderwagen der Grubenbahn aufgestellt, ein sogenannter „Grubenhunt“.

 

Adresse: Fossilien- und Heimatmuseum, Langgasse 2, 64409 Messel

Webseite: www.messelmuseum.de

Öffnungszeiten

  • April – Oktober: täglich, 11:00  -17:00 Uhr
  • November – März: samstags, sonn- und feiertags: 11:00 – 17:00 Uhr

Eintritt

Der Eintritt ist kostenlos.

Das Museum Messel bietet Führungen an:

  • Museum: 2,- € pro Person; mindestens 40,- €. Schulklassen zahlen die Hälfte.
  • Museum und Grube: 9,- € pro Person; mindestens 90,- €. Schulklassen (mindestens Oberstufe) zahlen 85,- €. Führungen durch die Grube erfolgen nur von April bis Oktober.

 

Messel Hanauer Str 16

Adelshof

Das traufseitige Wohnhaus  gegenüber des Heimatmuseums wurde 1618 erbaut. Das Anwesen Hanauer Straße 16 ist ein ehemaliger Adelshof. Den Wohlstand verraten das unterkellerte Erdgeschoss, das in Stein – und nicht in Fachwerk – ausgeführt ist, das Zierfachwerk und nicht zuletzt die Gebäudegröße.  

Evangelische Kirche in Messel, Langgasse 6
Evangelische Kirche Messel Innenraum. Blick ostwärts zum Chor

Evangelische Kirche Messel

Von der Kirche aus dem 15. Jahrhundert hat sich der Kirchturm mit Spitzbogenfenstern erhalten. 1812-13 baute man das Kirchenschiff nach Plänen des Landbaumeisters Michael Spieß. Zur Ausstattung zählt eine Wegmannorgel von 1762. Die Kirche umgab ein Friedhof, von dem sich zwei Grabsteine erhalten haben. Der eine wird „Mordstein“ genannt. Er erinnert an einen 18-Jährigen, der 1752 Opfer eines Jagdunfalls wurde (Mehr Infos unter suehnekreuz.de.).

Altes Schulhaus, Pfarrhaus & noch ein Schulhaus

Messel Langgasse 5 ehem Schulhaus
Messel Hanauer Str 19 Pfarrhaus Strassenseite
Messel Bahnhofstr 10 ehem Schule

Hinter der Kirche steht das Alte Schulhaus (Langgasse 5; links). Das würfelförmige Gebäude mit den Rundbogenfenstern ist wie die Kirche ein Werk des Klassizismus (erbaut 1835-36). Der Vergleich mit dem benachbarten Fachwerkhaus zeigt die „riesigen“ Dimensionen der Schule: Beide sind zweigeschossig, aber das Schulhaus ist fast doppelt so hoch.

Von ähnlichen Proportionen sind zwei weitere Gebäude: das Pfarrhaus in der Hanauer Straße 19 (ca. 1840 nach Plänen von Georg Moller; Mitte) und das Schulhaus (Bahnhofstraße 10; rechts). Beide sind mit einem ortsuntypischen Zeltdach bedeckt. Verschieden sind u. a. die Fensterformen und das Baumaterial. Vom Heimatmuseum gehen wir südwärts die Hanauer Straße entlang.

Torbogen Arlheiliger Pforte; Gasthaus Laumann, Messel

Arheiliger Pforte

Kurz vor der Weggabelung steht das Alte Rathaus, das man auch als Gericht und Gastwirtschaft nutzte. Die Gaststätte Laumann ist seit 2018 geschlossen. Das Fachwerkhaus wurde um einen Anbau erweitert, den man über die Straße baute. 1609 wird erstmals die Arlheiliger Pforte erwähnt. An der Weggabelung biegen wir rechts in die Darmstädter Straße. Wer seinen Füßen etwas Gutes tun will, kann einen Abstecher machen zur Kneippanlage. Rechts in den Bornweg, an dessen Ende biegt man rechts ab in die Straße „Am Steinernen Kreuz“. 

Burgstall Messel 05

Burg Messel, Trinkbornquelle

Zwischen 1088 und 1101 wurde eine Wasserburg errichtet, wahrscheinlich durch das Kloster Lorsch. Von der Burg sind nur noch geringe Reste der Motte (= Burghügel) und des Wassergrabens erhalten. Im Hintergrund  (vor dem Schutzdach) befindet sich eine Kneippanlage und die Trinkbornquelle. Anschließend wenden wir uns erneut nach Süden, bis wir auf die Darmstädter Straße stoßen. Wir biegen rechts ab.

Messeler Falltorhaus

Messeler Falltorhaus​

Der kleine Ort besitzt zwei (ehemalige) Forsthäuser. An der Nordseite der Darmstädter Straße (Nr. 61) steht das Falltorhaus. Erstmals 1630 erwähnt, diente es zunächst als Zollstation und nach 1710 als Försterhaus. 1890 errichtete man das aktuelle Gebäude.

2020 08 Messeler Forsthaus

Forstamt Kranichstein

Auf der gegenüberliegenden Südseite (Nr. 63)  ließ Landgraf Ernst Ludwig zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Forstamt Kranichstein erbauen, benannt nach dem Ort Kranichstein bei Darmstadt. 1785 erweiterte man das Gebäude um ein zusätzliches Geschoss.

Von dort laufen wir zurück in Richtung Bahnhof. Wir können  der L 3317 folgen oder spazieren über die Wiesen zur Rößdorfer Straße. Nachdem wir die Gleise überquert haben, biegen wir links in die Marktstraße.

Messel St Antoniuskapelle vorn

St. Antonius Kapelle

Das Gebäude der katholischen St. Antonius-Kapelle wurde 1910 als Spritzenhaus erbaut. Statt der Kapellentür gab es zwei Tore. Ein Kapellenverein bemühte sich 30 Jahre lang erfolglos um den Bau einer Kapelle. Erst 1945 wurde das umgebaute Spritzenhaus als Kapelle geweiht. Mit dem Bau der katholischen Bonifatiuskirche (1957) verlor die Kapelle an Bedeutung. Es finden aber immer noch gelegentlich Gottesdienste statt – und zwar katholische und evangelische Gottesdienste (Marktstraße 37, 64009 Messel; mehr Infos unter antoniuskapelle.de). Neben der Kapelle befindet sich die Außenstelle des Senckenberg Forschungsinstituts (Marktstraße 35, 64009 Messel).

Grube Messel

Grube Messel

Durch den Wald führt der Weg bis zur Bus-Haltestelle Grube Messel/Besucherzentrum Abzweig. Von der Aussichtsplattform am Grubenrand hat man einen Ausblick auf die ehemalige Ölschiefergrube. 

