Brücken am Zollkanal

Speicherstadt (Hamburg-HafenCity).Zollkanal.14863.ajb

Acht Brücken führen von der nördlich gelegenen Altstadt über den Zollkanal in die Speicherstadt. Die älteren Brücken sind aufwändig und repräsentativ, die neueren Brücken schlichter. So oder so: Die Brücken sind Zeugen vom Kommen und Gehen der vielen Hamburger, die in der Speicherstadt arbeiteten, und das Werk namhafter oder in Vergessenheit geratener Architekten und Bildhauer.

Die Brücken bieten Ausblicke auf Sehenswürdigkeiten am Zollkanal und im UNESCO-Welterbe Speicherstadt – und führen zu ihnen. Von Westen nach Osten überqueren folgende Brücken den Zollkanal:

Niederbaumbrücken

Niederbaumbrücke (Hamburg).ajb

Die Niederbaumbrücken sind zwei nebeneinanderliegende Bogenbrücken zwischen Baumwall und Kehrwieder:

  • Die östliche Brücke wurde 1957 errichtet.
  • Die westliche Brücke (1978) befindet sich an der Stelle einer 1878 bis 1880 errichteten Drehbrücke, die von 1911 bis 1912 zu einer festen Brücke umgebaut wurde.

Namensgeber ist der Niederbaum, eine schwimmende Holzkonstruktion, die die westliche Hafeneinfahrt versperrte (Vgl. Oberbaumbrücke.). Die Brücken bieten sich als Start- oder Endpunkt für einen Rundgang durch die Speicherstadt an, denn sie sind gut erreichbar über die nahe gelegene Haltestelle „Baumwall (Elbphilharmonie)„(Webseite: https://www.hochbahn.de/hochbahn/hamburg/de/Home/Naechster_Halt/Hamburg_erleben/elphi_flotte)

Kehrwiedersteg

Kehrwiedersteg (Hamburg)

Der Kehrwiedersteg führt als Fußgängerweg über zwei Brücken:

  • Eine Schrägseilbrücke überspannt zwischen Altstadt und Kehrwieder den Zollkanal. Das zinnenbewehrte Gebäude am Altstadtufer (Hohe Brücke 2) ist das Kranwärterhaus.
  • Zwischen Kehrwieder und Am Sandtorkai führt dann eine Bogenbrücke über die Kehrwiederfleet.

Kurz vor dem Altstadtufer zweigt ein Steg vom Kehrwiedersteg ab zur Flussschifferkirche.

Flussschifferkirche-neue-Farbe2 Flussschifferkirche innen, Zollkanal Hamburg

Flussschifferkirche

Von außen ist kaum erkennbar, dass das Schiff, das im Zollkanal vor Anker liegt, eine Kirche ist. Das 1906 gebaute Schiff wurde 1952 zur evangelischen Schiffskirche umgebaut und liegt seit 2006 im Zollkanal. Die Schiffskirche ist ein Leichter (Schiff ohne Antrieb) und kann sich aus eigener Kraft nicht fortbewegen. Mit der Barkasse „Johann Hinrich Wichern“ (siehe Foto) erfolgt die seelsorgerische Betreuung der Binnenschiffer*innen. Sie ist benannt nach dem Erfinder des Adventskranzes und Begründer der Binnenschiffahrts-Seelsorge.  Webseite: http://www.flusschifferkirche.de/

Die Flussschifferkirche ist eine von deutschlandweit sechs Schiffskirchen (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenboot).

Brooksbrücke

Die Brooksbrücke über den Zollkanal (c.1895)

Die 1887 zwischen Cremon und Brook errichtete Brooksbrücke ist eine ca. 50 m lange Bogenbrücke auf Steinstützen. Diese tragen vier von J. J. Darboven gestiftete Bronze-Statuen, die Jörg Plickat zwischen 2001 und 2006 anstelle kriegszerstörter Skulpturen erstellt hat. Nordseite: Hammonia (Schutzgöttin Hamburgs) und Europa (anstelle der Germania); Südseite: St. Ansgar (erster Erzbischof Hamburgs) und Barbarossa (gewährte Hamburg 1189 Zoll- und Handelsfreiheit).

Anleger Zollkanal

Schiffsanlegerbrücke

Brücken können nicht nur von einem Ufer zum anderen führen, sondern auch von einem Ufer zu einem Schwimmanleger. Ein Beispiel ist der Schiffsanleger zwischen Brooksbrücke und Kibbelsteg. Er besteht aus zwei Teilen:

  • dem floß-ähnlichen Ponton. Er dient dem Ein- und Ausstieg von den anlegenden Schiffen.
  • mehreren Pfählen, an denen der Ponton gleitend befestigt ist.

