Bedeutende Kurstädte Europas: Baden-Baden, Bad Ems & Bad Kissingen
UNESCO-Welterbe "Bedeutende Kurstädte Europas". Überblick
Zum UNESCO-Welterbe „Bedeutende Kurstädte Europas“ (Great Spa Towns of Europe) zählen insgesamt elf Kurorte in sieben europäischen Ländern. Zum Welterbe zählen drei Kurstädte in Deutschland:
- Baden-Baden (Baden-Württemberg),
- Bad Ems (Rheinland-Pfalz),
- Bad Kissingen (Bayern).
Das Weltkulturerbe umfasst acht Kurorte im Ausland, und zwar in Belgien (1), Frankreich (1), Groß-Britannien (1), Italien (1), Österreich (1) und Tschechien (3).
In einigen Kurstädten haben sich Überreste römischer Badeanlagen erhalten (z. B. Baden-Baden); die elf Kurorte sind allerdings vor allem geprägt durch die prächtigen Kuranlagen des 19. und 20. Jahrhunderts: z. B. Kurpark, Trinkhalle, Konzerthaus und Kasino. Alle elf Kurorte liegen im Binnenland; bedeutende Seebäder, z. B. Heiligendamm an der Ostseeküste, sind nicht vertreten.
Baden-Baden
Baden-Baden (55.500 Einw.) liegt im Nordschwarzwald in Baden-Württemberg. Der Kurort befindet sich im Tal der Oos;
- am Westufer erstreckt sich der Kurgarten mit Kurhaus und Trinkhalle;
- am Ostufer liegt die Altstadt von Baden-Baden mit den römischen Badruinen und dem Friedrichsbad sowie zwei Schlössern.
Kurgarten
Im Kurgarten befindet sich die 90 Meter lange Trinkhalle (1839–42, Heinrich Hübsch) mit 14 großflächigen Fresken von Jakob Götzenberger; am Südrand des Kurgartens steht das Kurhaus.
Das Foto oben zeigt mit Blick nach Südwesten das Kurhaus: der Mittelbau mit den acht Säulen wurde 1821–23 nach Plänen von Friedrich Weinbrenner errichtet. Das kleine Gebäude rechts ist das Casino (1853–54). Links (außerhalb des Bildes) befindet sich der älteste Teil des Ensembles, das Promenadehaus (erbaut 1766). Von dort gelangt man ostwärts zwischen den Kurhauskolonnaden über die Oos zur Altstadt.
Vom Theater zum Museum Frieder-Burda
Südlich der Kurhauskolonnaden reihen sich mehrere Gebäude entlang der Lichtentaler Allee. Sie folgt ihrerseits der Oss. Von Nord nach Süd stehen dort:
- das Theater Baden-Baden am Goetheplatz. Zur Eröffnung fand am 9. August 1862 die Uraufführung von Hector Herliz‘ „Béatrice und Bénédict“ statt. Webseite: http://www.theater-baden-baden.de/
- LA8 – Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts. Webseite: https://la8.de/museum/
- die Staatliche Kunsthalle (eröffnet 1909, Hermann Billing). Webseite: http://www.kunsthalle-baden-baden.de/
- das Museum Frieder Burda (siehe Foto), 2004 eröffnet, ist ein Werk des Architekten Richard Meier. Webseite: http://www.museum-frieder-burda.de/
Altstadt Baden-Baden
Bereits die Römer nutzten die Thermalquellen, die am Fuße des Florentinerbergs austraten. 213–17 ließ Kaiser Caracalla ein erstes Kurbad erbauen. Diese römischen Badruinen sind zugänglich (Webseite: https://www.carasana.de/de/friedrichsbad/rmische-badruinen.html). Zu den Sehenswürdigkeiten in der gut erhaltenen Altstadt zählt u. a. das Fabergé-Museum (mit mehreren der kostbaren Fabergé-Eier).