Kontakt zur Gemeinde Messel:

Gemeinde Messel

Kohlweg 15
64409 Messel
www.messel.de
Telefon: 06159 7157-0
Telefax: 06159 7157-13

Stadtrundgänge zu UNESCO-Welterbestätten

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Lorsch Rundgang zu Sehenswürdigkeiten & Kloster Lorsch

Lorsch Rundgang zum UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch

Lorsch, Kloster, Torhalle, Ansicht von Osten (Lorsch Rundgang)

Lorsch Rundgang. Überblick

Der Lorsch Rundgang führt zum UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch und Altenmünster sowie zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt Lorsch.

Der Lorsch Rundgang (Link zum Routenplaner) hat eine Länge von etwa 4,2 Kilometern und dauert etwas mehr als eine Stunde (bei einer Gehgeschwindigkeit von 4 km/h). Der Besuch von Museen, Cafés etc. ist nicht eingerechnet. Das Gelände ist flach, das Kloster Lorsch liegt allerdings auf einem Hügel.

Karte Lorsch

Vom Bahnhof zum Kloster Lorsch

Bahnhof Lorsch, Start- und Endpunkt der Welterbetour Lorsch

Bahnhof Lorsch

Der Lorsch Rundgang startet an einem Denkmal: dem Lorscher Bahnhof, der 1869 eröffnet wurde und Haltestelle der Nibelungenbahn war. Wir verlassen den Bahnhof und biegen links (nach Osten) ab. Am Ende der Lindenstraße biegen wir rechts in die Bahnhofstraße.

Lorsch Bahnhofstrasse 18 Frontansicht

Bahnhofstraße

Mehrere Häuser stehen unter Denkmalschutz (Nr. 1, 4, 11, 13, 18, 25, 30, 41 und 48).

Nr. 18. Der Oberforstmeister Freiherr von Hausen ließ 1775 das Palais von Hausen erbauen  (Bahnhofsstraße 18). Das Gebäude wurde durch Ludwig Auler von 1868 bis 1921 als Zigarrenfabrik genutzt. Heute gehört das Palais der Stadt Lorsch.

  • Auf dem Grundstück Bahnhofstraße 10 stand bis 1938 die Lorscher Synagoge.
  • Nr. 1. Das barocke Fachwerkhaus am Marktplatz wurde 1711 erbaut und beherbergt das Wirtshaus „Im weißen Kreuz„. Der Vorgängerbau war im Besitz des Klosters und diente als Wirtshaus und Herberge. Im Anbau im Hof befand sich früher eine Zigarrenfabrik.
Ehemalige Zigarrenfabrik, Bahnhofsstraße 1, Lorsch Weisses Kreuz Lorsch 02

Dem Straßenverlauf nach Süden rund 600 Meter folgen. Die Bahnhofstraße führt direkt zum Alten Rathaus.

Altes Rathaus & Marktplatz Lorsch

Lorsch Altes Rathaus
Rathaus Heppenheim an der Bergstraße, town hall 2007

Das ehemalige Rathaus wurde 1714-1715 erbaut. Seit 1989 erklingt um 11.00, 12.00 und 17.00 Uhr ein 23-stimmiges Glockenspiel mit jeweils anderer Melodie (Übersicht der Melodien). Als Vorbild für das Lorscher Rathaus (links) diente das Rathaus im benachbarten Heppenheim an der Bergstraße (Foto rechts); erbaut nach 1693.

Tabakbrunnen auf dem Marktplatz von Lorsch (Bildhauer: Siegfried Speckhardt)

Tabakbrunnen

Der Tabakbrunnen (1991) vor dem Rathaus ist ein Werk des Bildhauers Siegfried Speckhardt. Dargestellt ist eine Tabaknäherin bei der Arbeit: Die geernteten Tabakblätter werden mit einer großen Nadel aufgefädelt. Die Schnüre hängt man dann in Tabakschuppen zum Trocknen auf.

Der Tabakanbau hatte im klimatisch begünstigten Oberrheintal eine Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert reichte. Auch linksrheinisch bei Speyer baute man Tabak an. Er bot auch auf einer kleinen Anbaufläche ein relativ gutes Einkommen. Der Tabakanbau war nämlich viel arbeitsintensiver als z. B. Getreideanbau.

Nibelungenstraße

Der Rundgang führt links in die Nibelungenstraße, vorbei an dem beachtenswerten Eckgebäude der Kloster Apotheke. Der Straßenname erinnert an die Beziehung zwischen Kloster Lorsch und den Nibelungen: In einer der drei Handschriften des Nibelungenliedes ist die Rede davon, dass Ute, die Mutter von Krimhild und Gunther, das Kloster Lorsch gegründet haben soll. Wer mag, kann einen Zwischenstopp einlegen:

Museumszentrum

In dem Gebäude der ehemaligen Marmeladenfabrik Bechthold befindet sich das Museumszentrum. Die klostergeschichtliche Abteilung informiert über die glanzvolle Geschichte des Klosters, vor allem über die Klosterbibliothek, für die das Kloster Lorsch berühmt war. Zu besichtigen ist beispielsweise der Nachbau eines Skriptoriums. Außerdem kann man hier Tickets für den Besuch des Freilichtlabors Laurensham kaufen; eine zweite Verkaufsstelle befindet sich im Besucherinformationszentrum neben dem Freilichtlabor.

Konzerthalle - panoramio (2)
Evangelische Pfarrkirche Lorsch, Nibelungenstraße 23 20170609 002

(Abstecher: Neben dem Zentrum führt ein Weg zum Stephan-Jäger-Pavillon (1930), der ursprünglich auf dem Gelände des Hotels Jäger (Bahnhofsstraße) stand. Oberhalb des Pfingstrosengartens steht die evangelische Pfarrkirche.). Wir gehen weiter zur sogenannten Torhalle; sie ist das Prunkstück im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch.

Kloster Lorsch

Torhalle Lorsch (Kloster Lorsch)

Höhepunkt des Lorsch Rundgangs: die Torhalle. Das um 774 errichtete Gebäude, auch Königshalle genannt, gibt Rätsel auf: Es ist nicht geklärt, ob das Bauwerk überhaupt als Torhalle diente. Archäologische Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass die Königshalle hinter dem Westtor frei in einem langen Hof stand. Denkbar ist vielmehr eine Funktion als Gerichtshalle oder als Bibliothek. Das äußere Erscheinungsbild hat sich seit über 1000 Jahren wenig geändert. Lediglich das Dach ist steiler, außerdem musste der nördliche Treppenturm wiederaufgebaut werden.

Torhalle Lorsch Innenraum

Torhalle Lorsch innen

Das Obergeschoss der Torhalle ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Das Foto links zeigt übrigens eine Kuriosität: der Boden steigt von rechts nach links (Richtung Klosterkirche) an. Diese Neigung bestand von Anfang an. Durch die Halle im Erdgeschoss (Grundriss) können wir geradeaus zum Kirchenfragment der Klosterkirche gehen.

