Kloster Lorsch - UNESCO-Weltkulturerbe

Lorsch, Kloster, Torhalle, Ansicht von Osten (UNESCO-Welterbe Deutschland)

Kloster Lorsch

Karte Lorsch

Kloster Lorsch

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Ein kolorierter Stich von Matthias Merian zeigt das „Closter Lorsch“ um das Jahr 1615. Ganz links Kirche und Häuser der Gemeinde Lorsch. Sie lag vor der Klostermauer, die sich bis heute erhalten hat. Das zweite Türmchen, das über die Baumwipfel ragt, ist der Dachreiter der Torhalle. Auch sie ist erhalten. Die große Klosterkirche (rechts im Bild) ist weitgehend zerstört. Von der ehemals dichten Bebauung innerhalb der Klostermauern hat sich nur noch wenig erhalten.

Lorsch, Kloster, Torhalle, Ansicht von Westen

Torhalle Kloster Lorsch

Das um 774 errichtete Gebäude stand ursprünglich hinter dem Westtor frei in einem langen Hof  (Lageplan). Es diente vielleicht als Gerichtshalle oder als Bibliothek. Das Obergeschoss ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich. (Grundriss, Querschnitt).

Lorsch, Kloster, Klostermauer 20170609 001

Klostermauer

Von der um 774 erbauten Klostermauer hat sich ein etwa 500 m langer Abschnitt erhalten. Das Wort „Kloster“ leitet sich von dem lateinischen „claustrum“ ab, das einen abgeschlossenen Ort bezeichnet.

Klosster Lorsch, Kirchenfragment, Ansicht von Südwesten

Kirchenfragment

Das Kirchenfragment diente als Vorkirche (Längsschnitt, Bilder mit zugemauerten Bögen). Im Westen schloss sich eine Zweiturm-Anlage an, im Osten folgten Westwerk, Hauptkirche und Gruftkapelle. Südlich der Hauptkirche lag ein Kreuzgang (Grundriss). Die Umrisse der Gebäude sind im Boden nachgezeichnet.

Zehntscheune im Kloster Lorsch (Welterbe in Hessen)

Kräutergarten und Zehntscheune

Im Kräutergarten wachsen Pflanzen, die im Lorscher Arzneibuch erwähnt werden. Im Schaudepot Zehntscheune, um 1590 erbaut, werden u. a. Ausgrabungsfunde zur Schau gestellt. Die große Platane vor der Zehntscheune ist ein Naturdenkmal (Liste).

Lorsch, Kloster, Niebelungenstraße 32

Adalherhaus

Das barocke Wohngebäude ist das ehemalige kurfürstliche Jagdhaus, das der Mainzer Bischof Lothar Franz von Schönborn 1701-1725 erbauen ließ  (Grundriss, Bilder). Das Kuratorium UNESCO Welterbe Kloster Lorsch hat hier seinen Sitz.

Altenmünster

Altenmünster bei Lorsch

Umrisse der Grundmauern

Rund 650 m östlich von Kloster Lorsch befand sich vor 764 ein Kloster („Altenmünster“), das auf einer kleinen Insel lag. Erdaufschüttungen und Aufmauerungen markieren die Umrisse der Anlage. Ab 767 errichtete man auf einer Sanddüne das Kloster Lorsch, dessen Kirche 774 geweiht wurde.

Außerhalb der Kernzone

Freilichtlabor Lauresham

Rekonstruierte Hütten und Speicher im Freilichtlabor Lauresham (Weltkulturerbe Kloster Lorsch)

Lauresham ist eine Siedlung aus rekonstruierten Wohnhäusern, Ställen und Speichern. Das Freilichtlabor ist nur im Sommer zugänglich. Weiter westwärts liegt das Besucherinformationszentrum. Die benachbarte Brücke führt über die Weschnitz.

Tabakschuppen

Tabakschuppen in Lorsch

Lorsch lag früher in einem Tabakanbaugebiet. Nach der Ernte hängt man die aufgefädelten Tabakblätter für einige Wochen zum Trocknen an ein Holzgerüst auf. Um das Raumklima zu kontrollieren, besitzt der Schuppen (nach 1850) an den Längsseiten Klappen.

