Henry Sloman: der Mann, der aus der Wüste kam
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Henry Sloman: der Mann, der aus der Wüste kam
Vom kühlen Hamburg in die heiße Atacama-Wüste und zurück: Der Bauherr des Chilehauses, der Hamburger Unternehmer und Bankier Henry Brarens Sloman (1848 bis 1931), war in jungen Jahren weit herumgekommen.
Wasser und Wüste: Iquique
Aufgewachsen in England, machte Henry eine Schlosserlehre in Hamburg, wo seine Verwandten die Sloman Reederei führten, Deutschlands älteste Reederei. 1869 wanderte Sloman nach Bolivien aus. Die nächsten Jahr arbeitete er dort für einen seiner Freunde, Hermann Fölsch, der in der Hafenstadt Iquique am Pazifik ein Salpeter-Unternehmen besaß.
Salpeter: das weiße Gold
Sloman in der Atacama-Wüste
Atacama - die Wüste
In den Minen arbeiteten tausende Männer unter Extrembedingungen, denn die Vorkommen befinden sich mitten in der Atacama-Wüste, der trockensten Wüste der Welt. Von den ehemals über hundert Minen (Liste) zählen zwei zum Weltkulturerbe: die Humberstone- und Santa-Laura-Salpeterwerke.
Haber und Bosch - der Niedergang
Eine Erfindung im fernen Deutschland führte zum Niedergang der Salpeter-Industrie: Die Chemiker Fritz Haber und Carl Bosch meldeten 1910 ein Verfahren zur künstlichen Salpeter-Herstellung als Patent an. Die Folgen waren einerseits der Chemie-Nobelpreis für Haber (1918) und Bosch (1931) und andererseits eine Krise für die Salpeterproduktion in Chile. Inzwischen sind die meisten Minen verlassen. Die beiden Weltkulturerbestätten Humberstone und Santa Laura zerfallen und stehen auf der Roten Liste des bedrohten Welterbes. An die zahlreichen Minenarbeiter erinnert heute wenig.
Sloman in Mecklenburg-Vorpommern
Hamburg: Chilehaus
Hamburger Rathaus – im Zeichen des Phönix
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Hamburger Rathaus. Im Zeichen des Phönix
Hamburger Rathaus. Überblick
Wie Phönix aus der Asche erhob sich Hamburg aus Glut und Rauch des Großen Stadtbrandes von 1842. Das bedeutendste Wiederaufbauprojekt war das Hamburger Rathaus: politisches Machtzentrum der Hansestadt Hamburg, prächtiger Stadtpalast und Veranstaltungsort des ältesten Festmahls der Welt.
Von der Stadtgeschichte erzählen nicht nur zahllose Statuen von Kaisern, Heiligen und Persönlichkeiten, sondern auch ein Vogel der griechischen Mythologie: Phönix, der aus seiner eigenen Asche wiedergeboren wurde, – ein Symbol für die Wiedergeburt Hamburgs nach dem Großen Brand. Dem Vogel Phönix begegnet man am Hamburger Rathaus außen und innen.
Entstehung
Das Rathaus wurde 1886 bis 1897 nach den Entwürfen des sogenannten „Rathausbaumeisterbundes“ (eine Gruppe mehrerer Architekten unter der Führung Martin Hallers) erbaut. Haller war auch für die Planung eines wirtschaftlichen Großprojektes verantwortlich: Hamburgs erstes Kontorhaus, der Dovenhof.
Der Bau des Hamburger Rathauses war notwendig geworden, da der Stadtbrand von 1842 das mittelalterliche Rathaus an der Trostbrücke zerstört hatte.
Hamburger Rathaus von außen
Fassade am Rathausmarkt
Die Fassadenfiguren in den Nischen zwischen den Fenstern stellen deutsche Kaiser dar, die Büsten auf den Fenstergiebeln repräsentieren Berufe, z. B. Fischer, Schiffer und Kaufmann (die ersten drei Büsten von links nach rechts). Der Bäcker ist am Kuchen zu erkennen. Die Figuren auf dem Dach sind Schutzheilige Hamburger Kirchen. Giebelbekrönte Risalte betonen die Gebäudeecken, die Mitte wird hervorgehoben durch den 112 Meter hohen Rathausturm.
Rathausturm
Anders als bei den Rathäusern der benachbarten Hansestädte, Bremen und Lübeck, überragt ein hoher Turm das Hamburger Rathaus. Der Rathausturm dominiert die Stadt in zweifacher Hinsicht:
Der hohe Turm ist weithin sichtbar, er prägt zusammen mit den Kirchtürmen das Stadtbild. Die politische Macht – und die finanzielle Potenz der Bürger finden in dem Rathausturm allerdings nicht nur ihren sichtbaren Ausdruck.
