Jede UNESCO-Weltkulturerbestätte muss mindestens eines von sechs Kriterien erfüllen. Die Liste mit dem UNESCO-Welterbe in Ungarn ist chronologisch geordnet:
Budapest mit Donau-Ufern, Burgviertel Buda und Andrássy-Straße
Budapest (1,7 Mio. Einw.), die Hauptstadt Ungarns, liegt beiderseits der Donau. Die Welterbestätte (4,7 km²) umfasst zwei Kernbereiche:
Die Donau südlich der Margareteninsel mit vier Brücken (Margareten-, Ketten-, Elisabeth- und Freiheitsbrücke). Die Zone umfasst
am Westufer die Wasserstadt, den Burgberg (mit Budaer Burg, Fischerbastei und dem Burgviertel Buda) und auf dem Gellértberg die Zitadelle (19. Jh.) mit der Freiheitsstatue;
am Ostufer u. a. das 268 m lange Parlament (1872–85; Architekt: Imre Steindl).
Die zweite Zone besteht aus der Andrássy-Straße, eine 2,3 km lange Prachtstraße zwischen Heldenplatz und Elisabethplatz. Unter der Straße verläuft die älteste U-Bahn Kontinentaleuropas (Linie M1; 1893–96). Sie zählt ebenfalls zum Welterbe.
Innerhalb der Pufferzone liegt das Stadtwäldchen (1,2 km²) mit dem Széchenyi-Heilbad. Das größte Heilbad Europas war 1986 Kandidat für das UNESCO-Welterbe (http://www.budapestgyogyfurdoi.hu/de).
Drei prächtige Jugendstil-Gebäude von Ödön Lechner in Budapest kandidieren (mit 2 anderen Bauten) für das UNESCO-Welterbe: die Postsparkasse, das Geologische Museum und das Kunstgewerbemuseum.
Außerhalb der Pufferzone steht die Gül-Baba-Türbe auf dem Rosenhügel. Das Grabmal für den türkischen Derwischdichter Gül-Baba („Vater der Rosen“) wurde 1543–48 erbaut und gilt als nördlichste Wallfahrtsstätte des Islam.
Altes Dorf Hollókő und Umgebung
Das Dorf Hollókő (350 Einw.; Rabenstein) liegt in Nord-Ungarn. Das 1,45 km² große Welterbe umfasst 55 Hofanlagen entlang der Straße Kossuth út, die Kirche, die Burgruine (1310 erstmals erwähnt) sowie die alte Kulturlandschaft (Wald, schmale Ackerstreifen, Wiesen).
Ursprünglich befand sich das Dorf auf dem Burgberg. Nach dem Ende der Türkenherrschaft (1552–1683) wurde Hollókő im Tal neugegründet, brannte 1909 ab und wurde in traditioneller Bauweise wiederaufgebaut. Webseite: https://www.holloko.hu/en/
Tausendjährige Benediktinerabtei Pannonhalma und ihre natürliche Umgebung
Auf einem Berg im nordwestungarischen Pannonhalma (3.900 Einw.; Martinsberg) steht die Tausendjährige Benediktinerabtei Pannonhalma. Sie wurde 996 gegründet und spielte eine bedeutende Rolle für die Christianisierung der Ungarn, die genau 100 Jahre zuvor ihr Nomadenleben aufgegeben hatten. 1896, zum 1000-jährigen Jubiläum der Sesshaftwerdung, wurden sieben Milleniumsdenkmäler errichtet, eines südöstlich der Abtei Pannonhalma. Der UNESCO-Titel spielt darauf an, außerdem wurde die Abtei im Jahr der Aufnahme in die Welterbeliste 1000 Jahre alt. In Pannonhalma wurde außerdem die erste Schule Ungarns gegründet und der erste Text in ungarischer Sprache geschrieben.
