UNESCO-Welterbe in Algerien: 7 Sehenswürdigkeiten

Algerien: Tassili National Park; Algeria

UNESCO-Welterbe in Algerien. Überblick

Zum UNESCO-Welterbe in Algerien zählen sieben Welterbestätten (Stand 2024):

  • Das UNESCO-Weltkulturerbe in Algerien umfasst sechs Stätten.
  • Das gemischte UNESCO-Weltkulturerbe  und Weltnaturerbe in Algerien besteht aus einer Stätte.

Das UNESCO-Weltdokumentenerbe in Algerien zählt ein Dokument.

Das immaterielle Kulturerbe in Algerien umfasst 10 Kulturformen.

Karte Algerien

UNESCO-Weltkulturerbe in Algerien. Liste

Die Ortsnamen werden in folgender Reihenfolge angegeben: zuerst der deutsche Titel, dann in arabischer Schrift (in Klammern deutsche Umschrift), zum Schluss ggf.  in der Berberschrift.

Festung der Beni Hammad: Moschee-Ruine und Minarett (UNESCO-Weltkulturerbe in Algerien)
Maquette de Kalaa de Beni Hammad

Festung der Beni Hammad

Die Festung der Beni Hammad* / قلعة بني حماد (Qalʿat Banī Ḥammād) wurde 1007 gegründet, 1152 zerstört und diente als erste Hauptstadt der Hammadiden-Dynastie. Eine rund 7 km lange Stadtmauer umgab die Stadt. Die Gebäude (v. a. die Moschee und der Palast) beeinflussten die arabische Architektur in Nordwestafrika und in Andalusien, z. B. in Sevilla.

* „Beni“ (oder „Banu“) bedeutet „Söhne von“ und bezeichnet den Stamm.

Ksar Ghardaia: Markplatz
El Atteuf rue Karte: islamische Glaubensrichtungen

Tal von M'zab

In der Sahara, rund 600 km südlich von Algier, liegt das Tal von M’zab / مزاب / ⴰⵖⵍⴰⵏ (Aghlan), das der Fluss Oued M’zab/Wadi M’zab durchzieht.

Die Bewohner heißen M(o)zabiten bzw. Beni Mzab. Es handelt sich um Berber, die der islamischen Minderheit der Ibaditen angehören (weltweit 2 Mio. Gläubige). Ihre Vorfahren hatten 788–909 ein Reich an Algeriens Küste, das von den Arabern erobert wurde. Die Besiegten flohen immer weiter in die Wüste und leben seit 1077 in M’zab. Sie gründeten fünf  Siedlungen, legten Palmenhaine an und profitierten später vom Transsaharahandel.

Die Welterbestätte umfasst 26 Zonen: fünf befestigte Dörfer (Ksar), vier Palmenhaine sowie Moscheen und Gräber.

.مدينة جميلة، عراقة التاريخ وجمال الطبيعة
Djémila-Museum:  Mosaiken und Skulpturen aus Cuicul (UNESCO-Welterbe in Algerien) Djémila-Museum: Stadtmodell von Cuicul

Djémila

Die nordalgerische Kleinstadt Djémala / جيميلة (Dschīmīla; arab.: „die Schöne“ liegt nordöstlich der Provinzhauptstadt Sétif (ca. 300.000 Einw.), deren Festung Kandidat für das UNESCO-Welterbe war.

Nördlich von Djémila liegt die verlassene Römerstadt Cuicul. Sie wurde im 1. Jh. v. Chr. gegründet, 455 von Vandalen und 533 von Byzantinern erobert. Nach der Eroberung durch die Araber zerfiel die Stadt.

Im Djémila-Museum sind zahlreiche Fundstücke ausgestellt, darunter prächtige Mosaiken und ein Stadtmodell. Es zeigt den größten Teil der Stadt: Im Vordergrund (= Norden) die Altstadt mit Markt und großem Forum; im Hintergrund die ab dem 3. Jh. erbaute Neustadt mit Severus-Tempel, davor das Severusforum (mit Carcallabogen); hinten links das Theater, hinten rechts die Thermen. (Den Freiflächen im Modell entsprechen in Wirklichkeit z. T. Wohnhausruinen.)

Der römische Kaiser Severus kam 146 in Leptis Magna (UNESCO-Welterbe in Libyen) zur Welt und starb 211 im englischen York (Kandidat für das UNESCO-Welterbe); Caracalla war sein Sohn und Nachfolger.