Ehemalige Vorkirche (Kloster Lorsch)

Kirchenfragment

Von der Klosterkirche hat sich oberirdisch lediglich dieses Fragment erhalten, das als Vorkirche diente (Bauaufnahme; Bilder mit zugemauerten Bögen). Im Westen schloss sich eine Zweiturm-Anlage an, im Osten folgten Westwerk, Hauptkirche und Gruftkapelle. Südlich der Hauptkirche lag ein Kreuzgang (Grundriss). Die Umrisse der Gebäude sind im Boden nachgezeichnet.

Klostergelände

Auf dem Klostergelände stehen drei Gebäude aus nachklösterlicher Zeit: Das barocke Wohngebäude ist das ehemalige kurfürstliche Jagdhaus, das der Mainzer Bischof Lothar Franz von Schönborn 1701-1725 erbauen ließ  (Bilder). Seit der Sanierung heißt das Gebäude Adalherhaus, hier hat das Kuratorium UNESCO Welterbe Kloster Lorsch seinen Sitz. Das zweite Gebäude dient als Wohnhaus. Das kleine Steinhaus war früher ein Schweinestall. 

Adalherhaus im UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch, Niebelungenstraße 32
Kloster Lorsch, Nibelungenstraße 38
Lorsch, Kloster, Nebengebäude

Vom Kloster zum Altenmünster

Vom Klostergelände gelangt man zurück zur Nibelungenstraße, die wir stadtauswärts gehen. An der Weggabelung biegen wir links. Links sehen wir das Freilichtlabor Laurensham.

Freilichtlabor Lauresham

Freilichtlabor Lauresham (UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch)

Das experimentalarchäologische „Freilichtlabor karolingischer Herrenhof Lauresham“ besteht aus mehreren rekonstruierten Gebäuden, die einen Herrenhof des 9. Jahrhunderts darstellen. Die Anlage setzt sich zusammen aus Wohnhäusern, Ställen, Ziehbrunnen und einer Kapelle (Drohnen-Video Deutsche Welle). Die Archäolog*innen gehen u. a. der Frage nach, wie das Raumklima in den Häusern war (Forschungsbericht: pdf-Datei). Das Freilichtlabor ist nur im Sommer zugänglich. Webseite: https://www.kloster-lorsch.de/freilichtlabor

Halle Lorsch 02

Besucherinformationszentrum BIZ

Einen offensichtlichen Gegensatz zu den kleinen Holzhütten bildet das Besucherinformationszentrum BIZ, das uns nach wenige Meter entgegenfunkelt. Die Holzhütten und das Glashaus verdeutlichen, welche Fortschritte das menschliche Bauen im Laufe einiger Jahrhunderte gemacht hat.

Das Gebäude wurde 2013-14 errichtet; die Pläne stammen vom Architekturbüro HAD, das sich auf Denkmalsanierung spezialisiert hat. 

Zuchtherde Wattenheimer Brücke

Auerrind-Projekt

Die Experimentalarchäologie untersucht nicht nur Bauweise und Funktion von Gebäuden, sondern auch die landwirtschaftlichen Techniken und die Viehzucht. Auf den Wiesen an der Weschnitz kann man Auerrinder grasen sehen (das Foto zeigt Auerrinder bei der Wattenheimer Brücke, die nördlich der B47 die Weschnitz überquert). Im 17. Jahrhundert starb der Auerochse aus. Inzwischen versucht man, durch Programme wie das Auerrind-Projekt, Rinder zu züchten, die dem Auerochsen sehr ähnlich sind. Sie sollen ausgewildert werden und einen Beitrag zum Naturschutz leisten.

Altenmünster

Altenmünster (Lorsch Rundgang)

Nordöstlich des Freilichtlabors Lauresham befindet sich das Besucherinformationszentrum. Die benachbarte Brücke führt über die Weschnitz. Vor der Brücke rechts abbiegen und dem Flußlauf bis zum Altenmünster folgen. An der Stelle des Altenmünsters befand sich vor 764 ein Kloster, das auf einer kleinen Insel lag. 764 schenkten Graf Cancor und seine Mutter Williswinda das Kloster einem Verwandten, dem  Bischof Chrodegang aus Metz. Ab 767 errichtete man auf einer Sanddüne das Kloster Lorsch, dessen Kirche 774 geweiht wurde (Grundriss). Erdaufschüttungen und Aufmauerungen markieren die Umrisse der Anlage. Es gab in Lorsch übrigens noch ein drittes Kloster, das Kloster Hagen am Seehof (Grundriss). Der Lorsch Rundweg führt von der Weschnitz weg, auf der sogenannten Kulturachse gehen wir zurück in Richtung Kloster. Vor uns auf der rechten Seite steht ein langes hölzernes Gebäude: ein Tabakschuppen.

Vom Altenmünster zum Bahnhof

Tabakschuppen

Lorsch, Tabakscheune 20170609 001

In einem Tabakschuppen hängt man nach der Ernte die aufgefädelten Tabakblätter zum Trocknen an ein Holzgerüst auf. Um den Luftzug und somit das Raumklima zu kontrollieren, besitzt der Tabakschuppen an den Längsseiten viele Klappen, die je nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden. Die Trocknung dauert je nach Witterung und Blättern einige Wochen. Der Tabakschuppen stand ursprünglich in der südlichen Nachbargemeinde Hüttenfeld. 1965 versetzte man ihn an die geggenwärtige Stelle.

Wir setzen den Spaziergang fort und folgen der Kulturachse, überqueren die Odenwaldallee und gehen zur Klostermauer.

Klostermauer

Lorsch, Klostermauer (Lorsch Rundgang)

Von der um 774 erbauten Klostermauer hat sich ein etwa 500 m langer Abschnitt erhalten. Das Wort „Kloster“ leitet sich von dem lateinischen „claustrum“ ab, das einen abgeschlossenen Ort bezeichnet. Wir folgen der Klostermauer im Uhrzeigersinn. Der Weg biegt schließlich links ab, wir wenden uns aber nacht rechts und betreten erneut das Klostergelände. Schräg links liegen der Kräutergarten und die Zehntscheune.

Zehnscheune im UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch

Kräutergarten & Zehntscheune

Im Kräutergarten wachsen Pflanzen, die im Lorscher Arzneibuch erwähnt werden. Im Schaudepot Zehntscheune, um 1590 erbaut, werden u. a. Ausgrabungsfunde ausgestellt – auf Beschriftungen hat man verzichtet. Das Gebäude ist im Rahmen einer Führung zugänglich. Die große Platane vor der Zehntscheune ist eines von vier Naturdenkmälern in Lorsch (Liste).

Schillerstraße

Lorsch, Nibelungenstraße 56

Wir überqueren den Markplatz, gehen die Nibelungenstraße bis zur Einmündung in die Kirchstraße, wo wir scharf rechts abbiegen (Vor dem Fachwerkhaus Nibelungenstraße 56 erinnern mehrere Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus (Liste der Lorscher Stolpersteine).). Dann nehmen wir die erste Straße links (Schillerstraße) und die erste Straße rechts (Alexanderstraße).