Das Foto zeigt mit Blick nach Nordwesten das Neue Schloss auf dem Florentinerberg; der rechteckige Turm links ist Teil des Friedrichsbades (1869–77; Karl Dernfeld), das an der Stelle der römischen Thermen steht. Der Dachreiter gehört zur Klosterkirche vom heiligen Grab, an die sich recht die Klosterschule anschließt. Rechts außerhalb des Bildes liegen die moderne Caracalla-Therme und das Rheumazentrum. Oberhalb der Stadt, am Westhang des Battert, erhebt sich die Ruine von Schloss Hohenbaden (11. Jh.). Von der alten Residenz der Markgrafen von Baden hat man einen guten Blick auf das Welterbe. Webseite: http://www.schloesser-und-gaerten.de/monumente/burgen/altes-schloss-hohenbaden/start/
Baden-Baden zählt zum UNESCO-Welterbe in Baden-Württemberg, das sechs weitere Welterbstätten umfasst. In der Nähe liegen das ehemalige Zisterzienserkloster Maulbronn und die Weißhaussiedlung mit zwei Häusern von Le Corbusier.
Bad Ems
Der Kurort Bad Ems (9.800 Einw.) liegt an der Lahn (östlich von Koblenz).
- Am Nordufer liegen die Altstadt, der Kurpark und das Kurviertel.
- Am Südufer befinden sich u.a. ein Villenviertel, der Bahnhof und der Quellenturm.
Bekannt ist Bad Ems nicht nur für das salzhaltige Thermalwasser, das aus den Heilbrunnen strömt, sondern auch für die Emser Depesche, durch die Bismarck Frankreich zur Kriegserklärung provozierte.
Villenviertel
Am Südufer steht der denkmalgeschützte Bahnhof (1858; Bahnhalle von 1910), führt die Villenpromenade durch das Villenviertel am Malberg. Dort steht u. a. Schloss Balmoral (1867–68). Dort logierten bedeutende Musiker; seit 1995 dient es als Künstlerhaus. Am Ufer steht die russisch-orthodoxe Kirche St. Alexandra (1874–76; Architekt: Ferdinand Goldmann), die man für die zahlreichen russischen Kurgäste erbaute.
Kurviertel
Die Kurbrücke führt ins Zentrum des Kurviertels mit dem Kursaalgebäude (1835–49) im Westen und dem prächtigen Kurhaus (1715) im Osten, verbunden durch die Kolonnade. Das Kursaalgebäude beherbergt eine der ältesten Spielbanken Deutschlands. Durch den Kurpark entlang des Nordufers gelangt man zur Karlsburg (ab 1696), wo illustre Kurgäste ihr Quartier aufschlugen. Im Westen schließt sich die Altstadt von Bad Ems an.
Bad Ems ist bereits Standort eines UNESCO-Weltkulturerbes: der Limes führte durch Bad Ems; ein Kleinkastell befand sich am südlich der Kurbrücke, das größere bei der Martinskirche.
Bad Ems zählt zum UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz. Im Westen liegt das Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Bad Kissingen
Bad Kissingen (22.400 Einw.) liegt im Nordwesten von Bayern, in Franken. Am Ufer der Fränkischen Saale befinden sich bedeutende Kureinrichtungen, die im 19. und 20. Jahrhundert errichtet wurden.
Kuranlagen in Bad Kissingen
- Inmitten des Luitpoldparks liegen das Luitpoldbad (1868–71; Albert Geul) und die Spielbank Bad Kissingen (1878–80). Das einst größte Badehaus Europas dient inzwischen als Behördenzentrum.
- Am Ostufer erstreckt sich ein großes Gebäudeensemble, bestehend aus Regentenbau (1911–13; mit Max-Littmann-Saal), Arkadenbau (1834–48, Friedrich von Gärtner), Wandelhalle mit Brunnenhalle (1910–11; Max Littmann) – mit einer Länge von 90 Metern die größte Wandelhalle Europas.