Königliches Mausoleum von Mauretanien. Royal Mausoleum of Mauretania
Tipasa Hisrorical City Algeria Tipasa Museum Mosaique

Tipasa

Die Stadt Tipasa / تيبازة / ⵜⵉⵒⴰⵣⴰ (ca. 30.000 Einw.) liegt an der mittleren Mittelmeerküste Algeriens. Auf drei Hügeln an der Küste liegen die Ruinen einer antiken Stadt, die von den Phöniziern gegründet und von den Römern erobert wurde. Sie stationierten dort die Mauretanische Flotte. Später eroberten Wandalen, Byzantiner und Araber die Stadt, die seit dem 8. Jh. zerfiel.

Die serielle Welterbestätte besteht aus drei Zonen:

  • Im Archäologischen Park West (0,28 km²) nordwestlich von Tipasa) befinden sich u. a. ein römische Amphitheater, ein Theater sowie die Große Basilika und die Basilika Alexander.
  • Im Archäologischen Park Ost (0,17 km²) liegen ein phönizischer Friedhof und eine Nekropole sowie u. a. die byzantinische Basilika St. Salsa.
  • Das Königliche Mausoleum von Mauretanien erhebt sich rund 11 km östlich von Tipasa auf einem Berg. Das kreisrunde Bauwerk (32,4 m Höhe; 60,9 m Durchmesser) wurde wohl im 2. oder 1. Jh. v Chr. erbaut.  Es diente wohl als Grabmal für König Juba  II (50–23 n. Chr.) und dessen Frau Kleopatra Selene (40 v. Chr.), die Tochter von Kleopatra.
Blick nordwestwärts über Timgad: Rechts der Trajansbogen von Timgad (UNESCO-Welterbe in Algerien)
Timgad: Grundriss der römischen Stadt Thamugadi (Algerien)

Timgad

Die Stadt Timgad / تيمقاد (ca. 12.000 Einw.) liegt ca. 110 km im Landesinneres. Südlich von Timgad erstreckt sich das riesige Ruinenfeld der römische Stadt Thamugadi. Sie ist für Afrika, was die UNESCO-Stätte Pompeji für Europa ist: Relikt einer wohlhabenden Kleinstadt des Römischen Reichs. Sie wurde im Jahr 100 auf quadratischem Grundriss (350 x 350 m) erbaut. Typisch für römische Stadtneugründungen sind das Schachbrettmuster der Straßen und Großbauten wie das Amphitheater oder mehrere Thermen. Südlich der Stadt erbauten die Byzantiner ab 539 eine Festung. Nach der Eroberung durch die Araber wurde die Stadt verlassen.

Casbah la pittoresque
Palais des Raïs View of Algiers in 1828

Kasbah von Algier

Algier / دزاير (Dzayer) / ⴷⵣⴰⵢⴻⵔ ⵜⴰⵎⴰⵏⴻⵖⵜ (Dzayer tamaneɣt) hat rund 2,2 Mio. Einwohner:innen und ist die Hauptstadt Algeriens. Die Hafenstadt liegt im Westen der Bucht von Algier. Die Phönizier gründeten nach 600 v. Chr. die Stadt Icosium. In der Römerzeit war hier ein Stützpunkt der Mauretanischen Flotte.

Kasbah“ (قصبة) bezeichnet in den Magreb-Staaten eine Stadtburg; mit „Kasbah von Algier“ ist die Altstadt gemeint. Sie liegt zwischen dem Hafen und der Zitadelle. Sie wird auch  Dey-Palast genannt. Dey war der Herrscher Algiers. 

Zu den herausragenden Moscheen zählen die Große Moschee (11. Jh.) und die Neue Moschee (1660). Die Ketschawa-Moschee war seit dem 16. Jh. nacheinander Moschee, Kirche und wieder Moschee.

Gemischtes UNESCO-Welterbe in Algerien

Djanet la tadrarte
Felsformation (Tassili n'Ajjer) Il cane nell'arte rupestre nell'altopiano Tassili n’Ajjer dell'Algeria è stata datata dalle sette alle 10 mila anni prima Roter Tadrart (gemischtes UNESCO-Welterbe in Algerien)

Tassili n’Ajjer

 Tassili n’Ajjer / طاسيلي ناجر (Ṭāsīlī nāǧǧar)/ ⵜⴰⵙⵉⵍⵉ ⵏ ⴰⵊⵊⵔ bedeutet „Hochebene der Ajjer-Tuareg“. Die Welterbestätte (72.000 km²) ist zugleich ein UNESCO-Biosphärenreservat. Sie reicht im Südosten Algeriens bis zum Dreiländereck mit Libyen und Niger. Es handelt sich um ein Hochplateau aus gelbem, rotem und dunklem Sandstein (höchster Berg: Jebel Azao, 2.158 m). Die abwechslungsreiche Landschaft wird geprägt durch Schluchten, Dünen und riesige Einzelfelsen (etliche mit beeindruckenden Felsbrücken).