Alexanderstraße

Alexanderstrasse 17 Lorsch (Rundgang Lorsch)

Die Straße verläuft in Nord-Süd-Richtung parallel zur Bahnhofsstraße, das Straßenbild ist aber ein anderes: Hier stehen keine barocken Fachwerkhäuser, sondern Wohnhäuser des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter villenartige Einfamilienhäuser, aber auch Reihenhäuser oder Mehrfamilienhäuser. Die Häuser Nr. 17, 21, 24 und 29 sind denkmalgeschützt. Am Ende der Alexanderstraße links in die Rheinstraße abbiegen. Dann in die zweite Straße rechts, die Klarastraße, biegen und an deren Ende rechts in die Lindenstraße biegen. Am Bahnhof schräg links ist der Lorsch Rundgang zu Ende.

UNESCO-Welterbe in der Nähe von Kloster Lorsch

Kloster Lorsch zählt zum UNESCO-Welterbe in Hessen. In der Nähe von Kloster Lorsch befinden sich zwei Welterbestätten:

  • Speyerer Dom. Südlich von Lorsch liegt die Altstadt Speyer am linken Rheinufer (UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz). Der romanische Speyerer Dom ist die größte romanische Kirche des Abendlands, Grablege der Salier und durch die Wölbung des Hauptschiffs bahnbrechend für den europäischen Sakralbau.
  • Grube Messel. Wo die Landesregierung eine Abfalldeponie plante, befindet sich dank einer Bürgerinitiative nun eine der drei UNESCO-Weltnaturerbestätten in Deutschland. Die Grube Messel ist eine der bedeutendsten Fossilienfundstellen Europas.

Lorsch Sehenswürdigkeiten (Überblick und Empfehlungen)

Lorsch Sehenswürdigkeiten (Überblick und Empfehlungen)

Karolingische Torhalle (Ansicht von Osten), eine der Sehenswürdigkeiten in Lorsch

Lorsch Sehenswürdigkeiten. Überblick

Lorsch, Marktplatz 3

Wer in Lorsch Sehenswürdigkeiten sucht, kommt an dem UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch nicht vorbei. Lorsch bietet sich an als Station für einen Urlaub, für einen Tagesauflug oder als Zwischenstopp einer Radtour.

Die Kleinstadt Lorsch liegt auf halber Strecke zwischen Heidelberg und Darmstadt. Im Westen fließt der Rhein, im Osten erstrecken sich Weinberge vor der burgenbekrönten Silhouette des Odenwalds. Rundherum eine an Naturschönheiten und Kulturdenkmälern reiche Landschaft. Man findet aber nicht nur in der Umgebung von Lorsch Sehenswürdigkeiten – auch in Lorsch gibt es einiges zu entdecken.

Sehenswürdigkeiten in Lorsch

  • UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch und Altenmünster (u. a. mit Torhalle, Klostermauern, Kirchenfragment, Freiluftlabor Laurensham und Museumszentrum),
  • Relikte der einst ortsbildprägenden Tabakkultur: Tabakscheune; ehemalige Tabakfabriken, Tabakmuseum,
  • Marktplatz mit Altem Rathaus und Tabakbrunnen,
  • eine der Hauptstraßen: Die Nibelungenstraße durchzieht den Ortskern von Westen nach Osten; Bahnhofsstraße, Römerstraße sowie Hügelstraße bzw. Hirschstraße bilden die Nord-Süd-Achse.
  • das wichtigste Gewässer: der Fluß Weschnitz,
  • eine der Grünflächen: Kräutergarten, Klostergelände, Klosterpark oder das Naturschutzgebiet Weschnitzinsel,
  • Spezialitäten der regionalen Küche, z. B. das Lorscher Welschbrot oder einen Wein aus einem der Winzerorte.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt die Welterbetour Lorsch.

Sehenswürdigkeiten bei Lorsch

Es ist einfach, auch außerhalb von Lorsch Sehenswürdigkeiten zu entdecken:

  • Durch Lorsch führen zwei Erlebnisstraßen: die Nibelungenstraße und die Siegfriedstraße.
  • Lorsch liegt bei der Bergstraße, die durch das Weinanbaugebiet Hessische Bergstraße führt – vorbei an zahlreichen hübschen Dörfern und alten Burgen.
  • Sehenswert sind mehrere (ehemalige und aktuelle) Kandidaten für das UNESCO-Welterbe, sowie zwei UNESCO Creative Cities.

Nibelungenstraße & Siegfriedstraße

Lorsch liegt an der Nibelungenstraße und der weiter südlich verlaufenden Siegfriedstraße. Die Nibelungen sind ein mittelalterliches Heldenepos, das in mehreren Handschriften erhalten. Kloster Lorsch wird in Handschrift C mehrmals erwähnt.

Nibelungenstrasse
Siegfriedstrasse

Route der Nibelungenstraße

Die 110 Kilometer lange Nibelungenstraße verläuft in West-Ost-Richtung zwischen Worms (im Westen) und Würzburg im Osten. Das gilt auch für die Siegfriedstraße, die aber weiter südlich verläuft und mit 150 Kilometer länger ist. Gemeinsam ist beiden der Bezug zur Nibelungensage, deren tragischer Held Siegfried ist (Webseite: http://www.nibelungen-siegfriedstrasse.de/). Die Gemeinden beider Straßen sind unter dem Namen „Nibelungenland“ im Internet präsent (Webseite: https://www.nibelungenland.net/)

Bergstraße

Die rund 68 Kilometer lange Bergstraße führt am Westrand des Odenwaldes in Nord-Süd-Richtung entlang. Das günstige Klima in der Rheinebene und die sanften Hügel begünstigen den Anbau von Wein oder südländischen Früchten, z. B. Mandeln. (Webseite: http://www.diebergstrasse.de/) Die Hessische Bergstraße ist eines von 13 Weinanbaugebieten in Deutschland; mit rund 440 Hektar das kleinste (das südlich anschließende Anbaugebiet Baden umfasst rund 16.000 ha). Von den  Weinbaugemeinden sei lediglich eine als Beispiel vorgestellt: Heppenheim, die Nachbargemeinde östlich von Lorsch.

Heppenheim Rathaus RZ

Heppenheim

Die Altstadt von Heppenheim (26.000 Einw.) ist durch zahlreiche Fachwerkhäuser geprägt, z. B. das Rathaus (Erdgeschoss 1551, Fachwerkaufbau 1705–06) am Marktplatz. Lorsch-Besucher*innen werden feststellen: Das Rathaus in Lorsch ist quasi eine Kopie des Heppenheimer Rathauses. Sehenswert ist außerdem der sogenannte „Dom der Bergstraße„: die neugotische Pfarrkirche St. Peter (erbaut 1900-04). Jährlich findet im letzten Juni-Wochenende der 10-tägige Bergsträßer Weinmarkt statt.  Webseite: https://www.heppenheim.de/heppenheim-erleben/sehenswuerdigkeiten

Starkenburg Schlossberg

Starkenburg

Oberhalb von Heppenheim thront die Starkenburg. Sie wurde vom Kloster Lorsch ab 1065 erbaut. 700 Jahre später gab man die Burg auf und sie verfiel. 1924 sprengte man den Bergfried wegen Baufälligkeit und baute ihn dann 1928–30 wieder auf, allerdings einige Meter weiter westlich. In der Burg befindet sich eine Jugendherberge (Webseite: https://www.jugendherberge.de/jugendherbergen/starkenburg-heppenheim-484/portraet/). 