- Im Krugmagazin (1839) wurde Heilwasser abgefüllt.
Die Fotos zeigen (von oben nach unten) den Schmuckhof im Regentenbau, das Innere der Wandelhalle und den Arkadenbau.
Untere & Obere Saline
Im Norden von Bad Kissingen befindet sich die Untere Saline. Sie ist rund 1.200 Jahre alt (erstmals erwähnt 823). Zu den Sehenswürdigkeiten zählt das alte Gradierwerk: in Bad Kissingen wurde 1526 das erste Gradierwerk Deutschlands errichtet. Salzhaltiges Wasser rieselte über Stroh, später über Reisig. Durch die Verdunstung erhöht sich der Salzgehalt, dadurch spart man Brennholz zum Trocknen des Salzes (Webseite: https://www.bad-kissingen.de/detail/id=63d2893768162654fea1c85b). Erhalten hat sich u.a. das alte Pumpwerk von 1848.
Weiter nördlich liegt die Obere Saline (1763). In der Bismarck-Wohnung hielt sich Bismarck auf, wenn er in Bad Kissingen zur Kur war (er kam 14-mal). Das Gebäude beherbergt das Museum Obere Saline (Webseite: https://www.bad-kissingen.de/detail/id=63d91c300170756aac76d765).
Bad Kissingen zählt zum UNESCO-Welterbe in Bayern, das sieben weitere Welterbstätten umfasst. In der Nähe liegen die Würzburger Residenz und die Altstadt von Bamberg.
Bedeutende Kurstädt Europas außerhalb Deutschlands
Neben den drei Kurorten in Deutschland zählen acht weitere Kurstädt zum Welterbe:
- Belgien: Spa
- Frankreich: Vichy
- Italien: Montecatini Terme
- Österreich: Baden bei Wien
- Tschechien: Franzensbad, Karlsbad, Marienbad
- Vereinigtes Königreich: Bath
Zwei bedeutende Kurstädte Europas seien kurz vorgestellt: Baden bei Wien und Bath in England.
Baden bei Wien
Der Kurort Baden (26.000 Einw.) liegt südwestlich von Wien an der Thermenlinie. An dieser Bruchzone tritt schwefelhaltiges Thermalwasser aus, dessen heilende Wirkung schon die Römer nutzten (Römerquelle, 1 Jh. n. Chr.). Im 19. Jh. entstanden zahlreiche Badehäuser (u. a. Josefsbad (1803), Leopoldsbad (1812), Frauenbad (1821)) und später das große Kurhaus (1885). Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das denkmalgeschützte Thermalstrandbad (1826; siehe Foto), das Römerbad oder das Aquädukt (1870–72). Webseite: https://www.baden.at/
UNESCO-Welterbe Bath. In der Bildmitte rechts der Royal Crescent (Königlicher Halbmond). Public Domain, Link
Bath
Die City of Bath (86.000 Einw.) liegt in Südwestengland am Fluss Avon. In Bath gibt es heiße Quelle, die bereits die Kelten und ab 43. n. Chr. die Römern nutzten. Im 19. Jh. entwickelte sich Bath zu einem mondänen Kurort. 1987 erklärte die UNESCO die City of Bath zum Weltkulturerbe (Webseite: http://whc.unesco.org/en/list/428).
Ähnliche Welterbestätten in Deutschland
Die bedeutenden Kurstädte Europas sind lediglich ein Teil der Bad- und Kurarchitektur Europas.
- Kurarchitektur aus anderer Zeit. Einige bedeutende Kurstädte Europas, z. B. Baden-Baden, Baden bei Wien oder Bath, haben eine Tradition, die bis zur Römerzeit zurückreicht. Die römischen Thermen waren Badeanlagen, die bezüglich Luxus und technischer Raffinesse Standard setzten – und für Jahrhunderte unerreicht blieben.
