Speyer Rundgang zum UNESCO-Welterbe: Speyerer Dom & Judenhof
Speyer Rundgang. Überblick
Der Speyer Rundgang führt durch die gut erhaltene Altstadt zu zwei Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes. Start- und Zielpunkt ist der Hauptbahnhof Speyer. Für die reine Wegstrecke von rund vier Kilometern benötigt man mindestens eine Stunde, nicht eingerechnet sind Besichtigungen oder Pausen. Die Welterbetour führt zu folgenden Sehenswürdigkeiten in Speyer:
UNESCO-Weltkulturerbe Kaiserdom (größte romanische Kirche der Welt)
UNESCO-Weltkulturerbe Judenhof (Teil der SchUM-Stätten von Speyer, Worms und Mainz)
Maximiliansstraße (Haupteinkaufsstraße und ehemalige Via triumphalis; 3D)
Altpörtel (einer der höchsten Tortürme Deutschlands mit guter Aussicht), Heidenturm, Reste der Stadtmauer
Sakralbauten christlichen und jüdischen Glaubens (u. a. Dreifaltigkeitskirche, Gedächtniskirche der Protestation, Synagoge Beith-Schalom)
Altstadtviertel mit Gässchen und Märkten (Fischmarkt, Holzmarkt)
Der erste Tourabschnitt führt vom Hauptbahnhof nach Süden zum Torturm „Altpörtel“. Die Altstadt reicht bis zum Bahnhof.
Speyer Hauptbahnhof
Die Station heißt „Speyer Hauptbahnhof“, obwohl Speyer nur diesen einen Bahnhof hat. Es gab allerdings eine Bahnlinie nach Heidelberg, die nach Kriegszerstörung stillgelegt wurde. Dort stand die Haltestelle „Speyer Rheinbahnhof„.
Das erste Empfangsgebäude von 1847 wurde im Krieg zerstört, dann abgerissen und durch den Neubau ersetzt. Südlich davon haben sich Bahnhofsgebäude des 19. Jahrhunderts erhalten.
Östlich des Bahnhofs verlief bereits die Stadtmauer.
Stadtmauern von Speyer
Die Karte zeigt rot eingezeichnet die Stadtmauern (Grundlage ist der Stadtplan von Schwaab, 1730). Man erkennt:
die alte Stadtmauer der Kernstadt (erstmals 946, danach ausgebaut, u. a. um 1100 die Hirschgrabenmauer),
im Westen die Gilgenvorstadt (ummauert ca. 1324–26),
im Süden die St.-Markus-Vorstadt (ummauert um 1365),
im Osten die Vorstadt überm Hasenpfuhl (ummauert um 1335) und
im Norden die Vorstadt Altspeyer (um 1380 ummauert).
Adenauerpark
Vom Bahnhof geht es durch die Bahnhofsstraße südwärts zum Adenauerpark. Er liegt auf dem Gelände des alten Friedhofs Speyer, der von 1502 bis 1881 genutzt wurde. Umgeben von Grabsteinen (18.–19. Jh.) und alten Bäumen steht die Kapelle „Unserer Lieben Frau“ (1515–16), eine spätgotische Saalkirche mit 5/8-Chorschluss. Seit 2021 befindet sich auf dem östlich angrenzenden Domkapitularischen Friedhof das videoüberwachte und umzäunte Grab Helmut Kohls (Bundeskanzler 1982–98).
Wir gehen schräg durch den Park zum Südostzugang. Beim Verlassen laufen wir direkt auf einen erhaltenen Teil der Stadtmauer am Hirschgraben zu.
Hirschgraben & Wormser Straße
Die Straße „Hirschgraben“ folgt dem zugeschütteten Graben, der vor der Stadtmauer (1. Hälfte 13. Jh.) lag. Auf der rechten Seite nach dem Fußgängerweg hat man einen Mauerrest in eine Hauswand integriert. Weit außerhalb, am Ende der Wormser Landstraße, steht die Wormser Warte, ein mittelalterlicher Wartturm (1451). Die Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine betreibt dort ein Museum.