Viele Rathaustürme besitzen ein weithin hörbares Glockenspiel (Carillon; siehe Nikolaikirche). Auch im Hamburger Rathausturm ist eine Glockenstube (3D) eingerichtet. Typisch für Hamburgs Klangbild waren und sind die Hafengeräusche, vor allem seit die Schiffe mit dem 1851 erfundenen Nebelhorn ausgestattet waren.
Verkündigungsbalkon
Der Turm nimmt im Erdgeschoss den Haupteingang auf, darüber befindet sich der Verkündigungsbalkon (3D). Solche Balkone sind bei Rathäusern in ganz Deutschland anzutreffen, sie ermöglichten in Zeiten, als es noch kein Radio oder Internet gab, zu den Bürger*innen zu sprechen. Die erhöhte Position und die Rathauswand erleichterten die Schallausbreitung. Inzwischen ist die akustische Funktion in den Hintergrund getreten, Verkündigungsbalkone dienen nun bei besonderen Anlässen dem Zur-Schau-Stellen von Personen oder auch der Beflaggung (Siehe unten.). Oberhalb des Balkons das Mosaik der Hammonia, die Allegorie der Stadt Hamburg.
Phönixlaube
Darüber ragt ein kleinerer Balkon hervor: die Phönixlaube, gut erkennbar an dem Vogel, der auf dem Segmentbogen oberhalb der Balkontür seine Schwingen ausbreitet. Der Phönix ist ein Werk von Aloys Denoth, der auch die Figuren oberhalb der Fenster im Hauptgeschoss entworfen hat. Im Unterschied zum Balkon dient die Phönix-Laube vor allem der visuellen Kommunikation, nämlich dem Flagge-Zeigen. Speziell für das Hamburger Rathaus sieht das Protokoll der Bundesregierung folgende Beflaggungsregel vor:
Bei Beflaggung wird aus der Laube des Rathauses die Staatsflagge, vom Balkon die Europaflagge gesetzt. (Link)
Mit „Laube“ ist die Phönix-Laube, mit „Balkon“ der Verkündigungsbalkon gemeint. Die Flaggen verkünden durch Voll- oder Halbmast – tatsächliche oder inszenierte – Freude und Trauer, aber auch besondere Anlässe, z. B. Wahltage.
Turmuhr und Glockenstube
Die folgenden Geschosse dienen der Zeitangabe. Die Zeiger der Turmuhr geben die Uhrzeit minutengenau an, die Glocken verkünden die Uhrzeit lediglich viertel- bzw. halbstündlich. Außerdem ergänzten die Glocken die Beflaggung, denn zu feierlichen Anlässen oder in Notzeiten wurden auch Glocken geläutet.
Hamburger Rathaus (Innenraum)
Halle im Erdgeschoss
Tritt man vom Rathausmarkt durch das Portal, gelangt man in eine dreischiffige Halle (3D) mit 16 Rundpfeilern, die ein Sterngewölbe tragen. An den Schmalseiten schließen sich links die Bürgerschaftstreppe und rechts die Senatstreppe an, die in das Obergeschoss führen. Das Foto zeigt die Halle von der Senatstreppe aus. Links liegt der Rathausmarkt, rechts der Innenhof. (Werfen Sie auch einen Blick in die Skulpturenkammer im sonst unzugänglichen Keller: 3D.)
Obergeschoss
Im Obergeschoss befinden sich unter anderem die Räume für die politischen Institutionen:
- Der Plenarsaal, wo die Hamburgische Bürgerschaft tagt, befindet sich an der südlichen Schmalseite (an der Großen Johannisstraße).
- Die Ratstube, wo der Senat zusammenkommt, nimmt an der entgegengesetzten Schmalseite (im Norden) einen fensterlosen Raum ein.
- Das Bürgermeisteramtszimmer befindet sich an der Nordecke des Rathauses.