In der kargen Landschaft wachsen noch ca. 200 Sahara-Zypressen. Sie weisen eine Besonderheit auf: Vererbt werden nur die männlichen Gene; die weiblichen Keimzellen dienen als Nahrungsspeicher. Die Felsen sind Lebensraum des Berberschafs; das Westafrikanische Krokodil, das an Wasserstellen lebte, ist dort inzwischen ausgestorben.

Die ca. 15.000 Felszeichnungen und-ritzungen an den Wänden der Schluchten sind 10–5.000 Jahre alt. Sie dokumentieren den Wandel der Sahara von einer Savanne zu einer Wüste. Z. B. zeigen einige Zeichnungen Giraffen und Elefanten.

An der Westgrenze der Welterbestätte liegt die Oase Djanet (immaterielles Kulturerbe, siehe unten). Ca. 160 km südöstlich von Djanet erstreckt sich der  Rote Tadrart, der sich durch auffallend roten Sand auszeichnet. 

UNESCO-Weltdokumentenerbe in Algerien

Zum Weltdokumentenerbe in Algerien zählt bislang ein Werk: das Manuskript Al–Mustamlah Min Kitab Al–Takmila. Es  handelt sich um eine Biographien-Sammlung (118 Seiten) bedeutender Personen in Andalusien, z. B. Juristen, Theologen, Künstler oder Naturwissenschaftler, und zwar sowohl Männer als auch Frauen. Autor war der Historiker adh-Dhahabī (= Schams ad-Dīn Muhammad ibn Ahmad adh-Dhahabī (1274–1348)). Webseite: https://www.unesco.org/en/memory-world/al-mustamlah-min-kitab-al-takmila

Berber-map-2e Alphabet der Tifinagh-Schrift

Exkurs: Berbersprachen & Arabisch

In Algerien und den Nachbarstaaten (Marokko, Tunesien, Libyen, Niger, Mali) werden seit Jahrhunderten zwei Sprachen gesprochen: Arabisch und Berbersprachen. Beide zählen zu den semitischen Sprachen, zu denen auch Hebräisch oder das Maltesische (in lateinischer Schrift) gehören.

  • Die Berbersprachen wurden schon vor der arabischen Eroberung Nordafrikas gesprochen. Man kann grob gesagt drei Berbersprachen unterscheiden:
    • Südliche Berbersprachen: Die Sprache der Tuareg im Süden Algeriens heißt ebenfalls Tuareg (oder Tamascheq).
    • Nördliche Berbersprachen: Im Norden Algeriens spricht man Kabylisch sowie Taschelhit und Tamazight; ein größeres Sprachgebiet liegt in Marokko.
    • Östliche Berbersprachen. Sie werden v. a. in den Oasenstädten Libyens gesprochen und drohen auszusterben.
    • Bereits ausgestorben ist die Berberkultur auf den Kanarischen Inseln (an sie erinnert die UNESCO-Welterbestätte Risco Caido auf Gran Canaria).
  • Die arabische Sprache gelangte mit der Eroberung Nordafrikas durch die Araber 647–709 nach Algerien. Im 11. Jh. eroberten ägyptische Beduinenstämme Algerien. Sie trugen zur Arabisierung der Landbevölkerung bei. In Algerien spricht man Hocharabisch (z. B. in Behörden) und Algerisch-Arabisch (Umgangssprache).
  • Die französische Sprache ist ebenfalls weit verbreitet, da Algerien bis 1962 eine französische Kolonie war.

Die Berbersprache kann in der Tifinagh-Schrift geschrieben werden. Ihre Schriftzeichen haben ihren Ursprung wahrscheinlich im phönizischen Alphabet.

