UNESCO-Welterbe in Tirol: Sehenswürdigkeiten als Kandidaten
UNESCO-Welterbe in Tirol. Überblick
Für das UNESCO-Welterbe in Tirol kandidieren aktuell drei Stätten (Stand 2024):
- der Nationalpark Hohe Tauern kandidiert seit 2003 für das Weltnaturerbe (gemeinsam mit dem Bundesland Salzburg), Webseite: http://whc.unesco.org/en/tentativelists/1645
- die Kulturlandschaft Innsbruck-Nordkette/Karwendel steht seit 2002 auf der Kandidatenlliste für das Weltnaturerbe und das Weltkulturerbe (Webseite: http://whc.unesco.org/en/tentativelists/19).
- Hall in Tirol – Die Münze kandidiert seit 2013 für das Weltkulturerbe. Webseite: http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5801
Zu den ehemaligen Kandidaten zählt die Altstadt von Hall in Tirol. Sie war von 1994-2013 Kandidat für das Weltkulturerbe (Webseite: https://web.archive.org/web/20070611100951/http://whc.unesco.org/en/tentativelists/21)
Das immaterielle Kulturerbe in Tirol umfasst zahlreiche Kulturformen. Sie sind unten gegliedert nach den fünf Tiroler Regionen (Oberland, Unterland, Außerfern, Innsbruck und Osttirol).
Kandidaten für das UNESCO-Weltkulturerbe in Tirol
Altstadt von Hall in Tirol
Hall in Tirol ist eine Kleinstadt (14.100 Einw.) an der Inn. Der Ort wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt: als Saline. Das Foto zeigt (mit Blick nach Westen) den Oberen Stadtplatz. Links Teile der Josefskirche, im Hintergrund das alte Rathaus. Links außerhalb des Bildes (im Süden) liegt Burg Hasegg. Seit 2013 hat man die Kandidatur fokussiert: Statt der gesamten Altstadt von Hall in Tirol schickt man nur noch ein Gebäude ins Rennen: die Münze in Burg Hasegg.
Hall in Tirol - Die Münze
1486 wurden in Hall erstmals Silbermünzen („Tiroler Guldiner“, siehe unten) geprägt, deren Wert einem Gulden (Goldmünze) entsprach. Seit 1567 war Burg Hasegg die Münzstätte des Landes Tirol. Das Foto zeigt den Münzerturm (Obergeschosse von 1580). Über 200 Jahre prägte man in der Burg Münzen, u. a. mithilfe der weltweit ersten Prägemaschine. 1809 endete die Münzherstellung in Hall. Die zuletzt geprägten Münzen waren die Andreas-Hofer-Kreuzer, die an den Tiroler Freiheitskämpfer erinnern. In Burg Hasegg befindet sich das Münzmuseum „Alte Münze“. Webseite: http://www.muenze-hall.at/
Kulturlandschaft Innsbruck
Das Foto zeigt die Altstadt von Innsbruck mit Blick nach Norden. Die Straße Burggraben führt im Bogen von links unten zur Hofkirche. Vom Burggraben führt die im Schatten liegende Herzog- Friedrich-Straße zum Rathaus mit dem Stadtturm. Die kupfergrünbedachte Vierflügelanlage in der Bildmitte ist die Hofburg. Hinter ihr steht der Innsbrucker Dom. Die Grünfläche rechts oben ist der Hofgarten. Davor stehen Landestheater und das Haus der Musik. Der Fluß Inn fließt im Westen, einige Kilometer flussaufwärts liegt Hall in Tirol. Die Innbrücke (linker Bildrand), die der Stadt den Namen gab, führt zum Karwendelgebirge mit der Nordkette:
Kandidaten für das UNESCO-Weltnaturerbe in Tirol
Nordkette Karwendel
Nördlich von Innsbruck liegt das Karwendelgebirge, das über die Staatsgrenze bis nach Bayern reicht. Höchster Berg ist die Birkkarspitze (2749 m).