In der Gebäudemitte erstreckt sich der Große Festsaal. Der Phönixsaal (3D) ist ein kleiner Saal zwischen Turm und Nordrisalit. An den großen Brand erinnern zwei zusammengeschmolzene Silberbarren; eine Karte, die das Brandgebiet zeigt, und Phönix, der über dem Hammona-Gemälde thront. In dem Phönix-Saal finden einmal monatlich Trauungen statt. Einen Grundriss des Hamburger Rathauses findet man hier: https://i.pinimg.com/originals/3b/c0/0b/3bc00b59f72e9bae472ac0324fd2d525.jpg
Plenarsaal: Zentrum der Politik
Das Hamburger Rathaus ist politisches Zentrum der Freien und Hansestadt Hamburg und eines der Wahrzeichen der Stadt. Das Gebäude ist Sitz der Bürgerschaft und des Hamburger Senats. Bis 1996 war die Bürgerschaft ein Kuriosum unter den Landesparlamenten: Das Abgeordnetenmandat galt als reines Ehrenamt (seitdem als Nebentätigkeit).
Großer Festsaal
Der Große Festsaal ist mit einer Fläche von 720 m² der größte Raum des Rathauses. Einmal jährlich, am 24. Februar, findet im Festsaal die Matthiae-Mahlzeit statt, das älteste Festmahl der Welt, zu dem zahlreiche ausländische Gäste eingeladen werden. Die Tradition reicht bis in das Jahr 1356 zurück.
Die riesigen Wandgemälde hat der Maler Hugo Vogel (1855-1934) 1902 bis 1909 angefertigt. Sie beziehen sich auf die Geschichte Hamburgs. Die drei Gemälde auf dem Foto zeigen (von links nach rechts): Bischof Ansgar, der die Heiden bekehrt; den Hamburger Hafen in der Hansezeit; den Hamburger Hafen der Gegenwart.
Kaisersaal
Der zweitgrößte Saal ist der Kaisersaal. Links hat man Ausblick auf den Rathausmarkt, die zwei Türen geradeaus führen in den Bürgersaal. Durch die Tür rechts gelangt man zum Foyer. Eine zweite Tür (außerhalb des rechten Bildrandes) führt zum Festsaal. Im Rücken befindet sich der Turmsaal des Rathausturms.
Innenhof des Hamburger Rathauses
Rathaus-Fassade
Auch die Fassade am Innenhof ist mit Skulpturen reich geschmückt. Die sechs Figuren in den Nischen am Innenhof stellen Bischöfe und Herrscher dar, die für Hamburgs Geschichte bedeutend waren, u. a. den heiligen Ansgar, Hamburgs erster Bischof.
Hinter den Fenstern befindet sich der Große Festsaal.
Hygieia-Brunnen
Der Hygieia-Brunnen erfüllt den Innenhof des Rathauses im Sommer mit einem kontinuierlichen Rauschen; ein Geräusch, das so natürlich wie ein Wellenrauschen klingt, obwohl der Ursprung (Brunnen und Wasserpumpe) genauso künstlich ist wie das Glockengeläut im Rathausturm. Es handelt sich um einen Dreischalenbrunnen aus Granit, den Joseph von Kramer 1896 entwarf. Auf dem Brunnenstock steht Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit. Zu ihren Füßen ein Drache, der die überwundene Cholera symbolisiert.
Der Hygieia-Brunnen erinnert an die Cholera-Epidemie, die 1892 in Hamburg wütete. Nachdem die Cholera erfolgreich bekämpft worden war, entschloss man sich zu städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen und zur Errichtung dieses Brunnens. Die Gitter im Brunnensockel verschließen die Ansaugrohre der Klimaanlage des Rathauses. Durch das Brunnenwasser wird die Luft im Sommer befeuchtet und gekühlt.
Hamburger Rathaus & Weltkulturerbe
Das Hamburger Rathaus ist nicht das einzige, das einen Rathausturm besitzt. Viele belgische und nordfranzösische Rathäuser haben einen Turm, von denen gut 50 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Belfriede in Belgien und Frankreich“ zählen, u. a. der Rathausturm in Brügge (Webseite: http://whc.unesco.org/en/list/943). Viele dieser Türme besaßen ein Geläut. Allerdings war beim Bau des Hamburger Rathausturms im 19. Jahrhundert die Geräuschkulisse der Stadt eine andere als bei den meist mittelalterlichen Türmen Belgiens und Nordfrankreichs. Unten das Bremer Rathaus – ohne Turm, aber ebenfalls UNESCO-Welterbe.