Friedenskirche St. Bernhard & Synagoge Beith-Schalom
An der Friedenskirche St. Bernhard (1953–54, August Josef Peter und Ludwig Ihm) mit dem freistehenden Glockenturm biegen wir rechts in den St.-Guido-Stifts-Platz. Rechterhand öffnet sich der Platz zu einer zweiten Grünanlage, genannt „Weidenberg“. Das elliptische Gebäude in der Nordwestecke ist die 2011 eröffnete Synagoge Beith-Schalom (Architekt: Alfred Jacoby). An der Weggabelung im Süden des Platzes folgen wir rechts der Wormser Straße.
Willy-Brandt-Platz
Der Name der angrenzenden Augustinergasse erinnert daran, dass den Platz bis 1866 ein Augustinerkloster einnahm. Heute steht dort ein Sparkassen-Gebäude und davor der Goldwäscherin-Brunnen (1994; Martin Mayer): Eine hockende Frau hält in ihren Händen eine Goldpfanne. Die Skulptur ist ein Zweitguß; auch im Skulpturenpark Schloss Gottorf (beim UNESCO-Welterbe Haithabu) in Schleswig-Holstein geht die Goldwäscherin ihrer Arbeit nach (https://sh-kunst.de/martin-mayer-goldwaescherin/).
Die Südseite des Platzes nimmt das Amtsgericht Speyer ein (1900–1902, Otto Bär). Zwischen Sparkasse und Gericht hindurch gelangt man zum Kreuzgang des Augustinerklosters. Er entging der Spitzhacke und wurde hierher versetzt.
Von der Weggabel beim Gericht führt die Gutenbergstraße (rechts) südwärts zum Altpörtel. (Ein Abstecher durch die Mathäus-Hotz-Str. führt westwärts zu einem längeren Abschnitt der Stadtmauer und zur Villa Körbling.)
Altpörtel
Das Altpörtel (1. Hälfte 13. Jh.) ist mit 55 m einer der höchsten Stadttortürme Deutschlands. Im 1. Obergeschoss informiert eine Ausstellung über das Reichskammergericht, das in Speyer von 1527 bis 1689 tagte (Link). Nach 159 Stufen hat man die Aussichtsplattform erreicht, die einen guten Ausblick auf Speyer und das Umland bietet. Neben dem Altpörtel stand bis ins 18. Jahrhundert eine Wassermühle. Was man nicht sieht, ist der Speyerbach. Er durchquert das Viertel und fließt unterirdisch neben dem Altpörtel vorbei, folgt der Maximilianstraße ein Stück und biegt dann nach Norden ab, wo er in den Woogbach mündet.
Postplatz
Passiert man das Tor stadtauswärts, gelangt man zum Postplatz. Dort befindet sich die ehemalige Oberpostdirektion, die zu einem Einkaufszentrum umfunktioniert wurde und „Postgalerie“ heißt. Vom Postplatz kann man zwei Abstecher machen:
Nach Westen erstreckt sich die Gilgenvorstadt. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten zählen zwei unübersehbare Kirchen in der Gilgenstraße:
Speyer gilt als Wiege des Protestantismus: Gegen die Ächtung Luthers erfolgte die „Protestation zu Speyer“ (1529) mehrerer Reichsfürsten. Daran erinnert die Gedächtniskirche der Protestation (1893–1904, Architekten Julius Flügge und Carl Nordmann; https://gedaechtniskirchengemeinde.de/). Dem „Protestantischen Dom“ gegenüber steht
In der Gilgenvorstadt haben sich einige Reste der Stadtmauer erhalten, z. B. an der Hilgardstraße drei Türme: der Turm zum Bock, der Turm zur Taube und der Turm zum Drachen.
