UNESCO-Welterbe in Belarus (Weißrussland): 4 Sehenswürdigkeiten
UNESCO-Welterbe in Belarus – Überblick
Das UNESCO-Welterbe in Belarus umfasst vier Welterbestätten (Stand 2023):
- Zum UNESCO-Weltkulturerbe in Belarus zählen drei Stätten.
- Das UNESCO-Weltnaturerbe in Belarus besteht aus einer Stätte.
Das UNESCO-Weltdokumentenerbe in Belarus umfasst zwei Dokumente.
Das immaterielle Welterbe in Belarus zählt drei Kulturformen.
UNESCO-Welterbe in Belarus – Karte
UNESCO-Weltkulturerbe in Belarus – Liste
Jedes UNESCO-Weltkulturerbe muss mindestens eines von sechs Kriterien erfüllen. Die Liste mit dem UNESCO-Welterbe in Belarus ist chronologisch geordnet:
Gebäudekomplex Schloss Mir / Мір
Schloss Mir steht am Südrand der Kleinstadt Mir (Мір; 14.500 Einw.). („Mir“ bedeutet Welt und Frieden.) 1522 ließ der litauische Herzog Juri Illinitsch das burgähnliche Schloss mit vier Eck- und einem Torturm erbauen.
Die Familie Radziwiłł, benannt nach ihrem litauischen Stammvater Radvila (gestorben 1477), erwarb das Schloss 1568. Eine dreigeschossige Zweiflügelanlage entstand innerhalb der Festungsmauern. Nach mehreren Besitzwechseln und Zerfall diente Schloss Mir ab 1941 als Gefangenenlager für die Juden Mirs. Das Schloss wurde ab 1980 saniert und ist in staatlichem Besitz. Nördlich und südlich erstrecken sich Parkanlagen, im Süden liegt ein kleiner See. Webseite: https://mirzamak.by/en/
- Oblast: Hrodsenskaja
- Jahr: 2000
- Nr.: 625 (https://whc.unesco.org/en/list/625)
- Kriterien: ii, iv
Struve-Bogen
Jede Verbindung zwischen Nord- und Südpol, die auf der gekrümmten Erdoberfläche verläuft, ist ein Meridianbogen. Der deutsche Astronom Friedrich Wilhelm von Struve führte von 1816 bis 1855 Messungen an einem rund 3.000 km langen Meridianbogen durch. Durch die Messungen konnte Struve bestätigen, dass die Erde keine perfekte Kugel, sondern an den Polen abgeflacht ist.
Der Struve-Bogen führt (von Nord nach Süd) durch Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Belarus, Ukraine und Moldau. Von den 265 Messpunkten wurden für das Welterbe 34 ausgewählt. In Belarus zählen fünf Messpunkte zum Welterbe:
- Messpunkt 163: Tupischki bei der nord-belarusischen Stadt Aschmjany (14.000 Einw.) an der Grenze zu Litauen,
- Messpunkt 173: Lopati bei der westbelarusischen Stadt Selwa (6.600 Einw.)
- zwei Messpunkte 185, 186: Ossownitz und Leskowitschi (sowie der Hilfspunkt Tchekutsk) bei der Stadt Iwanawa (16.400 Einw.) im Südwesten von Belarus nahe der Grenzen zur Ukraine.
Die Karte links zeigt die Messpunkte des Struve-Bogens; rot markiert sind die ausgewählten Messpunkte des UNESCO-Welterbes.
- Oblast: Brest, Hrodsenskaja
- Jahr: 2005
- Nr.: 1187 (https://whc.unesco.org/en/list/1187)
- Kriterien: ii, iii, vi
Architektonisches und kulturelles Erbe der Adelsfamilie Radziwiłł in Njaswisch / Нясвіж
Die Stadt Njaswisch (Нясвіж; 15.400 Einw.) liegt in West-Belarus. Die Familie Radziwiłł besaß zahlreiche Güter in Litauen, Polen und Belarus, darunter zwei UNESCO-Welterbestätten: Neben Schloss Mir (siehe unten) seit 1533 auch Schloss und Stadt Njaswisch. Das architektonisches und kulturelles Erbe der Adelsfamilie Radziwill umfasst zwei Bauten:
- Schloss Njaswisch liegt am Ostrand der Stadt. Ab 1582 entstand an der Stelle einer Burg das Renaissanceschloss, das 1604 vollendet, 1706 zerstört und später auf- und ausgebaut wurde. Das Schloss diente zeitweise als Archiv für die Litauischen Martikel (Staatsarchiv des Großherzogtums Litauen).
- Die Fronleichnamskirche (1587–93) steht an der Zufahrt zum Schloss. Architekt war der Italiener Giovanni Maria Bernardoni (1541–1605), der sich die Hauptkirche der Jesuiten, Il Gesù in Rom, zum Vorbild nahme. Die Fronleichnamskirche dient als Grablege für mehrere Radziwill-Angehörige. Sie gilt als eine der ältesten Jesuitenkirchen der Welt und als älteste Barockkirche des Großherzogtums Litauen.
