Die Gebirgsstadt Mzcheta /მცხეთა (7.500 Einw.; 460 m) war von 302 v. Chr. bis 580 n. Chr. Hauptstadt des Königreichs Georgien. Mzcheta liegt im Großen Kaukasus an der Mündung des Aragwi in die Kura. Zum UNESCO-Welterbe zählen drei Denkmäler:
Swetizchoweli-Kathedrale (erbaut 1010–29) diente als Krönungsstätte und Grablege der georgischen Könige. Seit 1787 ist die Kirche von einer Mauer mit acht Türmen umgeben.
Das Kreuzkloster wurde 586–605 auf dem Dschwariberg (656 m) an der Stelle einer Vorgängerkirche erbaut. Es ist auch als Dschwari-/Jvari-Kloster bekannt. Das Foto oben ist vom Kloster mit Blick westwärts aufgenommen.
Im Samtavro-Kloster (erbaut 4. Jh., Erweiterung 11. Jh.) befindet sich das Grab des Mönchs Gabriel (1929–95), der 2012 heilig gesprochen wurde. Webseite: https://www.monkgabriel.ge/de/index.htm
Das Kloster Gelati liegt nordöstlich der Stadt Kutaissi (148.000 Einw.). Es war ein bedeutendes geistiges und kulturelles Zentrum Georgiens:
Die Klosterkirche (später Kathedrale) diente als Grablege georgischer Könige, u. a. König Dawid IV, der Erbauer (1973–1125). Er befreite Georgien von den Seldschuken und gründete im Kloster die Akademie von Gelati, an der bedeutende Philosophen unterrichteten.
In den Klosterwerkstätten entstanden Meisterwerke der Goldschmiedekunst, z. B. das Khakhuli Triptychon (12 Jh.). Es wurde 1859 gestohlen, der kostbaren Edelsteine und Medaillons (8.–12. Jh.) beraubt und 1923 schwer beschädigt zurückgegeben.
Im Kloster befinden sich außerdem Reste der schmiedeisernen Tore von Ganja (der einstigen Hauptstadt Aserbeidschans). Sie sind Zeugnis eines der schwersten Erdbeben der Menschheitsgeschichte (Erdbeben von Ganja am 30.09.1139, bis zu 300.000 Tote). König Demitrius eroberte die heimgesuchte Stadt und brachte einen Torflügel 1139 als Kriegsbeute nach Gelati.
Die Region Oberswanetien liegt in Nord-Georgien im Gebirge des Großen Kaukasus. Zentrum Swanetiens ist Mestia (2.000 Einw.). In Mestia und den Dörfern Swanetiens stehen zahlreiche Wehrtürme. Sie wurden von den einzelnen Familien erbaut, da es in der Region keine Sicherheit bietende Zentralmacht gab. Zum UNESCO-Welterbe zählt das Dorf Uschguli / უშგული; in der Kernzone liegt allerdings nur eine 1,06 ha kleine Zone im Ortsteil Tschaschaschi / ჩაჟაში. Die drei anderen Ortsteile befinden sich in der 19,16 ha großen Pufferzone. Der Ort liegt am Zusammenfluss von Schwarzem Fluss und Inguri. Charakteristisch für die Swanetischen Turmhäuser sind das ein- oder zweigeschossige Wohnstallhaus und der drei- bis fünfstöckige Wehrturm, der sich nach oben verjüngt und ein sehr flaches Satteldach hat.
Im Kaukausus gibt es zahlreiche ähnliche Wehrtürme; z. B. haben in Erzi (russische Teilrepublik Inguschetien) die Türme ein hohes Pyramidendach und im obersten Geschoss vier Balkone. In Schatili (UNESCO-Welterbe-Kandidat; http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5232/) an der georgisch-russischen Grenze stehen wohnturmartige Bauten.
Kolchische Regenwälder und Feuchtgebiete / კოლხეთის ტროპიკული ტყეები და ჭაობები
Die Kolchische Tiefebene liegt zwischen dem Großen Kaukasus (im Norden) und dem Kleinen Kaukasus (im Süden). Das Klima ist subtropisch. Die zahlreichen Sümpfe und Lorbeerwälder wurden trockengelegt. Reste haben sich im Nationalpark Kolkheti (808 km²) erhalten. Er besteht aus:
einem großen Waldgebiet südlich des Rioni-Flusses und östlich der Hafenstadt Poti (41.000 Einw.),
zwei Feuchtgebieten und zwei Küstenabschnitten nördlich von Poti.