Speyer ist heute nicht mehr Bühne dramatischer Ereignisse der Religionspolitik, sondern Sitz einer sakulären Institution außerhalb des Rampenlichts: Im Westen der Stadt, an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer, haben zahlreiche deutsche Minister, Staatssekretäre und andere Spitzenpolitiker*innen studiert oder unterrichtet, z. B. der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog. Das Hochschulgebäude (erbaut 1958–60) ist ein Beispiel der Neuen Sachlichkeit. Architekt war Sep Ruf, der auch den Kanzlerbungalow in Bonn entwarf. Webseite: http://www.uni-speyer.de/
Maximilianstraße. Via Triumphalis zwischen Altpörtel und Dom
Der zweite Tourabschnitt führt durch die Maximilianstraße vom Altpörtel zum Dom, von Westen nach Osten. Vom Altpörtel geht man entweder geradeaus durch die breite Maximilianstraße oder man biegt links in die schmale Korngasse. Beide laufen parallel zueinander und vereinigen sich am St. Georgsbrunnen.
Die Maximilianstraße ist die Hauptstraße Speyers mit zahlreichen Geschäften. Blickt man vom Dom nach Westen, sieht man am Ende der Straße den Turm Altpörtel. Die Maximilianstraße war ursprünglich so breit wie im Bereich zwischen Dom und Alter Münze. Durch den Bau einer Häuserzeile entstand die Korngasse.
Im Vordergrund links der Bischofspalais (ehemals Vikarienhof), rechts das Stadthaus. Rechts die Dreifaltigkeitskirche; deren Dachreiter verdeckt den Glockenturm von St. Georg; dieser verdeckt wiederum das Dach der Heiliggeistkirche. Gut erkennbar ist der Chor von St. Ludwig (neben der Baumgruppe). Die doppeltürmige Kirche ist St. Joseph; links davon die Gedächtniskirche der Protestation. Im Hintergrund zeichen sich die Berge des Pfälzerwalds ab.
Korngasse
An der Korngasse befindet sich St. Ludwig, der wiederaufgebaute Chor der ehemaligen Dominikanerkirche. Das Kloster wurde 1260 gegründet. Der Chor, 1308 geweiht, schließt mit einem 7/10-Scheitel. Der sog. „Boßweiler Altar“ stand bis 1960 im Speyerer Dom. Wer Zeit hat, macht einen Abstecher zum Purrmann-Haus (https://www.speyer.de/de/kultur/bildende-kunst/purrmann-haus/). Es ist benannt nach dem Maler Hans Purrmann (1880–1966), der hier zur Welt kam. Die evangelische Heiliggeistkirche (Anfang 18. Jh.) ist eine kleine Saalkirche mit Dachreiter und Empore.
Alte Münze
Am St. Georgsbrunnen zwischen Maximilianstraße und Korngasse steht die Alte Münze (ehemaliges Kaufhaus von 1748 nach Plänen von Sigismund Zeller). Südlich davon befindet sich der Kulturhof Flachsgasse. Er beherbergt Städtische Galerie, Kunstverein und Winkeldruckerey); Im Süden schließt sich das Johann-Joachim-Becher-Haus an; es erinnert an den bedeutendsten deutschen Merkantilisten (1635–82).
Historisches Rathaus Speyer
Der elfachsige Barockbau Nr. 12 ist das Rathaus (1712–24, Pläne vom Hofbaumeister Johann Adam Breunig). Im 1. Obergeschoss befindet sich ein großer Sitzungssaal mit erhaltener Stuckdecke, im kleinen Sitzungssaal ist das Deckengemälde von Johann Georg Dathan (1725) sehenswert.
Ein paar Schritte weiter öffnet sich links das Geschirrplätzel, das einen Durchblick zur Dreifaltigkeitskirche bietet. Vor dem Platz kommt der Jakobspilger (Bronze-Statue von Martin Mayer) nicht vom Fleck; im Osten erinnert das Hohenfeldsche Haus (Nr. 99; um 1700) an die Schriftstellerin Sophie La Roche (Herausgeberin der ersten deutschen Frauenzeitschrift; https://www.speyer.de/de/tourismus/speyer-erleben/museen/sophie-la-roche-stube/). Daneben steht das Stadthaus (Nr. 100; 1902–03 für Kreisversicherungsanstalt nach Plänen von Franz Schöberl), dahinter lag der Sitz des Reichskammergerichts (Lageplan).
