Wittenberg Rundgang zum UNESCO-Welterbe Luthergedenkstätten
Wittenberg Rundgang. Überblick
Der Wittenberg Rundgang führt zu den Sehenswürdigkeiten in der Lutherstadt Wittenberg. Die Altstadt war für das UNESCO-Weltkulturerbe nominiert; zum Welterbe wurden aber nur die Luthergedenkstätten erklärt. Der Rundgang führt zu folgenden Sehenswürdigkeiten:
UNESCO-Welterbe „Luthergedenkstätten in Wittenberg“ (vier Gebäude: Schlosskirche mit Thesentür, Stadtkirche, Melanchthonhaus, Lutherhaus. Sie sind im Folgenden mit einem Sternchen (*) versehen)
Straßen und Plätze der Altstadt Wittenberg (u.a. Schlossplatz, Collegienstraße, Markt).
Cranachhöfe (Wirkstätten des bedeutenden Renaissancemalers)
Startpunkt ist der Bahnhof Altstadt Wittenberg. Von der Luthereiche geht man entweder zum nahen Hauptbahnhof oder durch die Gartenanlage am Stadtpark zurück zum Bahnhof Altstadt.
In Wittenberg sind drei Bahnhöfe zu unterscheiden:
Der Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof steht östlich der Altstadt. Regional- und Fernzüge halten dort. Der Fußweg in die Altstadt ist nicht sehr reizvoll und lang. Vom Hauptbahnhof fährt ein Bus in die Altstadt und zum
Bahnhof Lutherstadt Wittenberg Altstadt, er befindet sich südlich der Altstadt. Dort halten nur Regionalzüge, aber der Weg zur Altstadt ist kurz und führt durch den Luthergarten.
Der Alte Bahnhof steht westlich der Altstadt und ist seit 1860 nicht mehr in Betrieb.
Vom Bahnhof Lutherstadt Wittenberg Altstadt führt der Wittenberg Rundgang über die Straße Kurfürstenring zum Luthergarten.
Luthergarten
Der Luthergarten wurde 2017 zum 500sten Jahrestag der Reformation angelegt. 500 Bäume aus aller Welt stehen strahlenförmig um ein riesiges Lutherkreuz: ein Kreuz ist umgeben von einem Herzen und dieses von den fünf Blütenblättern einer Rose (Liste der Bäume: http://www.luthergarten.de/liste.html). Man folgt dem Stadtgraben nach Westen und gelangt rechts zur Schlosswiese.
Das Gemälde zeigt Wittenberg im Jahr 1536, also zu Lebzeiten Luthers und Melanchthons. Man blickt von Süden über die Elbwiesen und die Elbe auf die Stadt. Links steht das Schloss Wittenberg, in der Mitte die Stadtkirche. Das Gesicht Wittenbergs hat sich seitdem gewandelt, das wird am Schloss deutlich: Der runde Schlossturm ist von Dreiecksgiebeln gekrönt und besitzt ein Kegeldach mit Laterne.
Schlosswiese
Von der Schlosswiese hat man einen guten Blick auf die schlichte Fassade des Schlosses. Das Foto zeigt den Westtrakt: Rechts der Schlossturm, der auf dem Gemälde abgebildet ist: Er hat Giebel und Dach verloren. Der Turm links ist der Schlosskirchturm. Sein Obergeschoss wurde 1885-92 erbaut. Hinter dem Turm befindet sich die Schlosskirche. An der Stelle einer Burg (1187 erstmals erwähnt) ließ Kurfürst Friedrich der Weise ab 1489 eines der frühesten Renaissanceschlösser Deutschlands errichten. Baumeister waren wohl zunächst Klaus Kirchner, dann Hans von Torgau (1493-96). Dieser war auch Baumeister der St. Wolfgangs-Kirche im Schneeberg (UNESCO-Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge). Im Uhrzeigersinn umrunden wir das Schloss. Auf dem Weg erreichen wir den Schlossplatz.