Vier Teilflächen des Nationalparks zählen zum UNESCO-Welterbe (313 km²), das noch drei andere Gebiete weiter südlich umfasst:
Mtirala-Nationalpark und Kintrishi-Naturrreservat (östlich der Küstenstadt Batumi),
sowie zwei kleine küstennahe Gebiete zwischen Poti und Batumi.
Die Kolchis war in der Antike die Landschaft an der Ostküste des Schwarzen Meeres. Der griechischen Mythologie zufolge suchten dort Jason und die Argonauten das Goldene Flies. Das war das goldene Fell eines Widders, der zwei Königskinder nach Kolchis flog: Helle fiel unterwegs herunter („Hellespont“); Phrixos opferte nach der Ankunft den Widder (auf dessen Wunsch), der am Himmel als Sternbild Widder weiterlebt.
Waschlowani-Nationalpark / ვაშლოვანის ეროვნული პარკი
Kachetien ist die östlichste Region Georgiens und war von ca. 900–1104 und von 1460–1762 ein unabhängiger Staat („Fürstentum Kachetien“). An der Grenze zu Aserbaidschan erstreckt sich der 251 km² große Waschlowani-Nationalpark. Die Ostgrenze des Parks (und Georgiens) bildet streckenweise der Fluss Alasani (351 km). Webseite: http://apa.gov.ge/en/protected-areas/cattestone/vashlovanis-daculi-teritoriebis-administracia
Die Bagrati-Katedrale steht im Norden der Stadt Kutaissi oberhalb des Rioni-Flusses. Die Kirche wurde 1003 vollendet und 1692 durch die Osmanen zerstört. 1994 erklärt die UNESCO die Kirchenruine zusammen mit Kloster Gelati zu einem gemeinsamen Weltkulturerbe. Ab 2008 erfolgte der Wiederaufbau (siehe Foto unten links) – entgegen den Empfehlungen von ICOMOS. Die UNESCO setzte 2012 die Bagrati-Kathedrale auf die Rote Liste und strich sie 2017 aus der Welterbe-Liste (Kloster Gelati bleibt Welterbe).
Vorbild für die Bagrati-Katedrale war wohl die Klosterkirche von Öşk Vank in der Nordost-Türkei (siehe Foto unten rechts). Diese wurde 963–973 im Auftrag der georgischen Herrscherfamilie erbaut und diente vom 19. Jahrhundert bis 1980 als Moschee.
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Georgien zählen fünf Dokumente:
Byzantinische Manuskripte in Georgien (2011)
Manuskriptsammlung zum Gedicht „Der Recke im Tigerfell“ von Shota Rustavelis (deutsche Übersetzung: Digitalisat): Das Gedichte gilt als Nationalepos Georgiens. Rustaweli schrieb das Gedicht 1196–1207 für Königin Ramar von Georgien (zusammen mit Groß-Britannien. 2013)
Beschreibung des Köngreichs Georgien und der geografische Atlas von Vakhusti-Bagrationi (Nationalarchiv von Georgien. 2013)
Die ältesten erhaltenen Manuskripte des Georgischen Nationalarchivs (2015)
Das Tetraevangeliar-Palimpest: 183 Blätter in georgischer Schrift aus drei Phasen: 9. Jh.; 12.–13. Jh.; 13.-18. Jh. (2017; Nationalarchiv von Georgien.)
Immaterielles Kulturerbe in Georgien
Das immaterielle Kulturerbe in Georgien zählt vier Kulturformen:
Anmerkung zur Flagge Georgiens: Das große Kreuz ist das Georgskreuz (breiter als hoch). In den Ecken befinden sich vier griechische Kreuze (gleiche Höhe und Breite). Möglicherweise geht die Flagge auf König Georg V. den Glänzenden zurück, der 1334 Georgien wiedervereinte. Vorlage war das Jerusalemkreuz (fünf goldene griechische Kreuze), das seit 1099 Gottfried von Bouillon verwendete, nachdem er das Königreich von Jerusalem gegründet hatte. Die fünf Kreuze stehen für die fünf Wunden Jesu, die ihm am Kreuz zugefügt wurden: zwei Fuß- und zwei Handwunden durch die Nägel; eine Seitenwunde durch eine Lanze.