Dreifaltigkeitskirche Speyer
Katharinenkirche (Frankfurt am Main) Gemeinfrei, Link
Die Dreifaltigkeitskirche (1701–17, Johann Philipp Danner, seit 1710 Christian Dathan) ist laut Dehio „eine der beachtenswerten Leistungen des protestantischen Kirchenbaues.“ (S. 841) Sehenswert ist die erhaltene Ausstattung, v. a. die dreiseitige Empore mit zwei Rängen. Vorbild war die Katharinenkirche (1678–81) in Frankfurt am Main, wohin viele Bürger*innen nach der Zerstörung Speyers 1689 geflüchtet waren. Die Abbildung von Johann Ulrich Kraus zeigt den Zustand der Frankfurter Katharinenkirche im Jahr 1683. Die Kirche diente auch als Vorbild für die Dreifaltigkeitskirche in Worms (erbaut 1709–25).
Wir gehen geradeaus zum Domplatz.
Speyerer Dom und Umgebung
Domplatz mit Domnapf
Die steinerne Schale auf dem Domplatz (3D) ist der Domnapf (1490), der die Grenze zwischen Reichsstadt und Stiftsbezirk markierte. Ist ein neuer Bischof gewählt, wird der Napf mit Wein gefüllt. Das Foto zeigt den nördlichen Teil des Domplatzes mit Blick nordwärts. Die Maximilianstraße führt von links auf den Domnapf, das UNESCO-Weltkulturerbe Speyerer Dom steht rechts.
Speyerer Dom (St. Maria und St. Stephan)
Das heutige Erscheinungsbild des Kaiserdoms ist das Ergebnis von Umbauten, Zerstörung und Wiederaufbau: Der erste Dom (Speyer I), wurde von 1027 bis 1061 im Auftrag Konrads II. erbaut. Sein Enkel Heinrich IV. ließ Teile abreißen und einen größeren Dom (Speyer II) mit einer bahnbrechenden Neuerung erbauen: Statt einer Flachdecke wagte man eine Überwölbung des Kirchenschiffs mit einem Kreuzgratgewölbe (vollendet 1106). In der Kaisergruft (3D) liegen die Sarkophage mehrerer deutscher Kaiserinnen und Kaiser.
1689 wurde der Speyerer Dom während des Pfälzischen Erbfolgekrieges schwer beschädigt. 1772–78 rekonstruierte Franz Neumann die zerstörten Teile. (Sein Vater war Balthasar Neumann, Architekt des UNESCO-Welterbes Würzburger Residenz.) Den Zweiten Weltkrieg überstanden Dom und Stadt fast unbeschadet. Eine virtuelle Domführung bietet kaiserdom-virtuell.de.
Der Kaiserdom ist umringt von zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die zu mehr oder weniger kurzen Abstechern (siehe unten) einladen. Nach dem Verlassen umrunden wir den Dom gegen den Uhrzeigersinn. Gegen den Uhrzeigersinn geht es einmal um den Kaiserdom herum. Das zweite UNESCO-Welterbe ist ganz nah: der Judenhof im Südwesten. Auf dem Weg dorthin biegen wir um die Ecke des Bischofspalais.
Bischofspalais
Das Bild zeigt den Blick westwärts über den südlichen Domplatz auf den Bischofspalais. Die buchstabenförmigen Maueranker verraten die ehemalige Nutzung: „VICARIORVM AEDES“ bedeutet „Vikariatshaus“. Die Dreiflügelanlage wurde um 1704 erbaut und 1821 erweitert. Den Balkon über dem Portal schmückt das Bischofswappen. An der linken (= südöstlichen) Gebäudeecke biegen wir in die Kleine Pfaffengasse ein, die zum Judenhof führt.