Die Nordkette ist der Gebirgszug des Karwendel, der Innsbruck am nächsten liegt. Er verläuft in West-Ost-Richtung. Höchster Berg der Nordkette ist der Kleine Solstein (2637 m).
Das Foto oben zeigt den Blick von der Bergiselschanze nordwärts – über Innsbruck hinweg auf die Nordkette. Die Bergiselschanze ist übrigens ein Werk der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid (1950-2016), die zu den bedeutendsten Architekt*innen der Gegenwart zählt. Sie war im Jahr 2004 die erste Frau, die den Pritzer-Preis erhielt.
UNESCO-Biosphärenreservat in Tirol
Es gab zwei UNESCO-Biosphärenreservate in Tirol. Österreich hat beide im Jahr 2014 aus der Liste austragen lassen.
Gossenköllesee
Der Gossenköllesee war mit einer Fläche von nur 0,85 km² das kleinste UNESCO-Biosphärenreservat. Der Hochgebirgssee selbst ist nur 0,16 km² groß. Der Gossenköllesee ist vor allem für die Forschung interessant. Das Institut für Ökologie der Universität Innsbruck betreibt in dem kleinen Haus am See eine Forschungsstation zur Gewässeruntersuchung. Webseite: https://www.uibk.ac.at/fakultaeten/biologie/alpine-forschungsstaetten/gossenkoellesee.html.de) Der Gossenköllesee ist touristisch nicht erschlossen.
Gurgler Kamm
Das UNESCO-Biosphärenreserat Gurgler Kamm war rund 15 km² groß. Der Gurgler Kamm bildet die österreichisch-italienische Grenze. Das Grenzgebiet liegt nun in einem Schutzgebiet mit geringeren Ansprüchen: im Naturpark Ötztal (Nordtirol; Webseite: https://www.naturpark-oetztal.at/) sowie im Naturpark Texelgruppe (Südtirol, Italien. Webseite: https://naturparks.provinz.bz.it/naturpark-texelgruppe.asp).
Immaterielles Kulturerbe in Tirol
Das immaterielle Kulturerbe in Tirol umfasst sehr viele Kulturformen in den fünf Regionen (Oberland, Unterland, Außerfern, Innsbruck und Osttirol). Dieser kulturelle Reichtum zwingt zur Auswahl: Pro Region wird lediglich eine Kulturform kurz vorgestellt, auf die anderen wird per Link verwiesen.
Immaterielles Kulturerbe im Tiroler Oberland
Das Tiroler Oberland umfasst die Bezirke Imst und Landeck. Die Bezirke liegen am Tiroler Oberlauf des Flusses Inn.
Rieselbewässerung im Tiroler Oberland (2018)
Im Tiroler Oberland praktizieren neun Waalgenossenschaften (u. a. in der Gemeinde Prutz, siehe Foto) die Rieselbewässerung. Ein Waal ist ein Kanal, der das Wasser von einem Bach zu den Wiesen leitet. Die Waalmeister bestimmen Zeitpunkt und Dauer der zugeführten Wassermenge. Die Waalgenossenschaften kümmern sich um Bau und Pflege des Bewässerungssystems. (https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/rieselbewaesserung-im-tiroler-oberland)
Die Tiroler Rieselbewässerung ist zwar eine lokale Tradition, aber zugleich Teil eines internationalen Ensembles von Bewässerungskulturen (z. B. in Deutschland: Queichwiesenbewässerung zwischen Landau und Germersheim im Oberrheintal (https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/wiesenbewaesserung)
Zum immateriellen Kulturerbe im Tiroler Oberland zählen außerdem:
- Fastnacht Imst – Schemenlauf (seit 2010, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/fasnacht-imst-schemenlaufen)
- Ötztaler Mundart (seit 2010, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/oetztaler-mundart)
- Transhumans – Schafwandertriebe in den Ötztaler Alpen (2011, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/transhumanz-schafwandertriebe-in-den-oetztaler-alpen)
- Blochziehen in Fiss (2011, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/blochziehen-in-fiss)
- Fasnacht Nassereith – Schellerlaufen (2012, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/fasnacht-nassereith-schellerlaufen)
- Heiliggrab-Bruderschaft Pfunds (2013, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/heiliggrab-bruderschaft-pfunds)
- Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians (2013, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/wissen-um-die-standorte-das-ernten-und-das-verarbeiten-des-punktierten-enzians)
- Perlaggen im Tiroler Oberland und im Raum Innsbruck (2016, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/perlaaggen-in-tirol)
- Zweidrittelgericht Landeck (2017, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/zweidrittelgericht-landeck)
Immaterielles Kulturerbe im Tiroler Unterland
Das Tiroler Unterland umfasst die Bezirke Kitzbühel, Kufstein und Schwaz. Sie liegen am Unterlauf der Inn.