1562 druckte Szymon Budny (1530–93) in Njaswisch das erste Buch in belarusischer Sprache („Katichizis„). Sein Förderer, Mikołaj Radziwiłł, ließ außerdem 1563 die erste protestantische Bibel in polnischer Sprache übersetzen (allerdings gedruckt in Brest, daher „Brester Bibel“).
Webseite: https://niasvizh.by/en/
- Oblast: Minsk
- Jahr: 2005
- Nr.: 1196 (https://whc.unesco.org/en/list/1196)
- Kriterien: ii, iv, vi
UNESCO-Weltnaturerbe in Belarus
Waldgebiet Bialowieza
Der Wald Bialowieza liegt in Polen und Belarus. In dem rund 10.000 Jahre alten Urwald leben u. a. Wisente, Wölfe und Luchse sowie über 250 Vogelarten. Der Wald war ein beliebtes Jagdgebiet der polnischen Könige und der russischen Zaren. Das Welterbe teilt sich folgendermaßen auf:
- Belarus: 823 km² Kernzone, 1.309 km² Pufferzone
- Polen: 596 km² Kernzone, 358 km² Pufferzone
Inmitten des Waldes auf (polnischer Seite) liegt das Dorf Białowieża. Dort stand im 15. Jh. ein weißgestrichener Holzturm (polnisch „biała wieża“ = weißer Turm), nach dem Dorf und Wald benannt sind.* Die Randbereiche des Wandgebietes zählen nicht zum Welterbe.
Der belarusische Teil des Welterbes wird durch den Nationalpark Belaweschskaja puschtscha gebildet. Webseite: https://www.belarus.by/en/travel/belarus-life/belovezhskaya-pushcha
- Oblaste: Brest, Hrodna
- Nr. 33 (http://whc.unesco.org/en/list/33)
- Jahr: 1979 (Polen); erweitert 1992 (Belarus) und 2014
- Kriterien: ix, x
* Der weiße Turm im Weltnaturerbe ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Weißen Turm (belarusisch: Belaja Wescha) in Kamenez: Der 30 m hohe Rundturm stand von 2004 bis 2015 auf der Kandidatenliste. Er befindet sich südlich des Waldgebietes und soll nach diesem benannt sein. Allerdings wurde der Backsteinturm bereits 1276–88 erbaut. Auftraggeber war der Fürst von Galizien-Wolhynien. In Belarus wurden noch weitere solcher Türme erbaut (u. a. in Brest), die aber inzwischen zerstört sind.
UNESCO-Biosphärenreservate in Belarus
Es gibt drei UNESCO-Biosphärenreservate in Belarus, von denen eines (das Waldgebiet Bialowieza) zugleich UNESCO-Weltnaturerbe ist. Die zwei anderen Biosphärenreservate sind:
- Berezinskiy Biosphärenreservat (1978; https://en.unesco.org/biosphere/eu-na/berezinskiy), ehemaliger Kandidat für das UNESCO-Welterbe (1991–92).
- Pribuzhskoye Polesie / Westpolesien (2003, zusammen mit Polen und der Ukraine; https://en.unesco.org/biosphere/eu-na/west-polesie)
Westpolesien
Westpolesien liegt im Süden von Belarus entlang der Grenze zur Ukraine. (Ostpolesien erstrekt sich in der Nordukraine und z. T. in Russland.) Annähernd parallel zur belarusisch-ukrainischen Grenze fließt der 775 km lange Fluss Prypjat ostwärts, um nach Tschernobyl in den Dnjepr zu münden. Beiderseits des Prypjat lieg das größte Sumpfgebiet Europas, die 90.000 km² großen Prypjatsümpfe. Das 2.630 km² große UNESCO-Biosphärenreservat umfasst lediglich einen kleinen Teil, der südlich von Brest liegt: Wald, Sumpf- und Seen-Gebiete in Belarus (480 km²), Polen (1.400 km²) und der Ukraine (751 km²).
Mehrere Kirchen in Polesien stehen auf der Kandidatenliste für das UNESCO-Welterbe in Belarus (siehe unten).
UNESCO-Weltdokumentenerbe in Belarus
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Belarus zählen zwei Dokumente:
- Radzwill-Archive und die Sammlung der Bibliothek Njaswisch (2009, zusammen mit Finnland, Litauen, Polen, Russland und der Ukraine)
- Dokument zur Gründung der Union von Lublin (2017, zusammen mit der Ukraine, Polen, Lettland und Litauen)
Immaterielles Kulturerbe in Belarus
Das immaterielle Kulturerbe in Belarus umfasst drei Kulturformen.