- Kurarchitektur an anderem Ort. Bedeutende Kurstädte gibt es auch am Meer, z. B. an Nord- und Ostsee.
- Andere Funktionen. Es gibt auch bedeutende Badarchitektur, die nicht der Kur, sondern anderen Zwecken dient, z. B. der rituellen Reinigung oder dem Freizeitvergnügen. Z. B. ist die mittelalterliche Mikwe in Speyer ein jüdisches Ritualbad.
Römische Thermen in Trier
Trier war eine der Hauptstädte des Römischen Reichs. Zu den Römerbauten, die das Welterbe bilden, zählen zwei Thermen:
- die Barbarathermen (2 Jh. n. Chr. ) waren mit einer Fläche von rund 42.500 m² die größte Thermenanlage nördlich der Alpen.
- die Kaiserthermen (Baubeginn vor 300. n. Chr.) wurden nie fertiggestellt.
Die Thermen am Viehmarkt (ca. 80 n. Chr.) zählen nicht zum Welterbe, weil sie noch gar nicht bekannt waren, als die Römerbauten 1986 zum Welterbe erklärt wurden. Die Thermen wurden erst ein Jahr später entdeckt.
Mehr zum UNESCO-Weltkulturerbe Trier:
Seebäder am Deutschen Wattenmeer
Die drei deutschen Kurorte des Welterbes „Bedeutende Kurstädte Europas“ liegen im Binnenland. Bedeutende Kurorte gibt es aber auch am Meer, und zwar sowohl an der Nordsee als auch an der Ostsee.
- Am Rande des Weltnaturerbes Deutsches Wattenmeer liegen mehrere Seebäder; darunter Seeheilbäder an der Ostfriesischen Küste (u. a. Norderney: ältestes deutsches Seebad an der Nordsee; gegründet 1797) und an der Nordfriesischen Küste (Sankt Peter-Ording) sowie Hörnum und Kampen auf Sylt.
- Das älteste Seebad Kontinentaleuropas befindet sich an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern: Heiligendamm. Es wurde 1793 gegründet und ist ein Stadtteil von Bad Doberan. Sehenswert ist der ehemalige UNESCO-Welterbe-Kandidat: das Doberaner Münster.
Badepark im Muskauer Park/Park Mużakowski
In Bad Muskau ließ Hermann Fürst Pückler ab 1815 einen Landschaftspark anlegen. Den südlichen Bereich bildet der Badepark, wo eine eisenvitriolhaltige Quelle entdeckt wurde (Hermannsbrunnen). Dort befinden sich das Badehaus Hermannsbad sowie mehrere Villen. Später bot man zusätzlich Moorbäder an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Park geteilt; das Welterbe Muskauer Park/Park Mużakowski liegt daher auf deutschem und polnischem Staatsgebiet. Vorübergehend diente das Kavaliershaus im Schlosspark als Badeeinrichtung. Inzwischen ist Bad Muskau ein staatlich anerkannter „Ort mit Moorkurbetrieb“.
Mikwe Speyer (Ritualbad)
Eine Mikwe ist ein jüdisches Ritualbad, das man zu bestimmten Anlässen besuchen soll. Im ehemaligen jüdischen Viertel von Speyer liegt der Judenhof mit der Mikwe. Sie wurde um 1110 erbaut und ist eine der ältesten Europas. Eine Treppe führt vom Hof hinab zum Tauchbad in 11 Meter Tiefe. Dort füllt Grundwasser das Becken auf. Die Speyerer Mikwe zählt zum UNESCO-Welterbe „SchUM-Stätten von Speyer, Worms und Mainz“.
UNESCO-Welterbestätte in der Nähe der Kurstädte
Die Kurstädte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen zählen zum:
- UNESCO-Welterbe in Baden-Württemberg (Baden-Baden)
- UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz (Bad Ems)
- UNESSCO-Welterbe in Bayern (Bad Kissingen)
- UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland
- UNESCO-Welterbe in Europa
.