Passionsspiele in Erl (2013)
Die Passionsspiele in Erl haben eine lange Tradition: 1613 wurden sie erstmals erwähnt. Sie finden alle sechs Jahre unter Mitwirkung der Dorfgemeinschaft statt. Aufführungsort ist das Passionsspielhaus Erl (1956-59), ein Werk des Innsbrucker Architekten Robert Schuller.(https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/passionsspiele-erl)
Zusammen mit den Passionsspielen in Oberammergau (Deutschland) zählen die Passionsspiele in Erl zu den bedeutendsten Passionsspielen des Alpenraums.
Die Passionsspiele in Erl sind nicht zu verwechseln mit den Tiroler Festspielen Erl, die jährlich stattfinden. Das Festspielhaus Erl Wiener wurde vom Wiener Architekturbüro Delugan Meissl entworfen.
Zum immateriellen Kulturerbe im Tiroler Unterland zählen außerdem:
- Anklöpfeln im Tiroler Unterland (seit 2011, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/ankloepfeln-im-tiroler-unterland)
- Gauderfest in Zell am Ziller (2014, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/gauderfest-in-zell-am-ziller)
- Reither Nikolausspiel (2014, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/reither-nikolausspiel)
Immaterielles Kulturerbe in Außerfern
Bergfeuer Ehrwald (2010)
Das immaterielles Kulturerbe in Außerfern (Bezirk Reutte) umfasst eine Kulturform, nämlich das Bergfeuer Ehrwald. Zur Sommersonnenwende am 21. Juni brennt man an den Hängen Feuerbilder ab. Fotos präsentiert die Webseite: https://bergfeuer.at/. Ehrwald (2.600 Einw.) liegt am Fuße des Zugspitzenmassivs. ( https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/bergfeuer-ehrwald)
Immaterielles Kulturerbe in Innsbruck
Das immaterielle Kulturerbe in Innsbruck umfasst die Kulturformen in der Stadt Innsbruck und im Bezirk Innsbruck-Land.