- Das Fest zu Ehren der Budslaŭer Marienikone (2018; https://ich.unesco.org/en/RL/celebration-in-honor-of-the-budslau-icon-of-our-lady-budslau-fest-01387)
- Zeidlerei (2020, gemeinsam mit Polen; https://ich.unesco.org/en/RL/tree-beekeeping-culture-01573)
- Strohflechterei (2022; https://ich.unesco.org/en/RL/straw-weaving-in-belarus-art-craft-and-skills-01889)
Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Belarus
Augustów-Kanal
Zu den Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Belarus zählt der 101 km lange Augustow-Kanal. Er ist benannt nach der nordostpolnischen Stadt Augustów (30.000 Einw.), ihrerseits benannt nach dem polnisch-litauischen König Sigismund II. August (1520–72).
Der 1826–39 erbaute Kanal verbindet die Flüsse Biebrza (somit auch die Weichsel) und Memel. 18 Schleusen überwinden 55 Höhenmeter. Der Kanal führt durch eine ruhige Wald- und Seenlandschaft. Die Kandidatur ist ein gemeinsamer Vorschlag von Polen und Belarus.
- Kandidatur seit: 2004
- Nr.: 1892 (http://whc.unesco.org/en/tentativelists/1892)
Wehrkirchen in Belarus, Polen und Litauen
Unter dem Titel „Wehrkirchen in Belarus, Polen und Litauen“ sollen mehrere Kirchen für das Weltkulturerbe vorgeschlagen werden. Bislang hat aber nur Belarus drei Kirchen auf die Kandidatenliste gesetzt: St. Johannes der Täufer (in Kamai), Mariä Geburt (in Murawanka) und die Kirche des Heiligen Erzengels Michael (siehe Foto) bei Synkawitschy. Die Wehrkirchen entstanden im 16. oder frühen 17. Jh. im Nordwesten von Belarus.
- Kandidatur seit: 2004
- Nr.: 1899 (https://whc.unesco.org/en/tentativelists/1899)
Hölzerne Kultbauten in Polesien (17. bis 18. Jahrhundert)
In der Landschaft Polesien (siehe oben UNESCO-Biosphärenreservat) prägte der Holzreichtum die Architektur. Ein Beispiel für die westpolesische Architektur ist die blau gestrichene St. Nikita Kirche (erbaut 1502). Sie steht in Zditovo (nordöstlich von Brest) am Nordufer des Flusses Muchawez.
- Kandidatur seit: 2004
- Nr.: 1901 (https://whc.unesco.org/en/tentativelists/1901)
UNESCO-Welterbe in Belarus besuchen
Belarus Flagge
1917 entwarf der Architekt und Politiker Klaudsij Szjapanawitsch Dusch-Duscheuski (1891–1959) eine weiß-rot-weiße Trikolore, die zweimal für kurze Zeit Flagge war: 1918 und 1990–95. Außerdem dient sie aktuell der Opposition als Flagge.
Die Bäuern Matrona Markewitsch entwarf 1917 das rot-weiße Strickmuster (Rushnik) „Die aufgehende Sonne“.
1951 schuf der belarusische Grafiker Nikolai Gusew (1899–1965) eine rot-grüne Flagge mit dem rot-weißen Muster – ergänzt durch Hammer, Sichel und Stern. 1995 übernahm man die Flagge, verzichtete aber auf Hammer, Sichel und Stern.
Aktuelle Reiseinfos Belarus
- Reisehinweise (Auswärtiges Amt): https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/belarus-node
- Wetter (UN-Wetterdienst): https://worldweather.wmo.int/en/country.html?countryCode=BLR
- Nachrichten (Deutsche Welle): https://www.dw.com/de/belarus/t-18456747
Länderinfo Belarus
- Einwohner*innen: 9.400.000
- Fläche: 207.595 km²
- Hauptstadt: Minsk
- Großstädte: Minsk (1,99 Mio.), Homel (537.000), Mahiljou (382.000), Hrodna (374.000), Wizebsk (365.000), Brest (350.000), Babrujsk (220.000), Baranawitschy (179.000), Baryssau (143.000), Pinks (138.000), Orscha (114.000)
- Nachbarländer: Lettland, Litauen, Polen, Russland, Ukraine
- Höchster Berg: Dsjarschynskaja Hara (345 m)
- Hauptgewässer: Prypjat / Prypjaz (775 km), Dnepr / Dnjapro (2.201 km); Naratsch (79,2 km²),
- Feiertage in Belarus: https://www.feiertage-weltweit.com/country/Belarus-Bielarus_26.htm
- Wohlstandsniveau: Belarus im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index)
UNESCO-Welterbe in der Nähe von Belarus
Das UNESCO-Welterbe in Belarus zählt zum UNESCO-Welterbe in Europa.
In der Nähe von Belarus befinden sich mehrere Welterbestätten:
- UNESCO-Welterbe im Baltikum (Estland, Lettland & Litauen)
- UNESCO-Welterbe in Polen
- UNESCO-Welterbe in Russland
- UNESCO-Welterbe in der Ukraine