Hamburger Rathaus besuchen
Informationen zum Hamburger Rathaus
- 3D-Tour durch das Hamburger Rathaus (www.rathaus-3d.hamburg.de)
- Barrierefreier Rundgang durch die Altstadt mit Zwischenstation Rathaus (www.barrierefreieshamburg.de/rundgang/altstadt.html)
Kontakt
- Adresse: Landesbetrieb RathausService, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg
- Internet: www.hamburg.de/rathaus
- Telefon: 040 42831-2010
- Fax: 040 42831-5008
- Mail: rathausservice@sk.hamburg.de
Öffnungszeiten
- Montag – Freitag: 07.00 – 19.00 Uhr;
- Samstag: 10.00 – 18.00 Uhr;
- Sonntag: 10.00 – 17.00 Uhr
Führungen
Das Hamburger Rathaus und der Innenhof sind frei zugänglich. Es werden halbstündlich Führungen angeboten; für die monatlich staffindenden Führungen in plattdeutscher Sprache ist eine telefonische Anmeldung erforderlich: (040) 428 31-2064 (von 9.00 bis 17.00 Uhr).
Anfahrt
Alter Elbpark und Bismarck-Denkmal
Alter Elbpark & Bismarck-Denkmal
Kleiner Park mit großem Denkmal
Kleiner Park mit großem Denkmal: Die Rede ist von der Grünanlage Alter Elbpark und dem Bismarck-Denkmal. Der 4,2 Hektar große Park liegt zwischen den Landungsbrücken im Süden und dem Park Planten un Blomen im Norden. Wer einen Spaziergang im Grünen machen möchte, kann von der Elbe fast bis zur Binnenalster schlendern, weitgehend abseits des Straßenlärms.
Bismarck-Denkmal
Auf einer Anhöhe, ein Überrest der Bastion Casparus, steht das größe Bismarck-Denkmal der Welt. Schon am Todestag Bismarcks, der am 31. Juli 1898 in der Nähe Hamburgs verstarb, kam dem Bankier Max von Schinckel die Idee zu einem Denkmal. Nach einer mäßig erfolgreichen Spendenaktion und einem Wettbewerb wurde das Denkmal 1901 bis 1906 erbaut. Die Entwürfe stammen von Hugo Lederer (Bildhauer) und Johann Emil Schaudt (Architekt). 1908 ergänzte man die Anlage um die acht Figuren, die die Stämme Germaniens symbolisieren. Auf dem unterkellerten Unterbau erhebt sich ein runder, mit acht Figuren besetzter Aufbau, auf dessen Sockel die 14,8 Meter hohe Bismarck-Figur steht. Insgesamt ist das Denkmal 34,4 Meter hoch. Vielleicht erinnert die Bismarck-Figur mit Rüstung, Mantel, Schild und Schwert manche Betrachter*innen an den Bremer Roland (Weltkulturerbe mit dem Bremer Rathaus). Für das Bismarck-Denkmal kam Schwarzwälder Granit zur Verwendung.
Jugendherberge Auf dem Stintfang
Alter Mann und junge Leute – auch das ist der Alte Elbpark. Auf der ehemaligen Bastion Albertus, südlich des Denkmals gelegen, wurde nämlich die Jugendherberge Auf dem Stintfang errichtet (1952-55; Architekt: Hermann Schöne). Der Paula-Karpinski-Platz erinnert an Hamburgs erste Senatorin (1897-2005), die mit 108 Jahren auch zu den ältesten Deutschen zählt. Sie setzte sich dafür ein, dass auf dem sehr gut gelegenen Grundstück eine Jugendherberge erbaut wurde – und nicht ein Luxushotel, wie vom Bürgermeister geplant. Karpinskis Engagement ist es zu verdanken, dass die Jugendherberge einen besseren Ausblick auf den Hamburger Hafen bietet als die meisten Luxushotels.
Zuvor befand sich an der Stelle der Jugendherberge von 1881 bis 1955 ein meteorologisches Institut, die Deutsche Seewarte, an die der Name der „Seewartenstraße“ erinnert, die den Park durchschneidet. Die Straße führt über die denkmalgeschützte Kersten-Miles-Brücke (1895-1898), benannt nach einem Hamburger Bürgermeister. Die vier Figuren auf den Brückenpfeilern zeigen Bürgermeister (darunter Kersten Miles) und Admiräle Hamburgs.
Besuch
Die Grünanlage Alter Elbpark ist jederzeit frei zugänglich.
Anfahrt: Die nächstgelegene U-Bahn- und Bus-Haltestelle ist St. Pauli im Norden; die nächstgelegene S-Bahn-Haltestelle ist Landungsbrücke.