Bensheim Auerbach - Schloss 18 ies

Schloss Auerbach

Laut einer Umfrage 2009 war die Torhalle von Kloster Lorsch das zweitbeliebteste Bauwerk – und Schloss Auerbach das beliebteste. Die Burg ist recht gut erhalten. Das Foto zeigt die Schildmauer mit dem Nordturm. Auf der Mauer wachst seit 300 Jahren eine Waldkiefer. Von der Burg hat man einen guten Ausblick auf den Odenwald und die Rheinebene. Webseite: https://www.schloesser-hessen.de/de/schloss-auerbach

Weitere Burgen oberhalb der Bergstraße sind:

Kandidaten für das UNESCO-Welterbe & Creative Cities in der Nähe von Lorsch

Von Lorsch kann man Touren zu mehreren Sehenswürdigkeiten unternehmen, die Kandidaten für das Welterbe waren oder sind:

Heidelberg: Welterbe-Kandidat & UNESCO Creative City Literature

Heidelberg Schloss Alte Brücke 20100626

Heidelberg (160.000 Einw.) zählt zu den wenigen Großstädten in Deutschland, die vom Zweiten Weltkrieg und dem autofreundlichen Stadtumbau weitgehend verschont geblieben sind. Die barocke Altstadt ist so gut erhalten, dass sie mit dem Heidelberger Schloss von 1999 bis 2014 für das UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen wurde, allerdings vergeblich. Erfolgreich war allerdings ein anderer Versuch: Heidelberg ist seit 2014 UNESCO Creative City of Literature (https://www.unesco.org/en/creative-cities/heidelberg).

Einen guten Ausblick auf Stadt und Neckar hat man von der Ruine des Heidelberger Schlosses. Es war die Residenz eines der sieben Kurfürsten, des Pfalzgrafen bei Rhein (Webseite: https://www.schloss-heidelberg.de/start). Die Heidelberger Universität wurde 1386 gegründet und ist die älteste Deutschlands. Mit der Bergbahn kann man zur Molkenkur (Café) und weiter zum Berg Königsstuhl fahren. Dort liegt das Märchenparadies Heidelberg, ein Freizeitpark für Kinder. Heidelberg ist ein Touristenmagnet und entsprechend gut besucht (Webseite: https://www.heidelberg.de/hd/HD/Besuchen.html).

Schwetzingen

Schwetzingen Schlosspark Eingangsbereich Luftbild

Im Städtchen Schwetzingen (22.000 Einw.; https://www.schwetzingen.de) liegt die ehemalige Sommerresidenz der pfälzischen Kurfürsten, das Schwetzinger Schloss (1350 erstmals erwähnt; Umbau zum Schloss ab 1697). Sehenswert ist vor allem der Schlosspark Schwetzingen, der einen Barockgarten (siehe Foto) und einen großen Landschaftspark vereint (Webseite: http://www.schloss-schwetzingen.de/). Von 1999 bis 2014 stand Schwetzingen auf der Kandidatenliste für das UNESCO-Weltkulturerbe unter dem Titel: „Schwetzingen: Eine Kurpfälzische Sommerresidenz – Gartendesign und freimaurerische Anspielungen“.

Wormser Dom

Wormser Dom Lichtbruecke Worms

Der Wormser Dom wurde 1130–81 erbaut und stand von 1984–93 auf der Kandidatenliste für das UNESCO-Weltkulturerbe. Er zählt mit den Domen von Speyer und Mainz zu den drei großen Kaiserdomen am Rhein. Webseite: http://www.wormser-dom.de/

Worms (83.500 Einw.) zählt zu den ältesten Städten Deutschlands und hat daher ein reiches kulturelles Erbe. Die Nibelungenstadt kann über die erfolglose Kandidatur des Doms gelassen hinwegsehen, denn eine weitere Kandidatur mit Wormser Beteiligung war 2021 erfolgreich: Worms zählt mit Speyer und Mainz zu den SchUM-Städten.

Mannheim: UNESCO Creative City of Music

Der Friedrichsplatz und der Wasserturm

Die Großstadt Mannheim (310.000 Einw.) liegt an der Mündung des Neckars in den Rhein. Die Altstadt ist in Quadrate eingeteilt; die Straßen haben keinen Namen, sondern eine Kombination aus Buchstaben und Nummern. Mannheim war eines der Vorbilder für die US-Hauptstadt Washington. Der Wasserturm am Friedrichsplatz ist das Wahrzeichen der Stadt. Mannheim ist seit 2014 UNESCO City of Music https://www.unesco.org/en/creative-cities/mannheim).

Die Nachbarstadt Ludwigshafen am Rhein (172.000 Einw.) auf der pfälzischen Rheinseite ist eine Industriestadt, bekannt als Standort der BASF und Geburts- und Wohnort des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (1930–2017). Beide Städte weisen wenig alte Bausubstanz auf: Mannheim wurde im 18., Ludwigshafen erst im 19. Jahrhundert gegründet. Beide Industriestädte erlitten im Zweiten Weltkrieg durch Bombardierungen schwere Schäden.

Sonstige Sehenswürdigkeiten

Es seien noch zwei Sehenswürdigkeiten vorgestellt: die eine liegt quasi in der Nachbargemeinde von Lorsch, die andere weiter weg:

BiblisKKW2018-01-14-15-27-02

Atomkraftwerk Biblis

Nicht nur Klöster und Burgen sind Teil der deutschen Geschichte, auch Atomkraftwerke zählen bald dazu. Das AKW Biblis steht bei der Gemeinde Biblis am Rhein. Baubeginn war 1970 (Biblis-A) und 1972 (Biblis-B). 2017 wurden beide Blöcke stillgelegt. Die Anlage wird abgerissen und soll durch ein Gaskraftwerk ersetzt werden. Im Informationszentrum Biblis informiert RWE, das AKW ist besuchbar. Webseite: https://www.group.rwe/unser-portfolio-leistungen/betriebsstandorte-finden/kernkraftwerk-biblis. Etwas andere Informationen zum AKW Biblis bietet Greenpeace: https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/stoerfall-im-akw-biblis-vertuscht. Das nächste AKW in Baden-Württemberg ist Philippsburg, das ebenfalls abgerissen wird.

Hirschhorn und das Neckartal

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Das malerische Neckartal mit zahlreichen Burgen erstreckt sich im Süden und Osten von Lorsch und ist ebenfalls eine Reise wert. Direkt am Neckar liegt das Städtchen Hirschhorn (3.400 Einw.; https://www.hirschhorn.de/).