Schlossplatz
Der langgestreckte Schlossplatz ist der westlichste Platz der Altstadt Wittenberg. Er reicht vom Amtsgericht im Westen bis zur Weggabelung Coswiger Straße – Schlossstraße im Osten. Zur Randbebauung zählen
im Süden die Schlosskirche mit der Thesentür, überragt vom Schlosskirchturm. Der Zugang erfolgt über den Schlosshof.
im Norden die Tourist-Information und das Justus Jonas Haus (Alte Canzley).
im Osten der denkmalgeschützte Chemie-Pavillon (1959-60, Erwin Zink).
Schlosskirchturm
Zunächst passieren wir den Schlosskirchturm und die Schlosskirche. Der 88 m hohe Turm ist mit einem Spruchband versehen: „Eine fest Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“. Es handelt sich um die erste Zeile eines Kirchenliedes (Text: Luther; Melodie: Johann Walter/Luther (umstritten)). 289 Stufen führen zur Aussichtsplattform. Im Schlosskirchturm befinden sich drei Glocken (Guß 1960 durch Gießerei Schilling).
Das Foto ist vom Schlosskirchturm aufgenommen. Man blickt nach Osten über die Altstadt, überragt von den Türmen der Stadtkirche. Davor der Markt mit dem Rathaus (weißer Giebel). Links die Coswiger Straße, die in die Jüdenstraße übergeht. Rechts die Schlossstraße und die Collegienstraße. Sie führt zu Collegium (Gebäudekomplex am rechten Bildrand unterhalb des Grünstreifens), wo Luther und die Reformatoren lehrten.
Thesentür
Von der Schlossstraße aus kann man einen Blick auf die Thesentür werfen. Sie befindet sich rechts (in Richtung Schlossplatz). Es handelt sich nicht um die Originaltür, diese ist 1760 verbrannt. Sie wurde durch eine Holztür ersetzt und diese 1858 wiederum durch eine Bronzetür mit den 95 Thesen (Entwurf: Friedrich Drake). Der Text ist – wie das Original – auf Latein verfasst. Im Tympanon über der Tür ist der gekreuzigte Christus dargestellt; neben ihm knien links Luther und rechts Melanchthon (1851, August von Kloeber). Es ist allerdings fraglich, ob Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen tatsächlich an diese Tür schlug. Gegenüber steht das Justus Jonas Haus.
Im kleinen Haus Schlossplatz 2 befindet sich die Tourist-Information (Webseite: https://lutherstadt-wittenberg.de/service/tourist-information/). Im Nachbargebäude Alte Canzley (Schlossstraße 3) lebte Justus Jonas (1493-1555). Er zählte zum Wittenberger Übersetzerteam der Bibel. Die Übersetzung der griechischen und hebräischen Texte ins Deutsche war nicht das alleinige Werk Luthers, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe, da Luther Griechisch und Hebräisch nicht so gut beherrschte und auf die Hilfe von Jonas und anderen Reformatoren angewiesen war. (Der Name „Justus Jonas“ ist deutschen Hörer*innen von Robert Arthurs Krimiserie „Die drei ???“ als Name eines der jugendlichen Detektive bekannt. Im Original heißt er Jupiter Jones.)
Vom Schlossplatz aus führt der Wittenberg Rundgang zum Schlosshof. Zuvor kann man einen Abstecher nach Westen machen:
Abstecher Ensemble Am Alten Bahnhof 31-34
Der Alte Bahnhof Wittenberg stammt aus der Anfangszeit des Eisenbahnbaus. Auf dem Weg dorthin passiert man das Amtsgericht Wittenberg (1907-09, Friedrich Beisner, Wilhelm Trautwein, Hans Abesser; Dessauer Str. 291). Nördlich davon steht das ehemalige Gefängnis (Beisner).