Die frühgotische Klosterkirche (erbaut ab 1224) wurde im 18. Jh. durch Barockbauten ergänzt. Ab 1825 folgten die Bibliothek und der 55 m hohe Turm. Die Erzabtei diente auch als Festung und gegenwärtig als Internat. Das 0,47 km² Welterbe umfasst die Abtei und die nähere Umgebung (Garten, Arboretum; Park mit Milleniumsdenkmal). Webseite: https://pannonhalmifoapatsag.hu/
Der 520 km² große Nationalpark erstreckt sich im Osten Ungarns entlang des Hortobágy-Flusses. Inmitten des Parks liegt das Dorf Hortobágy (1.500 Einw.). Dort befinden sich ein Hirtenmuseum (Pásztormúzeum; erbaut 1785) und das alte Rasthaus (Csárda) von 1690. Daneben überquert die Neunbogige Brücke (1827–33, Pläne: Ferenc Polovny) den Hortobágy-Fluss. Sie ist ein markantes Beispiel für den Eingriff des Menschen in die Natur. Webseite: http://national-park.hungaryguide.info/hortobagy-puszta.html
Pécs / Fünfkirchen (143.000) in Südwest-Ungarn hieß zur Römerzeit Sopianae und war die Hauptstadt der Provinz Valeria. Eine Nekropole ist eine Totenstadt. Sopianae hatte mehrere Nekropolen mit jeweils mehreren Hundert Grabbauten. Zum Welterbe zählen die Überreste von 16 Grabanlagen. Fast jede bestand aus einer unterirdischen Grabkammer (z. T. mit Wandmalereien) und einer oberirdischen Gedenkkapelle (nur Grundmauern erhalten).
Inmitten der Nekropole errichtete man ab 1064 die romanische Kathedrale St. Peter und Paul (Umbau 19. Jh.). Die Pufferzone reicht von der Stadtmauer im Norden zur Straße Apáca utca im Süden. Webseite: https://www.vilagoroksegpecs.hu/de
Ungarn teilt sich mit Österreich die Weltkulturerbestätte um den Neusiedler See, mit 320 km² Europas größter Steppensee.
Die Welterbestätte umfasst in Ungarn den Nationalpark Fertő-Hanság (237 km²). In diesem Park liegt u. a. die Südspitze des Neusiedler Sees, der dort einen mehrere Kilometer breiten Schilfgürtel hat. Webseite: https://www.ferto-hansag.hu/de.
Neben der einzigartigen Flora und Fauna prägen Weindörfer und Schlösser die Kulturlandschaft; z. B. Schloss Esterházy bei Fertőd (3.400 Einw.), wo Haydn fast 30 Jahre als Kapellmeister arbeitete. Webseite: http://www.eszterhaza.hu/de/schloss/schlosstour
Die Weinregion Tokaj liegt im Nordosten Ungarns, nördlich der Stadt Tokaj (4.900 Einw.). Rund 55 km² Rebflächen erstrecken sich in einem schmalen Band zwischen den Südosthängen des Tokajer Gebirges und dem Nordufer des Flusses Bodrog. Auf dem verwitterten Vulkanstein wachsen Weißweinreben, die aufgrund des feuchten Klimas im Herbst von Edelschimmel befallen werden. Die Weine reifen in unterirdischen Weinkellern im Tuffstein.
Das von deutschen Auswanderern gegründete Dorf Hercegkút /Trautsondorf ist ein Beispiel für ein Winzerdorf: 1750 gründeten Siedler*innen (darunter etliche Winzer) aus Baden-Württemberg das Weindorf nördlich des Bodrog. Erhalten haben sich die Keller mit den dreieckigen Eingangsfronten. Infos (Weingut Götz): https://gotzpinceszet.hu/de/
Das transnationale Weltnaturerbe „Höhlen im Aggteleker und Slowakischen Karst“ liegt in Ungarn und in der Slowakei.
Im Nationalpark Aggtelek (567 km²) erstrecken sich das Baradla-Domica-Höhlensystem, benannt nach zwei großen Tropfsteinhöhlen. Vor rund 2 Mio. Jahren entstand eine Karstlandschaft mit Höhlen, Karsttrichtern (eingestürzten Höhlen) und unterirdischen Wasserläufen. In der Domica-Höhle haben sich Sinterterrassen gebildet. Außerdem sind dort Bootsfahrten möglich. In der Baradla-Höhle finden Konzerte und Führungen statt.
Die Mur (453 km) ist ein Nebenfluss der Drau (749 km) und diese der viertlängste Nebenfluss der Donau. Außerdem bilden beide die Grenze zwischen Ungarn und Kroatien. Das 6.314 km² große Gebiet liegt in Ungarn (3.958 km²) und Kroatien (2.356 km²). Das Gebiet ist Teil eines 9.300 km² großen UNESCO-Biosphärenparks („Mur-Drau-Donau-Park„), der sich über fünf Länder erstreckt: Kroatien, Österreich, Serbien, Slowenien und Ungarn.
Die Trikolore wurde 1956 als Nationalflagge angenommen. Die drei Farben finden sich bereits seit dem 14. Jahrhundert im Wappen Ungarns (grüner Dreiberg, weißes Doppelkreuz auf rotem Grund). Nach dem Vorbild der französischen Tricolor gibt es seit dem 19. Jh. auch eine ungarische Trikolor.