Eine gut erhaltene Stadtmauer umgibt die Altstadt und führt hinauf zur Burg Hirschhorn. Sie wurde um 1260 erbaut und später erweitert. Webseite: https://www.schloesser-hessen.de/de/burg-hirschhorn

UNESCO-Welterbe in der Nähe von Lorsch

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Speyerer Dom (29 km)

Auf der linken Rheinseite, direkt am Rheinufer, steht der Speyerer Dom. Er ist die größte romanische Kirche der Welt. Sehenswert sind die Speyerer Altstadt und das Technik-Museum Speyer. Durch die Altstadt führt der Speyer Rundgang.

Jüdischer Friedhof Heiliger Sand in Worms (Kandidat für das UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz)

Speyer (SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz) (29 km)

Auf der westlichen Rheinseite, in Rheinland-Pfalz, kandidieren seit 2015 drei Stätten jüdischen Glaubens für das Welterbe: der Judenhof (Speyer), Friedhof Heiliger Sand (Worms) und der Jüdische Friedhof in Mainz (UNESCO-Webseite: http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5975). Lorsch liegt Worms am nächsten; Speyer im Süden und Mainz im Norden sind von Lorsch etwa gleich weit entfernt.

Grube Messel: Hassiacosuchus haupti

Grube Messel (32 km)

Die nächstgelegene Weltnaturerbestätte ist die Grube Messel nördlich von Lorsch. Sie ist eine der bedeutendsten Fossilienfundstellen der Welt. Der Messel Rundgang führt zu Sehenswürdigkeiten in Messel und zur Grube Messel.

Hamburg Sehenswürdigkeiten (Übersicht & Empfehlung)

Hamburg Sehenswürdigkeiten

Zu Besuch im hohen Norden

Elbphilharmonie, Hamburg

Hamburg Sehenswürdigkeiten. Übersicht


Es ist einfach, in Hamburg Sehenswürdigkeiten für den eigenen Geschmack und Geldbeutel zu finden: Die Metropole Nordeutschlands ist mit bedeutenden Bauwerken, zahlreichen Museen, Theatern und Straßenkunst reich gesegnet. Wer Hamburg besucht, sollte folgende Highlights nicht verpassen:

  • das UNESCO-Weltkulturerbe Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus,
  • den größten Hafen Deutschlands: den Hamburger Hafen,
  • eine der wichtigsten Straßen Hamburgs: Mönckebergstraße, Spitalerstraße (Haupteinkaufsstraßen), Jungfernstieg, Hafenstraße Ballindamm (Uferstraßen),
  • die Alster mit den Alsterschwänen,
  • die Hamburger Streetart,
  • einen der größeren Plätze: Rathausplatz, Burchardplatz, Gerhard-Hauptmann-Platz,
  • eine der Hauptkirchen: St. Jacobi, St. Katharinen, St. Nikolai oder St. Petri. Vom Turm der St. Nikolai-Kirche hat man einen guten Ausblick auf Hamburg.,
  • mehrere Fleete und Brücken (Hamburg ist Brückenhauptstadt Europas!),
  • eines der Museen (je nach Interesse), z. B. das Speicherstadtmuseum,
  • eine der Grünanlagen: Planten un Blomen, Alter Elbpark oder Alsterpark,
  • eine der Erlebnis-Attraktionen: z. B. Miniatur Wunderland Hamburg, ein Musical oder Hamburg Dungeon,
  • eines der zahlreichen Cafés, Kneipen und Restaurants, um die Hamburger Küche zu probieren, z. B. Labskaus, Hamburger Aalsuppe, Scholle Finkenwerder Art oder Franzbrötchen,
  • einen Eindruck von Lebensart und Sprache gewinnen. 

UNESCO-Welterbe in Hamburg

Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten in Hamburg zählen die zwei Welterbestätten:

  • Speicherstadt und Kontorhausviertel mit dem Chilehaus“ sind seit 2015 UNESCO-Weltkulturerbe
  • Das „Hamburgische Wattenmeer“ bei der Insel Neuwerk ist UNESCO-Weltnaturerbe.
Blick von der Poggenmühlbrücke westwärts in den Holländischbrookfleet auf das Wasserschloss in der Speicherstadt (UNESCO-Welterbe in Hamburg)
Hamburg.Skylift.Kontorhausviertel (UNESCO-Weltkulturerbe in Hamburg)

Speicherstadt & Kontorhausviertel

Direkt an der Elbe liegt die Speicherstadt. In einem der alten Backsteinspeicher befinden sich u. a. das MiniaturWunderland Hamburg sowie das Speicherstadtmuseum. Das Foto oben zeigt die Speicherstadt; das Foto links das Kontorhausviertel mit dem zentralen Burchardplatz.

Neuwerk Turmwurt: Staatscheune, Großer Leuchtturm und Schulgebäude (im UNESCO-Welterbe Hamburgisches Wattenmeer)
Neuwerker Watt (Sehenswürdigkeit in Hamburg)

Hamburgisches Wattenmeer

Hamburg besteht aus zwei Gebieten: der Stadt an der Elbe und einem Stück Wattenmeer um die Insel Neuwerk an der Elbemündung. Der Leuchtturm Neuwerk (erbaut 1300-10) ist das älteste Gebäude Hamburgs. Das Hamburgische Wattenmeer zählt – mit dem von Niedersachsen und Schleswig-Holstein zum UNECO-Welterbe Wattenmeer. Reizvoll ist eine Wattwanderung an der frischen Luft. Für einen Stadtbummel ist die Exklave zu weit weg.

Hamburger Hafen

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Karte Hamburger Hafen nördlich der Norderelbe

Der Hamburger Hafen ist Deutschlands größter Seehafen. Bei der Hammaburg existierte schon im 9. Jahrhundert ein Hafen. Im Hamburg feiert man jährlich am 07. Mai mit einem Volksfest den Hafengeburtstag (Webseite: http://www.hamburg.de/hafengeburtstag/).

Das ganze Jahr über bieten verschiedene Veranstalter Hafenrundfahrten durch das Hafengebiet an. Sie dauern eine bis fünf Stunden. Einige führen auch durch die Kanäle der Speicherstadt. Ausgangspunkt sind meist die St. Pauli-Landungsbrücken (siehe Foto oben). Webseite: http://www.hamburg.de/hafenrundfahrt

Das neue Wahrzeichen Hamburgs, die Elbphilharmonie, ist ein Speichergebäude (Kaispeicher A, 1963), den die Architekten Herzog & de Meuron 2007-16 aufstocken ließen. In dem Gebäude befindet sich der Konzertsaal des NDR- Elbphilharmonie Orchesters und ein Hotel. Webseite: http://www.elbphilharmonie.de/

Ein zweites Konzerthaus ist die Laiszhalle (Symphoniker Hamburg; Webseite: https://www.symphonikerhamburg.de/). In der Staatsoper Hamburg spielt das Philharmonische Staatsorchester Hamburg (Webseite: http://www.staatsorchester-hamburg.de/).