Die größten Schwimmanleger Deutschlands dümpeln nur wenige hundert Meter weiter westlich. Es sind die zehn St. Pauli-Landungsbrücken. Durch den Zollkanal und zu den Landungsbrücken fahren die Schiffe der Maritime Circle Line (Webseite: https://maritime-circle-line.de/fahrplan/)

Kibbelstegbrücken

Hamburg, Speicherstadt, Kibbelstegbrücke -- 2016

Kibbelstegbrücken: Der 2001 bis 2002 nach den Plänen von von Gerkan, Marg und Partner errichtete Fußgängersteg führt über eine große und zwei kleine Bogenbrücken: Große doppelstöckige Bogenbrücke auf Betonstützen zwischen Cremon und Wandrahm, doppelstöckige Bogenbrücke über Brooksfleet zum Großen Grasbrook, dort überspannt die dritte Bogenbrücke die Straße Am Sandtorkai. Die Gesamtlänge beträgt rund 220 Meter.

Jungfernbrücke

Jungfernbrücke (Hamburg).Detail.ajb

Nicht zu verwechseln mit dem Jungfernstieg, die westliche Uferstraße entlang der Binnenalster, ist die Jungfernbrücke: eine 1887 bis 1888 errichtete 41 m lange Bogenbrücke zwischen Grimm und Wandrahm, reserviert für Fußgänger.

Kornhausbrücke

Kornhausbrücke in Speicherstadt Hamburg, by night

Die 1886 bis 1888 zwischen Grimm und Wandrahm errichtete Kornhausbrücke ist eine Sichelbogenbrücke auf steinernen Auflagern mit abgehängter Fahrbahn. Auf den Auflagern erheben sich Statuen von 1903 (Nordseite: Christoph Kolumbus (Bildhauer: Carl Börner) und Vasco da Gama (Bildhauer: Hermann Hosaeus); Südseite: Ferdinand Magellan und James Cook (beide nicht mehr vorhanden). Benannt ist die Brücke nach dem abgerissenen Kornhaus.

Wandrahmsteg

Wandrahmsteg (Hamburg)

Der 1960 bis 1962 erbaute Wandrahmsteg führt von der Speicherstadt zur Kontorhausviertel. Es handelt sich um einen schlichte Balkenbrücke für Fußgänger*innen.Das Foto zeigt den Wandrahmteg mit Blick nordwärts zum Meßberghof (mit dem Chocoversum Hachez). Links davon, hinter den Bäumen, steht das weltberühmte Chilehaus. Rechts außerhalb des Bildes erhebt sich auf dreieckigem Grundriss das  2002 vollendete Deichtor-Center, ein zehnstöckiger Bürobau von Hadi Teherani.

Oberbaumbrücke

Oberbaumbrücke (Hamburg-Altstadt).ajb

Die benachbarte Oberbaumbrücke ist benannt nach dem Oberbaum, der die östliche Hafeneinfahrt blockierte (Vgl. Niederbaumbrücke.). Die Balkenbrücke zwischen Deichtorplatz und Wandrahm wurde 1960 bis 1962 in der Nähe der ehemaligen „Gross Ericusbrücke“ errichtet. Sie ist die östlichste Brücke, die über den Zollkanal in die Speicherstadt führt. Von ihr hat man einen guten Blick zur Oberhafenbrücke.

Oberhafenbrücke

Oberhafenbrücke.Metronom.pano.wmt

 Die Oberhafenbrücke führt kurz vor dem Zollkanal über den Oberhafenkanal, der sich an der Ericusspitze aufteilt in Zollkanal und Ericusgraben. (Das Foto zeigt die Oberhafenbrücke mit Blick von der Ericusspitze.) Die Oberhafenbrücke ist eine doppelstöckige Fachwerkbrücke. Auf der oberen Ebene fahren Züge, auf der unteren der Straßenverkehr. Die alte Brücke (erbaut 1902-04) besaß eine Drehbrücke und wurde 2007 durch einen sehr ähnlichen Neubau ersetzt. Der große Pfeiler (dritter von rechts) trug früher den Drehmechanismus.

Zollkanal

Schild mit der Aufschrift ZOLLGRENZE ( Deutsches Zollmuseum Hamburg)

Zollgrenze Zollkanal

Der Zollkanal grenzte das Zollfreigebiet Speicherstadt ab. Man konnte Waren aus dem Ausland in die Speicherstadt ein- und ausführen oder dort lagern, ohne Zoll zahlen zu müssen. Seit 2013 hat Hamburg keine Zollfreizone mehr. In Deutschland gibt es noch zwei Freizonen:

  • der Freihafen Bremerhaven ist 4 km² groß und von einem zehn Kilometer langen Zollzaun umgeben.
  • der Freihafen Cuxhaven ist 0,15 km² groß und von einem 600 Meter langen Zollzaun umgeben.