Das Ensemble in der Straße „Am Alten Bahnhof“ besteht aus vier Gebäuden, die alle unter Denkmalschutz stehen:
Nr. 31: Alter Bahnhof (Einweihung 1841) nicht mehr in Betrieb seit 1860; Nr. 32: Gasthaus Schweizer Garten (1898, R. Kniese), Nr. 33: Wittenberger Brauhaus (1902, Paul Ungers), Nr. 34: Villa Am alten Bahnhof 34 (1885)
Schlosshof
Vom Schlossplatz gelangt man in den Schlosshof. Er ist an den vier Seiten von folgenden Gebäuden umgeben:
Westen: Schloss Wittenberg
Norden (Schlosskirche)
Osten: Jugendherberge Lutherstadt Wittenberg
Süden: Christine Bourbeck Haus
Die Sanierung des Schlosses (Architeken: Bruno, Fioretti, Marquez) wurde mit dem Deutschen Architekturpreis 2019 ausgezeichnet. (Sehenswerte Fotos des Schlosshofes findet man bei dem Architekturfotografen Steffen Spitzer: http://www.steffenspitzner.de/p-wittenberg.html).
Westflügel
Das Foto zeigt den Blick nach Westen. Das wenig repräsentive Erscheinungsbild der Westfassade findet seine Fortsetzung im Schlosshof und ist u. a. dem Umbau zur Kaserne geschuldet. Im Inneren haben sich aber sehenswerte Treppen erhalten. Statt eines quaderförmigen Treppenhauses mit geraden Treppen- und Handläufen dominieren hier Wendeltreppen, in denen fast jede gerade Linie vermieden wurde. Dieses Linienspiel kontrastiert mit dem schlichten Äußeren. Die Schlossräume werden u. a. von der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg genutzt (Webseite: http://www.christlichekunst-wb.de/).
Schlosskirche Wittenberg*
Das Foto zeigt das Innere der Schlosskirche mit Blick nach Osten. Vor den Wandpfeilern sind neun Reformatoren dargestellt. In der Kirche sind Marthin Luther und Philipp Melanchthon beigesetzt. Entwurf und Ausführung der Schlosskirche verantwortete ab 1496 Konrad Pflüger (um 1450 – 1506/07). Er gilt als einer der bedeutendsten Baumeister der deutschen Spätgotik. Beteiligt war er u.a. am Bau der St.-Annen-Kirche Annaberg (Teil des Welterbes Montanregion Erzgebirge). Seit 2019 muss man für die Schlosskirche Eintritt zahlen. Webseite: https://www.schlosskirche-wittenberg.de/index.php/de/
Christine-Bourbeck-Haus
Im Südflügel steht das neu erbaute Christine-Bourbeck-Haus. Es dient als Gästehaus des Predigerseminars und erinnert an eine der bedeutendsten Theologinnen Deutschlands. Bourbeck (1894-1974) kämpfte dafür, dass in der evangelischen Kirche auch Frauen ein Pfarramt übernehmen durften.
Vom Schlossplatz führt der Wittenberg Rundgang durch die Schlossstraße. In Wittenberg lebten nicht nur religiöse, sondern auch politische Reformatoren und wissenschaftliche Neuerer. An sie erinnern kleinen Plaketen an den Wohnhäusern. Ein Beispiel ist Wilhelm Weber (1804-91). Er wurde in der Schlossstraße 10 geboren. Mit dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß erfand er 1833 den elektrischen Telegraphen. Weber ist auch bekannt als einer der „Göttinger Sieben“: sieben Professoren (darunter die Gebrüder Grimm), die 1837 gegen die Einschränkung der Bürgerrechte protestierten.