Haltestelle St. Pauli (im NORDEN) | |
U-Bahn | U3 |
Bus | 6, 36, 37, 112, 607, 608 |
Haltestelle Landungsbrücke (im SÜDEN) | |
U-Bahn | U3 |
S-Bahn | S 1, 2, 3 |
Bus | 111, 608 |
Beitragsbild: Urheber: Gunnar Ries, Lizenz: [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons
Mahnmal St. Nikolai (Nikolaikirche Hamburg)
Mahnmal St. Nikolai (Hamburg)
Mahnmal St. Nikolai. Überblick
Das Mahnmal St. Nikolai ist eine Kirchenruine in Hamburg, die viel bietet: ein hörenswertes Carillon, sehenswerte Skulpturen und ein interessantes Museum. Und nicht zuletzt bietet der ehenmals höchste Kirchturm der Welt eine prächtige Aussicht auf Hamburg.
Geschichte der St. Nikolaikirche
Gegenüber der alten Bischofsstadt um die Petrikirche, am anderen Ufer der Alster, ließ Graf Adolf III von Schauenburg 1189 eine neue Stadt erbauen. 1195 erhielten die Bürger der Neustadt eine eigene Kirche. Man weihte sie dem heiligen Nikolaus, der als Schutzheiliger der Seefahrer gilt. Die Kapelle wurde zweimal erweitert (1240-50; 1384-1400).
1589 zerstörte ein Blitzschlag den Turm. Der wiederaufgebaute Turm stürzte aber 1644 ein. Erneut baute man den Turm auf, der 1657 fertiggestellt war. Er fiel schließlich mitsamt der Kirche dem Großen Brand von 1842 zum Opfer. Das Bild links zeigt die Nikolaikirche um 1835 (Peter Suhr (1788-1857)).
Nach Plänen des englischen Architekten George Gilbert Scott errichtete man von 1846 bis 1874 einen Neubau. Der 147 m hohe Turm war allerdings erst 1882 fertig. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Nach dem Krieg hat man die Überreste – mit Ausnahme des Turms – abgerissen. Mit einem Fahrstuhl gelangt man zur Aussichtsplattform in 76 Meter Höhe.
Mahnmal St. Nikolai
Die Ruine erinnert heute als Mahnmal St. Nikolai an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945. In den Kellerräumen ist ein Museum eingerichtet. Es informiert über folgenden Themen: Geschichte der St. Nikolaikirche, Hamburg in den Jahren 1933 bis 1943, Operation Gomorrha, der Hamburger Feuersturm.
Die drei Skulpturen hat übrigens die Hamburger Bildhauerin Edith Breckwoldt entworfen. Eine der Figuren trägt den Namen „Die Prüfung“ (2004). Sie hockt auf Ziegelsteinen aus dem Gefangenenlager X-B bei Sandbostel.
Das Glockenspiel von St. Nikolai
Im Turm von St. Nikolai befindet sich ein sogenanntes Carillon. Es handelt sich dabei um ein Glockenspiel, das man wie bei einer Orgel über eine Klaviatur bedient. Allerdings drückt man die einzelne Taste nicht mit einem einzelnen Finger nieder, sondern mit dem Handballen. Die Klaviatur ist nämlich durch Seilzüge mit den Klöppeln verbunden und erfordert daher einen höheren Kraftaufwand.
Das alte Glockenspiel
Die Nikolaikirche besaß seit 1665 ein Carillon, das aus 25 Glocken bestand. 1696 pries der Hamburger Historiker Wolfgang Heinrich Adelungk das alte Glockenspiel mit den Worten:
„In St. Nicolai Thurm ist ebenfalls ein köstliches Glocken= Spiel/ damit allerhand Geistliche Lieder mit mancherley Veränderungen zwey= und Dreystimmig gespielet werden/ und klingt solches gar lieblich/ weit über und in die Stadt hinein.“ (zitiert nach Dorothea Schröder, 2014)
Der Barock-Komponist Georg Friedrich Telemann verewigte die Glockenspiele der Stadt im vierten Satz der Alster-Ouvertüre (1725). Er ist mit „Die Hamburgischen Glockenspiele“ überschrieben.
Das neue Glockenspiel
Das alte Carillon existiert nicht mehr. Das heutige Geläut wurde von der Königlichen Glockengießerei Eijsbouts (Niederlande) angefertigt und 1993 geweiht. Es besteht aus 51 Glocken und ist somit eines der größten Glockenspiele Deutschlands. Der Tonumfang reicht über vier Oktaven. Das Gesamtgewicht der Glocken liegt bei rund 13 Tonnen.
Informationen
- Website Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V. (www.mahnmal-st-nikolai.de)
- Barrierefreier Rundgang mit Zwischenstation Nikolaikirche (www.barrierefreieshamburg.de/rundgang/vier_tuerme.html)
- Wikipedia-Artikel Nikolaikirche
Adresse: Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brandt-Straße 60, 20457 Hamburg