Mullen und Matschgern in den MARTHA-Dörfern (2011)
Die MARTHA-Dörfer liegen an der Straße zwischen Innsbrück und Hall. „MARTHA“ steht für die Namen der Gemeinden Mühlau, Arzl sowie Rum, Thauer und Absam. In der Fastnachtszeit finden Umzüge statt, bei denen die Teilnehmer*innen aufwändig gestaltete Masken tragen. ( https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/mullen-und-matschgern-in-den-martha-doerfern)
Zum immateriellen Kulturerbe in Innsbruck und Umland zählen außerdem:
- Telfer Schleicherlaufen (seit 2010, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/telfer-schleicherlaufen)
- Zachäussingen in Zirl (2015, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/zachaeussingen-in-zirl)
- Axamer Wampelerereiten (2016, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/axamer-wampelerreiten)
- Amraserer Matschgerer (2020, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/amraser-matschgerer)
Immaterielles Kulturerbe in Osttirol
Widderprozession nach Obermauern (201)
Zum immateriellen Kulturerbe in Osttirol (Bezirk Lienz) zählt die Widderprozession nach Obermauern. Sie findet jährlich als Dank für das Ende der Pest statt, die im 17. Jh. ausgebrochen war. Ausgangspunkte für die Prozession sind die Gemeinden Virgen (2.200 Einw.) und Prägraten (1100 Einw.). Am Samstag nach Ostern zieht man mit einem Widder zur Wallfahrtskirche Maria im Schnee in Obermauern (300 Einw.). Der Widder wird versteigert, mit den Einnahmen finanziert man den Unterhalt der Kirche, die im Inneren sehr sehenswerte Freskenmalerei (Leidensweg Jesu) aufweist. (2015, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/widderprozession-nach-obermauern)
Eine weitere Kulturform in Osttirol ist das Sternsingen im Villgratental (seit 2010, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/sternsingen-im-villgratental-ausservillgraten-und-innervillgraten)
Im gesamten Bundesland Tirol pflegt man dieses Kulturerbe:
- Wissen um die Haselfichte als Klangholz (2011, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/wissen-um-die-haselfichte-als-klangholz)
- Sakramentsgarden in Tirol (2013, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/sakramentsgarden-in-tirol)
- Flurnamen des Bundeslandes Tirol (2018, https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/flurnamen-des-bundeslandes-tirol)
Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Tirol besuchen
Tirol entdecken: geteiltes Land im Herzen Europas
Das österreichische Bundesland Tirol besteht aus zwei voneinander getrennten Gebieten: Nordtirol und Osttirol. Verbunden sind sie durch Südtirol, das aber seit dem Vertrag von St. Germain (1920) zu Italien gehört und einen autonomen Status hat.
Nordtirol liegt beiderseits der Inn. Das Inntal trennt die nördlichen Kalkalpen von den Zentralalpen. Außerdem ist das Inntal eine wichtige Transitstrecke durch die Alpen: Von Rosenheim führt der Weg über Innsbruck und den Brenner nach Bozen in Südtirol. Dort befindet sich das UNESCO-Welterbe der Dolomiten. Weiter südwärts verlässt man die Alpen und gelangt in die Poebene.
Kurzinfo Bundesland Tirol
- Einwohner*innen: 758.000
- Fläche: 12.648 km²
- Landeshauptstadt: Innsbruck
- Größte Städte: Innsbruck (132.000), Kufstein (20.000), Telfs (16.000), Hall in Tirol (14.200), Wörgl (14.000), Schwaz (13.800)
- Nachbarländer: Bayern (Deutschland); Salzburger Land, Kärnten, Südtirol (Italien); Graubünden (Schweiz); Vorarlberg
- Höchster Berg: Großglockner (3798 m)
- Hauptgewässer: Inn, Drau, Lech, Ötztaler Ache, Ziller; Achensee (6,8 km²), Plansee (2,9 km²), Heiterwanger See (1,4 km²)
- Schulferien Tirol
Tirol Anreise
- Fern-Bahnhof (Auswahl): Innsbruck; Hall in Tirol, Kufstein, Wörgl. Lienz (in Osttirol) liegt an der Drautalbahn
- Autobahn: A 12 (Inntalautobahn), A 13 (Brennerautobahn)
- Radfernweg:
- Etsch-Radweg
- Inn-Radweg
- Via Bavarica Tyrolensis (zwischen Bayern und Tirol)
- Via Claudia Augusta
- (Nicht ausgeschilderte) Mountainbike-Routen: Albrecht-Route, Heckmair-Route, Joe-Route,
- Flughafen: Innsbruck; (Flugplätze in Kufstein-Langkampfen, St. Johann in Tirol und Lienz-Nikolsdorf)
UNESCO-Welterbe in Tirols Umgebung
- Bayern: Wieskirche, Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
- Salzburger Land: Historisches Zentrum der Stadt Salzburg; Hallstein-Salzkammergut/Dachstein
- Kärnten: Prähistorische Pfahlbauten
- Südtirol: Dolomiten
- Graubünden: Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair, Rhätische Bahn
- Vorarlberg: –