Sehenswerte Architektur in Hamburg

Da es in Hamburg Sehenswürdigkeiten in große Zahl gibt, kann nur eine sehr kleine Auswahl vorgestellt werden. Wenn man vom Hamburger Hauptbahnhof (im Osten) durch die Innenstadt westwärts geht, gelangt man zu folgenden Sehenswürdigkeiten.

Hamburg Hauptbahnhof
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Rathaus & Hauptbahnhof

Der Hamburger Hauptbahnhof ist Deutschlands meistfrequentierter Bahnhof. Das Bahnhofsgebäude (erbaut 1904-06) befindet sich am Ostrand der Altstadt; in der Nähe liegt das Kontorhausviertel.

Durch die Mönckebergstraße (Fußgängerzone) gelangt man westwärts zum Hamburger Rathaus am Rathausmarkt. Das große Gebäude besitzt eine prächtige Ausstattung. Mehr Infos zum Hamburger Rathaus.

Michel (Hauptkirche Michaeliskirche in Hamburg)
Flussschifferkirche Hamburg im Zollkanal

Kirchen in Hamburg

Zu den bedeutendsten Hamburger Kirchen zählen die fünf Hauptkirchen, die sich alle im Zentrum Hamburgs befinden:

  • die barocke Michaeliskirche, die auf der Zwei-Euro-Münze abgebildet ist;
  • die St. Petrikirche an der Mönckebergstraße ist die älteste Pfarrkirche Hamburgs. Der Kirchturm ist begehbar.
  • Die Jacobikirche steht an der Steinstraße und wurde – wie die anderen Kirchen – im Zweiten Welkrieg schwer beschädigt. Erhalten haben sich ua. vier Altäre und die wertvolle Arp-Schnitger-Orgel, die größte Barockorgel Nordeuropas.
  • Der 147 m hohe Turm der Kirchenruine St. Nikolai war das höchste Gebäude der Welt und dient als Gedenkstätte.
  • Die Katharinenkirche (Turm 13. Jh.) steht am Zollkanal gegenüber der Speicherstadt.

Sehenswert ist auch die Flussschifferkirche im Zollkanal (Mehr Infos zur Kirche und zum Zollkanal).

Wandmalerei am Grünspan, Hamburg 1968 von Werner Nöfer

Streetart

Wer Kunst sehen will, muss nicht unbedingt ins Museum gehen. Auf Schritt und tritt begegnet man auch im öffentlichen Raum Kunstwerken. Das Foto links zeigt ein Wandbild in St. Pauli beim Grünspan (heute: Gruenspan, siehe unten). Bilder unten: links: Gemeindehaus St. Pauli (Antoniestraße 12, Hamburg St. Pauli). Mitte: Das höchste Grafitto der Welt (laut Guinessbuch der Rekorde 1996) befindet sich in Hamburg-Lohbrügge. Rechts: Die großen Wandflächen der zahreichen Hochbunker bieten sich als Malgrund an, z B. der Hochbunker Löwenstraße.

Einen Überblick über einen kleinen Teil der Streetart in Hamburg (und anderen Städten) bietet die Webseite: https://streetartfinder.de/?stadt=hamburg

Graffiti in Hamburg: Gemeindehaus St. Pauli (Antoniestraße 12, Hamburg St. Pauli)

Zeichen der Zeit Hochhaus-Graffiti

Hochbunker Löwenstraße
Flakturm IV (Hamburg-St. Pauli).crop.phb.ajb

Flaktürme

Hamburg ist neben Berlin und Wien eine von drei europäischen Städten mit großen Flaktürmen. Das Foto zeigt den G-Turm (Gefechtsturm) von Flakturm IV am Heiligengeistfeld, das sich am Ostrand der Altstadt erstreckt. Auf dessen vier Türmen war die schwere Flak stationiert; die Balkone sollten leichte Flak aufnehmen. Die Leitung erfolgte durch den (abgerissenen) L-Turm. In Hamburg-Wilhelmsburg (Flakturm VI) wurde der G-Turm zum Energiebunker umgebaut.

Dollhouse, Große Freiheit in St. Pauli, Hamburg

Reeperbahn

Am Millerntorplatz beginnt die Reeperbahn, eine lange Straße, die nach Altona führt. Viele Besucher*innen zweigen aber vorher in eine der Seitenstraßen ab, z. B. am Beatles-Platz in die Große Freiheit. Hier gibt es mehrere Nachtclubs, z. B. der Indra-Musikclub, wo die Beatles ihre Weltkarriere starteten. Weitere (ehemalige) Clubs sind der legendäre Star-Club (2. Station der Beatles), der nur von 1962-69 existierte, sowie Große Freiheit 36 (http://www.grossefreiheit36.de/) oder Gruenspan (http://www.gruenspan.de/). Außerdem gibt es in dem Vergnügungsviertel Bars, Kneipen, Tatooläden, Travestieshows; in der Herbertstraße reihen sich Bordelle; die Davidwache ist die Polizeistation des Viertels.

Grünanlagen & Parks in Hamburg

Stadtpark Hamburg- Winterhude.Festwiese (Hamburg Sehenswürdigkeiten)

Zu den größten Grünanlagen in Hamburg zählen:

Rosengarten Friedhof Ohlsdorf (Hamburg)
Altonaer Volkspark: Pavillon im Schulgarten
Alstervorland an der Außenalster (Hamburg)

Hamburg: Brückenmetropole Europas

Hochstraße Elbmarsch mit Köhlbrandbrücke B010

Hamburg gilt als Brückenmetropole Europas – hier gibt es mehr Brücken als in Venedig. Das Foto zeigt die zwei längsten Straßenbrücken Deutschlands: die 4,2 km lange Hochstraße Elbmarsch und die 3,6 km lange Köhlbrandbrücke (Hintergrund). Mehr erfahren:

Hamburger Küche

Hamburger Pannfisch, 2016 (01 retuschiert)

Fischgerichte

Eine regionale Spezialität sind Fisch und Meeresfrüchte aus der Nordsee. Ein Beispiel ist Hamburger Pannfisch: Fisch mit Bratkartoffeln in Senfsauce. Die Foto unten zeigen (von links nach rechts) drei weitere Fischgerichte:

  • Hamburger Aalsuppe. Das Fleisch des vom Aussterben bedrohten Aals ist sehr fetthaltig. Die Hamburger Variante wird durch Backobst verfeinert. 
  • Bismarckhering mit Bratkartoffeln, Spiegelei und roter Beete. Bismarckhering ist Hering, der in einer Essig-Marinade eingelegt wird.
  • Finkenwerder Scholle. Die Scholle ist ein Plattfisch, der auf dem Meeresboden lebt. Benannt ist das Gericht nach dem westlichen Stadtteil Finkenwerder.
Hamburger Aalsuppe bei Hamburger Fischerstuben
GT Hering-Spiegelei.Bratkartoffeln 2
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Oberhafenkantine (Hamburger Rundstück)

Hamburger

Ist der Hamburger eine Hamburger Spezialität? Vielleicht: Ein Rundstück ist ein (rundes) Brötchen; ein Rundstück warm ist ein Brötchen mit warmem Bratenfleisch, Bratensauce und Beilage. Eine Variante besteht aus gebratenem Hackfleisch. Möglicherweise brachten Hamburger Auswanderer*innen das Rezept für ein solches Hackfleischbrötchen mit nach Amerika. Der Name „Hamburger“ stammt aber möglicherweise auch von der amerikanischen Übersetzung für Hackbraten: „hamburger steak“. Inzwischen gibt es in Hamburg fleischhaltige, vegetarische und vegane Burger (Vegane Restaurants in Hamburg findet man hier: https://www.veganguidehamburg.de/hamburg-vegan).