In Speyer lebte im Mittelalter eine große jüdische Gemeinde mit bedeutenden Rabbinern. An die jüdische Kultur des Mittelalters erinnert die gut erhaltene Mikwe (um 1100), die größte Anlage in Deutschland. Eine Treppe führt innerhalb des rechteckigen Badeschachts zehn Meter unter das Bodenniveau bis zur grundwasserführenden Schicht. Der Judenhof zählt zum UNESCO-Welterbe „SchUM-Stätten von Speyer, Worms und Mainz„. Wir gehen zurück zum Domplatz und laufen direkt auf den Ölberg zu:
Ölberg
An der Südseite steht der Ölberg (1505–11, 3D). Er markiert die Mitte des 1437–44 erbauten und 1820 abgerissenen Kreuzgangs. Die Originalfiguren sind ein Werk der Gebrüder Hans und Lienhard Syfer und stehen heute im Historischen Museum. Im Inneren des Gehäuses (Lorenz Lechler) befindet sich eine Michaelkapelle.
Domgarten mit Heidentürmchen
Erholung findet man östlich des Doms im Domgarten: Bäume spenden Schatten, Vögel zwitschern und eine Wasserfontaine rauscht. In der Grünanlage hat sich ein Teil des ersten Stadtmauerrings erhalten, das Heidentürmchen mit Zinnenkranz und Ecktürmchen (Ende 13. Jh.). Weiter östlich geht es hinab zum Rhein.
Die Rheinallee führt zum Museum im Brückenhaus (https://www.museumsportal-rlp.de/museen/museum-im-brueckenhaus). Eine Schiffsbrücke (ab 1865) und später eine feste Brücke (ab 1938) überquerten den Rhein. An dessen Ostufer, im Naturschutzgebiet Hockenheimer Rheinbogen, erstreckt sich ein schmaler Streifen Auenwald.
Antikenhalle und Stauferstele
Nördlich des Speyerer Doms steht die klassizistische Antikenhalle (1826, Johann P. Mattlener). In der offenen dreibogigen Arkadenhalle stellte man erst Bodenfunde aus, später (nach 1871) französisch Beutekanonen. Gegenwärtig erinnert sie an die Opfer der beiden Weltkriege.
Vor der Halle steht die achteckige Stauferstele. Zahlreiche solcher Stelen erinnern an das Geschlecht der Staufer, z. B. in den UNESCO-Welterbestätten Kloster Maulbronn, Baden-Baden, Bamberg sowie Syrakus und Castel del Monte.
Der Edith-Stein-Platz an der Nordseite des Doms ist benannt nach der Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Stein (1891–1942). Die vom Juden- zum Christentum Konvertierte wurde im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (UNESCO-Welterbe in Polen) ermordet. 1998 erfolgte ihre Heiligsprechung. Edith Stein unterrichtete 1923–31 an der nahegelegenen Klosterschule von St. Magdalena.
Der Speyer Rundgang führt nach rechts in die Stuhlbrudergasse. In den kleinen Häuschen links (Nr. 1 – 4) lebten die Stuhlbrüder (bis 1400 gab es auch Stuhlschwestern), die täglich für die verstorbenen Kaiser beten sollten, um sie im Gedächtnis zu bewahren. Rechts befinden sich die Gebäude des Domkapitels.
Zwei Speyerer Museen (Abstecher)
Südlich des Doms stehen zwei Museen, die jeweils für sich eine Reise wert sind. Man kann sie aber auch mit einem Stadtrundgang kombinieren, z. B. bei Regen oder im Winter.
Historisches Museum der Pfalz
Die Stadtmauer führt nach Süden zum Historischen Museum der Pfalz (Di–So 10–18; eingeweiht: 1910, Gabriel von Seidl). Diverse Sammlungen (Urgeschichte, Römer, Domschatz, Luther), das Weinmuseum, Sonderausstellungen zur Weltgeschichte und das Junge Museum für Kinder machen das Museum zu einem Publikumsmagneten der Stadt. Webseite: http://museum.speyer.de/
Technik-Museum Speyer
Südlich der Altstadt befindet sich das riesige Technik-Museum Speyer. Auf dem Außengelände und in großen Hallen ausgestellt sind u. a. das größte Propellerflugzeug der Welt (Antonow An-22), die Raumfähre Buran OKG-LI und das deutsche U-Boot U 9. Neben den Fahr- und Flugzeug-Kollektionen gibt es auch u. a. eine große Sammlung alter Musikinstrumente (http://speyer.technik-museum.de/).