Warum ist Kloster Lorsch UNESCO-Weltkulturerbe?

Die UNESCO hat Kloster Lorsch zum Weltkulturerbe erklärt, weil zwei (von sechs) Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind:

„Kriterium (iii): Mit seiner 1200 Jahre alten, außergewöhnlich gut erhaltenen Torhalle enthält der Klosterkomplex Lorsch ein seltenes architektonisches Zeugnis aus der Karolingerzeit mit in eindrucksvollem Zustand erhaltenen Bildhauerarbeiten und Malereien aus jener Zeit.

Kriterium (iv): Das Kloster Lorsch mit seiner karolingischen Torhalle ist ein architektonisches Zeugnis des Aufbruchs des Westens im Geist des Früh- und Hochmittelalters unter dem ersten König und Kaiser Karl dem Großen.“ (Übersetzung durch das Auswärtige Amt. Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2374074/2ce3d440e3322af24f64ec6597bbc7a4/10-klosterlorschundaltenmuenster-data.pdf)

Handschriften aus dem Kloster Lorsch

Wenn man zwischen den spärlichen Gebäuderesten des Klosters umherspaziert, kann man kaum erahnen, welche kulturelle Bedeutung Kloster Lorsch zur Zeit der Karolinger hatte. Was man nicht sieht, sind die wertvollen Handschriften, die die Mönche hier anfertigten. Kloster Lorsch war eine Art Silicon Valley der Karolingerzeit.

Lorscher Arzneibuch, Blatt 9r

Lorscher Arzneibuch (UNESCO-Weltdokumentenerbe)

Das Lorscher Arzneibuch wurde um 785 im Kloster Lorsch geschrieben. Es gilt als das älteste Medizinbuch Deutschlands. Es besteht aus 75 Pergamentblättern aus Kalbshaut. Das Buch diente als Nachschlagewerk; im Unterschied zu repräsentativen Evangeliaren ist es schmucklos und ohne Bilder. Das Foto zeigt die Seite mit dem Inhaltsverzeichnis (Blatt 9r). Aus der Rezeptsammlung seien einige vorgestellt:

  • „Zum Herausziehen von Fremdkörpern, die im Körper feststecken. Man legt eine lebendig zerrissene Maus auf.“ (S. 76, Nr. 182)
  • „Ein bewährtes Mittel gegen Husten. ½ Unze Pfeffer, ½ Unze Kümmel, 2 Unzen Dill, 2 Unzen getrocknete Batunge, genügend Honig. Laß davon morgens und abends je einen Löffel einnehmen“ (S. 88; Nr. 248)
  • „Gegen jede Geschwülst. Vermische Taubenmist und altes Schweineschmalz und lege es auf.“ (S. 92)

Das Buch befindet sich in der Staatsbibliothek Bamberg und zählt seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Inzwischen ist das Lorscher Arzneibuch digitalisiert und – inklusive deutscher Übersetzung – frei zugänglich unter: https://bibliotheca-laureshamensis-digital.de/view/sbbam_mscmed1/0107/thumbs

Lorscher Evangeliar

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Gemeinfrei, Link

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Gemeinfrei, Link

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Gemeinfrei, Link

Das Evangeliar entstand um 810 und befand sich ab etwa 900 in der Klosterbibliothek Lorsch. Die Handschrift wurde zerlegt:

  • Die Elfenbeintafeln des Deckels befinden sich
    • im Victoria and Albert Museum (London): Marientafel (Vorderdeckel).
    • in den Vatikanischen Museen (Rom): Christustafel (Hinterdeckel).
  • Die Blätter der Handschrift befinden sich:
    • in der Rumänischen Nationalbibliothek (Erster Teil). (Digitalisat)
    • in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek  (Zweiter Teil). (Digitalisat)

Lorscher Bienensegen

Lorscher Bienensegen

Der Lorscher Bienensegen ist ein kurzes Gedicht, das jemand kopfüber in eine Handschrift geschrieben hat (Seite 58r). Der Bienensegen zählt zu den ältesten Reimen in deutscher Sprache.