Hamburger Speck 1

Hamburger Speck & Süßes

Über den Hamburger Hafen werden große Mengen an Kaffee und Tee importiert. Dazu kann man verschiedene Süßwaren reichen:

  • Franzbrötchen ist Plunderteiggebäck. Das Rezept brachten wohl hugenottische Bäcker aus Frankreich mit.
  • Kopenhagener sind ebenfalls Plundergebäck, oft mit Pudding oder Fruchtfüllung.
  • Hamburger Speck bezeichnet Schaumzuckerwürfel in den Hamburger Farben Rot und Weiß.
Franzbroetchen (Hamburger Spezialität)
Mehrere Sorten Kopenhagener Gebäck;  Danish

UNESCO-Welterbe in der Nähe Hamburgs

Es gibt auch außerhalb von Hamburg Sehenswürdigkeiten, z. B. Welterbestätten in den beiden großen Nachbarstädten, die ebenfalls bedeutende Hansestädte waren und sind.

Luebeck Holstentor

Hansestadt Lübeck

Die Altstadt von Lübeck ist berühmt für das Holstentor, das Budenbrookhaus oder die Kirchen – Meisterwerke der Backsteingotik.

 Rathaus Bremen (UNESCO-Welterbe in Bremen)

Bremer Roland und Rathaus Bremen

Als herausragendes Beispiel der Weserrenaissance gilt das Bremer Rathaus. Der Roland ist die größte freistehende Statue des Mittelalters.

Henry Sloman: der Mann, der aus der Wüste kam

Henry Sloman: der Mann, der aus der Wüste kam

Vom kühlen Hamburg in die heiße Atacama-Wüste und zurück: Der Bauherr des Chilehauses, der Hamburger Unternehmer und Bankier Henry Brarens Sloman (1848 bis 1931), war in jungen Jahren weit herumgekommen.

Wasser und Wüste: Iquique

Pazifik-Küste bei Iquique.- panoramio - Jorge Manriquez P. (2)

Aufgewachsen in England, machte Henry eine Schlosserlehre in Hamburg, wo seine Verwandten die Sloman Reederei führten, Deutschlands älteste Reederei. 1869 wanderte Sloman nach Bolivien aus. Die nächsten Jahr arbeitete er dort für einen seiner Freunde, Hermann Fölsch, der in der Hafenstadt Iquique am Pazifik ein Salpeter-Unternehmen besaß.

Salpeter: das weiße Gold

Man bezeichnete Salpeter als das „weiße Gold“, denn er war im 19. Jahrhundert ein unverzichtbarer Rohstoff für die Herstellung von Düngemitteln, Sprengstoffen oder Farben. Die deutsche Landwirtschaft war einer der größten Abnehmer von Salpeter. Südamerikanische Staaten und europäische Investoren gierten nach den wertvollen Minen. 1879 entflammte zwischen Chile, Peru und Bolivien der Salpeterkrieg, aus dem Chile  – mit britischer Unterstützung – 1884 als Sieger hervorging. Die Salpeterminen um Iquique, bislang in Boliviens Süden, lagen nun in Chiles Norden.

Sloman in der Atacama-Wüste

Sloman machte sich 1892 weiter im Landesinneren, bei Tocopilla, mit mehreren Salpeterwerken selbständig: Buena Esperanza, Rica Aventura, Prosperidad, Grutas und Empresa (übersetzt: Gute Hoffnung, Reiches Abenteuer, Wohlstand, Grotten und Betrieb). 1905 – 1911 wurde mitten in der Wüste ein Stausee angelegt, der Tranque Sloman, der die Minen mit billigem Strom versorgte.
Anfiteatro, Valle de la Luna, San Pedro de Atacama, Chile

Atacama - die Wüste

Humberstone-Salpeterwerk aus Vogelperspektive; UNESCO-Weltkulturerbe in ChileOfficina salitrera Humberstone 03

In den Minen arbeiteten tausende Männer unter Extrembedingungen, denn die Vorkommen befinden sich mitten in der Atacama-Wüste, der trockensten Wüste der Welt. Von den ehemals über hundert Minen (Liste) zählen zwei zum Weltkulturerbe: die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke.

Haber und Bosch - der Niedergang

Baracken im Humberstone-SalpeterwerkUNESCO-Weltkulturerbe in Chile

Eine Erfindung im fernen Deutschland führte zum Niedergang der Salpeter-Industrie: Die Chemiker Fritz Haber und Carl Bosch meldeten 1910 ein Verfahren zur künstlichen Salpeter-Herstellung als Patent an. Die Folgen waren einerseits der Chemie-Nobelpreis für Haber (1918) und Bosch (1931) und andererseits eine Krise für die Salpeterproduktion in Chile. Inzwischen sind die meisten Minen verlassen. Die beiden Weltkulturerbestätten Humberstone und Santa Laura zerfallen und stehen auf der Roten Liste des bedrohten Welterbes. An die zahlreichen Minenarbeiter erinnert heute wenig.

Sloman in Mecklenburg-Vorpommern

Slomans Alterssitz: Schloss Bellin bei Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern.
1898 kehrte Sloman nach Hamburg zurück. Er gründete eine Bank und erwarb 1910 als Altersruhesitz das abgelegene Schloss Bellin. Es liegt südlich von Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. In dem Park befindet sich auch das Mausoleum, das Sloman für sich und seine Frau erbauen ließ. Nach der Wende kauften die Nachkommen Slomans das Anwesen auf und richteten dort ein Hotel ein.

Hamburg: Chilehaus

Im fortgeschrittenen Alter, mit 74 Jahren, wagte sich Sloman an ein ambitioniertes Unternehmen: den Bau des größten Kontorhauses Hamburgs mitten in der Wirtschaftskrise der 20er Jahre. Da es in Hamburg bereits ein Slomanhaus gab, erhielt das Gebäude nicht den Namen des Bauherren. Sloman benannte das Haus nach dem Staat, dessen Naturschätzen und Menschen er viel zu verdanken hatte: Chile, symbolisiert durch den steinernen Kondor an der Spitze des Chilehauses.
Chilehaus (Hamburg-Altstadt).Blick von Osten