Cranach-Hof Schlossstraße 1
In Wittenberg gibt es zwei Cranach-Höfe: in der Schlossstraße und am Markt. Benannt sind sie nach dem Renaissance-Maler Lucas Cranach (der Ältere; 1472-1553). Er wurde als „Lucas Maler“ geboren, nannte sich aber nach seiner Geburtsstadt Kronach „Lucas Cranach“. 1505 folgt er einer Einladung Friedrichs des Weisen nach Wittenberg, wo er als Hofmaler arbeitete. Zunächst wohnte er im Schloss, zog dann zum Markt und später in die Schlossstraße. Hier befand sich die Cranach-Werkstatt, in der zahlreiche Gehilfen wie am Fließband Gemälde schufen – insgesamt rund 5000. Im Hof befindet sich das Cranachdenkmal (2005, Müller-Belecke). Webseite: http://cranach-hoefe.de/
Links ist Lucas Cranach der Ältere dargestellt. Es handelt sich wohl entweder um ein Selbstbildnis oder ein Bildnis, das sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere schuf. Rechts sind Luther und Cranach abgebildet. Beide Gemälde sind 1543 in der Cranach-Werkstatt entstanden.
Rathaus Wittenberg
Auf dem Markt erinnern Lutherdenkmal (Enthüllung 1821, Figur: Schadow) und Melanchthondenkmal (Einweihung 1856, Figur: Friedrich Drake) an die beiden Reformatoren. An der Nordseite des Marktes steht das Alte Rathaus (1523-41, Bastian Krüger). Es ist ein bedeutender Renaissancebau, den man 1573 um Portal und Dachreiter ergänzte. Neben dem Rathaus steht der Marktbrunnen (1617). Den Tiefbrunnen baute man 1986 zu einem Röhrwasserbrunnen um.
Cranach-Hof Markt 3 und 4
1517/18 zog Cranach zum Markt. In diesem Gebäude an der Südseite des Platzes kam Lucas Cranach der Jüngere zur Welt (1515-86), der ebenfalls Maler wurde. Ein weiteres Cranachhaus steht im Weltkulturerbe Weimar, wo er begraben ist. (Lucas Cranach ist übrigens weitläufig mit Goethe verwandt: Er ist einer der 256 Oberurgroßväter Goethes.) Der Wittenberg Rundgang führt vom Markt durch die Juristenstraße zum Arsenalplatz. Er liegt mitten im Stadtviertel nördlich der Coswiger Straße.
Nördlich der Coswiger Straße
Zeughaus
An der Südwestecke des Arsenalplatzes steht das Zeughaus (erbaut 1855 als Artilleriewagenhalle Nr.2, Juristenstraße 16a). Statt Waffen beherbergt es heute die Städtischen Sammlungen. Das Museum bietet Sonderausstellungen (EG), informiert über Stadtgeschichte (OG) und zeigt die Riemer-Sammlung (Ethnologische und naturkundliche Sammlung). Webseite: https://lutherstadt-wittenberg.de/kultur/museen-ausstellungen/museum-stadtgeschichte/
Historische Stadtinformation
An der Klosterstraße stand ein Franziskanerkloster (gegründet 1227), das das Herrschergeschlecht der Askanier Ende des 13. Jahrhunderts als Grablege nutzen. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgelöst, die Gebäude verfielen. 2009 entdeckte man die Grablege der Askanier. Das Gebäude „Historische Stadtinformation“ informiert über die Askanier und deren Bedeutung. Der Zugang erfolgt über das Stadthaus (2014 eröffnet; Architekten: Ralf Niebergall, Fabian Schulz).
Kirche Unbefleckte Empfängnis
Wittenberg war nach der Reformation fest in protestantischer Hand. Für die ersten Katholik*innen, die ab 1820 in die Stadt kamen, erbaute man 1868-69 die kleine Kirche, die ein Dachreiter krönt. Architekt war der auf Sakralbau spezialisierte Arnold Güldenpfennig aus dem (erzkatholisch geprägten) Paderborn. Von ihm geplante Kirchen stehen u.a. in der Welterbestätte Lübeck (Propsteikirche Herz Jesu; nördlich des Doms). Im Chor steht ein gotischer Dreiflügelaltar. Die Glasfenster schuf Günther Grohs. Seine Werke sind in mehreren UNESCO-Welterbestätten zu sehen: Naumburger Dom, Wipertikirche in Quedlinburg und St. Petri-Pauli-Kirche Eisleben. Webseite: http://www.katholische-kirche-wittenberg.de/
Östlich der Kirche erstreckt sich die Grünanlage am Schwanenteich. Dort steht auch die Artilleriewagenhalle Nr. 3 (1868, Neustraße 10c). Durch die Bürgermeisterstraße oder das Einkaufszentrum „Arsenal“ führt der Wittenberg Rundgang von der Kirche zur Jüdenstraße. Südlich öffnet sich der Kirchplatz.