Immaterielles Kulturerbe in Algerien

Djanet-Oase: Schwerttänzer des Sebiba-Rituals (immaterielles Kulturerbe in Algerien)
Djanet-Algeria

Die Sebiba-Rituale und -Zeremonien in der Djanet-Oase

Die Djanet-Oase (ca. 15:000 Einw.) liegt im Südosten Algeriens; direkt an der Grenze der Welterbestätte Tassili n’Ajjer. Sie ist der algerische Hauptort der Tuareg, ein Berbervolk, das in der Westsahara als Nomaden lebt(e). Der Hauptort im Niger ist Agadez (UNESCO-Welterbe), dort feiert man das 23-tägige Bianou, das dem Sebiba-Fest ähnelt.

Beide Veranstaltungen sind Teil eines Neujahrsfestes: Im ersten Monat des islamischen Kalenders feiern Muslime weltweit das Aschurafest, das auf 10 Trauertage folgt. (Der Termin wandert im Laufe der Jahre durch den gregorianischen Kalender.)

Das Sebiba-Fest dauert 10 Tage: neun Tage wetteifern männliche Tänzer und weibliche Sängerinnen zweier Dörfer. Am zehnten Tag kommen die Gewinner am Festplatz zusammen, um das Sebiba-Ritual zu zelebrieren: Die verkleideten und mit Schwertern bewaffneten Männer tanzen in einem Kreis um die Trommeln schlagenden Sängerinnen. Reportage (ab min 37:00): https://www.youtube.com/watch?v=9OKAgo7yn3U

Die Berber haben neben dem islamischen Mondkalender einen eigenen Kalender, der auf dem julianischen Kalender (Sonnenkalender) basiert. Seit 2018 gilt in Algerien der 12. Januar („Yennayer“) als fester Neujahrstag. (In Westeuropa gilt seit 1582 der Gregorianische Kalender).

Moroccan cuscus, from Casablanca, September 2018

Wissen, Know-How und Praktiken zu Herstellung und Verzehr von Couscous

Couscous ist ein Gericht, das aus Grieß von Hartweizen, Gerste oder Hirse besteht. Es wird in einer speziellen Couscousière gedämpft. Dazu reicht man Gemüse, Fleisch, Nüsse und Saucen. Die einzelne Portionen nimmt man mit Brot auf.

Couscous gilt als eine Erfindung der Berber. Die ältesten Couscousièren stammen aus dem 12. Jh.; Couscous-Rezepte finden sich in einem arabischen Kuchbuch des 13. Jh.s (Kitāb al-Ṭabikh fī al-Maghrib wa al-Andalus fī ʽAṣr al-Muwaḥḥidīn, li-muʽallif majhūl).

UNESCO-Welterbe in Algerien besuchen

Flagge Algeriens

Flagge Algeriens

Die Flagge Algeriens besteht aus einem grünen und weißen Streifen mit einem roten Halbmond, der einen roten fünfzackigen Stern umgibt. Grün gilt als Lieblingsfarbe des Propheten Mohammed; Weiß steht für die Reinheit. Der Halbmond (arabisch „Hilal“) ist ein Symbol des Islam (der islamische Kalender ist ein Mondkalender); die Kombination Halbmond und (fünf)zackiger Stern ist ein Symbol des Osmanischen Reichs (zu dem Algerien von 1519 bis zur Invasion Frankreichs 1830 zählte), des Byzantinischen Reichs und diente noch früher als ägyptische Hieroglyphe (mit der Bedeutung: „Monat“).

Die Flagge Algeriens wurde 1962 angenommen. Sie entspricht weitgehend der Flagge der Nationalen Befreiungsfront (FNL). Diese kämpfte im Algerienkrieg (1954–62) für die Unabhängigkeit von Frankreich.

Aktuelle Reiseinfos Algerien

Länderinfo Algerien

  • Einwohner*innen: 46.000.000
  • Fläche: 2.381.741 km²
  • Hauptstadt: Algier
  • Großstädte: Algier (ca. 1,5 Mio. Einw.), Oran (770.000), Constantine (510.000), Annaba (380.000), Batna (320.000), Blida (265.000), Sétif (250.000), 
  • Höchster Berg: Tahat / Dschabal Tahat (2.908 – 3.003 m)
  • Hauptgewässer: Cheliff / Wadi ash-Shalif (700 km); Mittelmeer
  • Feiertage in der Algerien: https://www.schulferien.org/algerien/feiertage/
  • Wohlstandsniveau: Algerien im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index)

UNESCO-Welterbe in Algeriens Nähe

Das UNESCO-Welterbe in Algerien zählt zum UNESCO-Welterbe in Afrika.

In der Nähe Algeriens befinden sich mehrere Welterbestätten:

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