Ausführlicher informiert der Zoll auf der Webseite: https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Zoelle/Zollverfahren/Freizonenverfahren/Allgemeines/allgemeines_node.html

Deutsches Zollmuseum, Zollkreuzer Oldenburg und Zollabfertigungshalle am Zollkanal in Hamburg, Germany - panoramio (137)

Deutsches Zollmuseum

Östlich der Kornhausbrücke befindet sich das Gebäude des Zollamts Kornhausbrücke (erbaut 1900), das bis 1984 der Verzollung von Teppichen diente. Dort ist inzwischen das Deutsche Zollmuseum, untergebracht. Das Foto zeigt den Zollkanal mit dem Zollkreuzer Oldenburg (links), einer ehemaligen Zollabfertigungshalle auf einem Ponton und im Hintergrund das Gebäude des Deutschen Zollmuseums. Webseite: https://www.zoll.de/DE/Der-Zoll/Zollmuseum/zollmuseum_node.html

Valentin Ruths Boat House at Hamburg

Baumhaus Hamburg

Eine Zollgrenze gab es in Hamburg schon vor Bau des Zollkanals. Zu den markantesten Zollbauwerken zählte das Niederbaumhaus (oder kürzer: Baumhaus). Es stand an der Stelle der Haltestelle Baumwall, wurde 1662 erbaut und 1857 abgerissen. Im Konzertsaal (1. OG) wurden Werke der Komponisten Reinhard Keiser und Philipp G. Telemann uraufgeführt. Mehr Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Baumhaus_(Hamburg)

Brücken und Zollgrenzen in Deutschland

Der Hamburger Zollkanal und seine Brücken sind natürlich nicht die einzig bekannten ihrer Art. Es gibt in Deutschland Zollgrenzanlagen und Brücken, die ebenfalls bekannt und bedeutend sind.

Karte berlin akzisemauer

Berliner Zollmauer

Eine Oberbaumbrücke und Unterbaumbrücke gibt es auch in Berlin. Das ist kein Zufall, denn sie hatten ebenfalls eine Funktion als Zollgrenze. Die Karte zeigt den Verlauf der Berliner Zoll- und Akzisemauer (erbaut 1734-37). Sie war von 18 Toren unterbrochen. Das letzte erhaltene Zolltor ist zu Deutschlands wohl bekanntestem Nationalsymbol avanciert: das Brandenburger Tor.

Wismar Altstadt 09 Wismar, Blick auf den Hafen , links die Kogge Wismaria 12

Wismar: Altes Zollhaus und Baumhaus

Auch ein Baumhaus gab es nicht nur in Hamburg. Zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen die Altstadt Wismar und der Alte Hafen. Dort steht das Großherzogliche Zollhaus (Ende 19. Jhd.). Im Gebäude befinden sich im EG ein Restaurant und darüber Ferienwohnungen. Weiter hafenauswärts steht das Baumhaus (Anfang 18. Jhd.). Es ist benannt nach dem Baum, mit dem man die Hafeneinfahrt blockieren konnte. Das Foto unten zeigt das Baumhaus Wismar mit der Kogge Wismaria und einem alten Speichergebäude.

Auch in Stralsund, das mit Wismar eine Welterbestätte bildet, gibt es einen Hafen mit mehreren Brücken und Speichergebäuden sowie der Gorch Fock II.  

Von den Brücken über den Zollkanal hat man es nicht weit zu Deutschlands zwei längsten Brücken:

Hochstraße Elbmarsch mit Köhlbrandbrücke B010  Koehlbrandbruecke, Hamburg (P1080512)

Hochstraße Elbmarsch & Köhlbrandbrücke

In Hamburg stehen Deutschlands längste und zweitlängste Straßenbrücke (die längste Eisenbahnbrücke ist die Saale-Elster-Talbrücke mit 6465 m Länge):

  • Die Hochstraße Elbmarsch ist 4258 Meter lang. Sie wurde 1971-74 erbaut und verläuft in Nord-Süd-Richtung westlich des Köhlbrand. Sie führt die A 7 bis zum Elbtunnel.
  • Mit einer Gesamtlänge von 3618 m überquert die Köhlbrandbrücke den gleichnamigen Kanal. Die Brücke wurde 1970-74 erbaut und soll wohl 2030 abgerissen und durch einen Tunnel ersetzt werden. Die Planung teilten sich die auf  Brückenbau spezialisierten Architekten Paul Boué (1920-2016), Egon Jux (1927-2008) und Hans Wittfoht (1924-2011).

Das Foto links oben zeigt Deutschlands zwei längste Straßenbrücken: die Hochstraße Elbmarsch im Vordergrund und im Hintergrund die Köhlbrandbrücke (siehe auch Foto unten). Zusammen mit rund 400 Brücken machen sie Hamburg zur Brückenmetropole Europas.

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