Kirchplatz
Kleiner Johannes Bugenhagen Park
Der Kirchplatz ist im Norden von einer Grünanlage begrenzt: der Kleine Johannes Bugenhagen Park. Das Bugenhagen-Denkmal ist ein Werk von Gerhard Janensch. Park und Büste erinnern an den Reformator Johannes Bugenhagen (1485-1558). Er war in Wittenberg Pfarrer, Dozent und Freund Luthers und Mitbewohner Melanchthons. Bugenhagen übte großen Einfluss auf die evangelischen Kirchen Norddeutschlands aus, für die er Kirchenordnungen schrieb.Westlich des Parks steht die Alte Lateinschule, östlich das Bugenhagenhaus.
1564-67 erbaute man die Alte Lateinschule. Sie ist der Vorgänger des Melanchthongymnasiums (siehe unten: Hundertwasserschule). 1888 zog in das Gebäude eine Druckerei ein, seit 2015 beherbergt die Alte Lateinschule ein Begegnungszentrum der evangelischen Kirche. Informationen: https://selk.de/index.php/alte-lateinschule-in-wittenberg
Eine der Reformen, die in Wittenberg ihren Anfang nahm, war die Reform der Gottesdienstsprache: In der Stadtkirche wurde zu Weihnachten 1521 erstmals ein Gottesdienst auf Deutsch gehalten – in der Sprache der Laien. Zuvor sprach der Pfarrer auf Latein. Diesen Gottesdienst leitete der Wittenberger Theologie-Professor Andreas Bodenstein (1586-1641). Er sprach den Laien mehr Mitbestimmung zu. Bodenstein reformierte auch das Privatleben der Priester: das Zölibat lehnt er ab und heiratete 1522 Anna von Mochau. Als er im Februar 1522 die Kirchenbilder entfernen ließ, übte Luther daran Kritik in seinen acht Invokavit-Predigten (März 1522).
Links. Andreas Bodenstrien, genannt Karlstadt. Oben: Zu den Sehenswürdigkeiten in der Kirche zählt der Reformatoren-Altar (1547), den Vater und Sohn Lucas Cranach schufen.
Im Südturm ertönen drei Glocken (darunter die Marienglocke von 1422), im Nordturm die etwa 5,5 Tonnen schwere Große Glocke (Guß 1635). Webseite: http://www.stadtkirchengemeinde-wittenberg.de/. Das Foto oben zeigt Stadtkirche und Fronleichnamskapelle von der Südostecke des Kirchplatzes. Im Rücken liegt der kleine Holzmarkt, über den man zur Collegienstraße gelangt.
Collegienstraße
Holzmarkt
Das Foto zeigt den Holzmarkt mit Blick nach Osten. Er verbindet zwei Straßen: Die Mittelstraße im Norden (im Bild links im Hintergrund) und die parallele Collegienstraße im Süden (im Bild rechts). Die Collegienstraße ist benannt nach dem Augustinerkollegium, das am östlichen Standrand steht. Dort lehrten u. a. Philipp Melanchton und Martin Luther. Auf dem Weg dorthin erreicht man die Leucorea (Nr. 62) und dann das benachbarte Melanchthonhaus (61).
Melanchthonhaus*
An der (rechten) Südseite der Collegienstraße steht das Melanchthonhaus (Collegienstraße 61). Es gilt als eines der schönsten Renaissancehäuser Wittenbergs. Das Foto oben zeigt die Wohnstube an der Straßenseite im 1. Obergeschoss.