Die Handschrift befand sich ab etwa 900 in der Klosterbibliothek, in den Jahrzehnten danach entstand das Gedicht.

Im 16. Jahrhundert gelangte die Schrift in die Bibliotheca Palatina nach Heidelberg. Nachdem katholische Truppen die Stadt im Dreißigjährigen Krieg erobert hatten, äußerte Papst Gregor XV. Interesse an der Bibliothek – und erhielt sie. Die Handschrift befindet sich heute daher in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek.

Auch diese Handschrift ist digitalisiert: https://bibliotheca-laureshamensis-digital.de/bav/bav_pal_lat_220/0121/image

kirst, imbi ist hûcze nû fliuc dû, vihu mînaz, hera
fridu frôno in munt godes gisunt heim zi comonne
sizi, sizi, bîna inbôt dir sancte maria hurolob ni habe dû zi holce
ni flûc dû. Noh dû mir nindrinnês noh dû mir nintuuin
nêst sizi vilu stillo uuirki godes uuillon
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lorscher_Bienensegen)

 

Christ, der Bienenschwarm ist hier draußen! Nun fliegt, ihr meine Bienen, kommt.
Im Frieden des Herren, unter dem Schutz Gottes kommt gesund zurück.
Sitzt, sitzt, Bienen. Der Befehl kommt von der Jungfrau Maria. Ihr habt keinen Urlaub. Fliegt nicht in den Wald.
Weder sollt ihr von mir entgleiten. Oder vor mir flüchten.
Sitzt im absolut Stillen und erfüllt Gottes Willen.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lorscher_Bienensegen)

Weltkulturerbe "Abtei und Altenmünster des Klosters Lorsch"

Klostergelände

Kloster Lorsch mit Kräutergarten und Klostermauer sowie Altenmünster: jederzeit zugänglich.

Museumszentrum (Nibelungenstraße 35, 64653 Lorsch)

Januar – Dezember: Dienstags – Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr (An Feiertagen auch montags). Geschlossen: 01.01., Faschingsdienstag, 24., 31. Dezember

Torhalle und Schaudepot Zehntscheune

Januar – Dezember: Dienstag – Sonntag: Zugänglich nur im Rahmen von Führungen.

Freilichtlabor Laurensham

Zugänglich nur im Rahmen von Führungen. Geöffnet von Mitte März bis Ende Oktober, im Winter geschlossen. Mitnahme von Hunden nicht erlaubt.

Besucherinformationszentrum (BIZ) (Im Klosterfeld 12-16, 64653 Lorsch)

Mehr Informationen: Link

UNESCO-Weltkulturerbe der Karolingerzeit

Aachener Dom: Pfalzkapelle

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Die Pfalzkapelle im Aachener Dom gilt als bedeutendstes Bauwerk der Karolingerzeit. Der Dom war Krönungsstätte deutscher Könige und Kaiser. Der Granusturm (vollendet 788) ist Relikt der Kaiserpfalz.

Kloster Corvey: Westwerk

Johanniskapelle im Westwerk von Kloster Corvey (Welterbe in Niedersachsen)

Die Karolinger gründeten Kloster Corvey im eroberten Sachsen. Das Westwerk ist ein monumentaler Repräsentationsbau und das besterhaltene Westwerk der Karolingerzeit.

Weltkulturerbe der Karolingerzeit

UNESCO-Welterbe in der Nähe von Kloster Lorsch

Speyerer Dom

Speyerer Dom

Auf der linken Rheinseite, direkt am Rheinufer, steht der Speyerer Dom. Er ist die größte romanische Kirche der Welt. Sehenswert sind die Speyerer Altstadt und das Technik-Museum Speyer.

Hassiacosuchus haupti

Grube Messel

Die nächstgelegene Weltnaturerbestätte ist die Grube Messel nördlich von Lorsch. Sie ist eine der bedeutendsten Fossilienfundstellen der Welt.

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