Die Gasse biegt ab in die Trankgasse. An deren Ende führt die zweibogige Sonnenbrücke (erbaut vor 1242) mit einer Nikolaus-Statue über den Speyerbach in den Stadtteil Hasenpfuhl. Von der Stadtbefestigung (14. Jh.) haben sich fast auf der gesamten Länge niedrige Mauerreste, Turmstümpfe und der Graben erhalten.
Einen großen Bereich des Stadtteils nimmt das im 13. Jh. gegründete Dominikanerkloster St. Magdalena ein. Die schlichte Kirche mit dem Dachreiter wurde um 1700 erbaut. Von der 1689 zerstörten Vorgängerkirche (13 Jh.) haben sich nur Teile des Rechteckchors erhalten.
Vom Kloster führt der Speyer Rundgang westwärts durch die Hasenpfuhlstraße. Wir überqueren den Speyerbach auf der Mittelstegbrücke und gelangen zum verwinkelten Holzmarkt. Geradeaus führt die enge St. Margarethengasse zur Ruine des gotischen Patrizierhauses Retscher (13. Jh.). Durch die St. Veltengasse geht es westwärts zum Fischmarkt.
Fischmarkt
Speyer war Umschlagplatz für Tabak, der dank des milden Klimas um Speyer herum angebaut wurde. Am Fischmarkt mit dem Stelzenfisch-Brunnen (Stefan Forler), stehen zwei Zeugnisse der Tabakfabrikation: das Wohnhaus des Tabakfabrikanten Hermann Wellensiek, die Villa Wellensiek (1896; Franz Schöberl), und das zugehörige Kutscherhaus (5a; siehe Foto). Die Tabakfabrik grenzte an die Villa an und nahm fast die gesamte Nordseite des Platzes ein. Das kolossal anmutende Verwaltungsgebäude (Johannesstr. 22) der Tabakfabrik beherbergt heute das Stadtarchiv Speyer (https://www.speyer.de/de/bildung/kulturelles-erbe-stadtarchiv/).
Wir passieren den Fischmarkt. An dessen Ende haben wir drei Alternativen:
Der kürzeste Weg zurück zum Bahnhof führt links durch die Pfaugasse, die in die Johannesstr. mündet. Diese führt zum St.-Guido-Stifts-Platz.
Geradeaus kommt man nach der Durchfahrt zum Maulbronner Hof. Dort stand – anstelle der heutigen Neubauten – ein Wirtschaftshof des UNESCO-Welterbes Kloster Maulbronn. Das Kloster besaß mehrere solcher Pfleghöfe, u. a. in Knittlingen („Steinhaus„).
Rechts gelangt man nach wenigen Schritten zur Lauergasse, die links abzweigt. Über Kopfsteinpflaster geht’s vorbei an mehreren denkmalgeschützen Häusern. Schmale Gässchen gehen rechts ab Richtung Nonnenbach. Am Ende der Lauergasse nach der Linkskurve führt die Straße „Halbes Dach“ zur Mörschgasse. Wir biegen rechts zur Mörschbrücke.
Woogbach
Vor uns fließt der Woogbach, der hier (wegen des Nonnenklosters St. Magdalena) Nonnenbach heißt. Rechterhand sind Teile der Stadtmauer zu erkennen: u. a. der „Riegel„, ein Durchlassbogen, der den Woogbach überspannt. Wir biegen links ab: entweder vor der Brücke (Am Nonnenbach) oder danach (Eselsdamm). In beiden Fällen biegen wir an der nächsten Straße (Petschengasse) links ab und gehen geradeaus. An der Kreuzung entweder wie beim Hinweg über den Adenauerpark oder alternativ rechts in die Wormser Straße und dann die erste Straße links in die Luitpoldstraße, die direkt auf den Hauptbahnhof Speyer zuführt. Dort endet der Speyer Rundgang.