Der Kurfürst ließ das schmucke Wohnhaus 1536/37 für Philipp Melanchthon (1497-1560) erbauen. Er war an der Universität Wittenberg Professor für Altgriechisch. „Melanchthon“ ist die griechische Übersetzung von Philipps Familiennamens „Schwartzerdt“. Ohne Melanchthon wäre die sogenannte „Lutherbibel“ wohl kaum zustande gekommen, denn Luther selbst besaß nur bescheidene Griechisch-Kenntnisse. Webseite: https://lutherstadt-wittenberg.de/kultur/unesco-welterbe/melanchthonhaus/
Ein paar Schritte weiter führt der Wittenberg Rundgang zum Augusteum.
Augusteum
1502 wurde die Universität Wittenberg gegründet, die den Name Leucorea erhielt (griechisch: leukos: weiß; oros: Berg, also die griechische Übersetzung von Wittenberg). 1504 begann der Bau des Augustinerklosters, deren Mönche an der Universität unterrichten sollten. Einer der Mönche war Martin Luther. Er promovierte an der Leucorea und war dort ab 1512 als Professor tätig. Wenn man die Durchfahrt passiert hat, steht man im Innenhof. Geradeaus blickt man auf das Lutherhaus. Webseite: https://lutherstadt-wittenberg.de/kultur/museen-ausstellungen/sonderausstellung-im-augusteum/
Lutherhaus*
Im Lutherhaus informiert ein Museum über Luther und die Stadt Wittenberg. Sehenswert ist u.a. ein Stadtmodell, das Wittenberg zur Zeit der Reformatoren zeigt. Vor dem Haus steht das Denkmal für Katharina von Bora. Webseite: https://lutherstadt-wittenberg.de/kultur/unesco-welterbe/lutherhaus/
Luthereiche
Vom Augusteum führt die Collegienstraße ostwärts zu einem Kreisverkehr. An dessen Nordseite steht die Luthereiche. Dort soll Luther 1520 die Kirchenrechte und die päpstliche Bulle „Exsurge Domine“ (Erhebe dich, Herr) verbrannt haben, die ihm die Bann androhte. Auf die Bulle antwortete Luther mit der Schrift „Von der Freyheith eines Christenmenschen“. Die erste Luthereiche wurde 1813 gefällt und 1830 durch die aktuelle ersetzt.
Vom Augusteum gelangt man zum Luther-Melanchthon-Gymnasium, wenn man sich nach Norden wendet. In der Wihelm-Weber-Straße steht das Hauptpostamt (1893), das das erste Fernmeldeamt der Welt gilt.
Geradeaus geht man weiter durch Friedrichstraße und Sternstraße bis zur Kreisel an der Schillerstraße. Rechts einbiegen. Das Gebäude wurde in Plattenbauweise errichtet und 1997-99 umgebaut nach Plänen von Friedensreich Hundertwasser, Peter Pelikan und Heinz Springmann. Webseite: https://www.hundertwasserschule.de/
Bunkerberg
Zwischen Augusteum und Luthereiche erhebt sich der Bunkerberg. Dort stand ein Hochbunker, den man nach dem Krieg gesprengt und überdeckt hat. Zum Lutherjahr 2017 machte die Evangelische Kirche Deutschland der Stadt Wittenberg ein Geschenk in Form von verspiegelten Aussichtsstegen. Die Spiegel fielen bereits mehrfach dem Vandalismus zum Opfer. Der Wittenberg Rundgang führt entweder ostwärts zum Hauptbahnhof oder südwärts durch die Grünanlage am Stadtgraben zum Bahnhof Lutherstadt Wittenberg – Altstadt.
Südlich von Wittenberg erstrecken sich die Elbwiesen, die zum Spazieren einladen. Die Elbe zwischen Wittenberg und der Landesgrenze zu Niedersachsen (nordwestlich von Wittenberge) bildet das Biosphärenreservat Mittelelbe, das in Sachsen-Anhalt liegt (Webseite: http://www.mittelelbe.com/). Dieses ist Teil des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe (Webseite: http://www.unesco.de/flusslandschaft_elbe.html?&L=0).