Der Kölner Dom ist eine der größten gotischen Kathedralen der Welt. Rekordverdächtig ist auch die Bauzeit: 1248 legte man den Grundstein. 632 Jahre später, im Jahr 1880, wurde der Dom vollendet. Er ist nicht nur Bauwerk der Superlative, sondern auch Weltkulturerbe und Standort einer der kostbarsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters, des Dreikönigenschreins. Der Dom war außerdem Reiseziel der deutschen Könige und ist bis heute ein bedeutendes Wallfahrtsziel.
Barrierefreiheit: Der Kölner Dom ist ebenerdig erreichbar; in die Krypta gelangt man durch eine Treppe. Ein Tastmodell des Kölner Doms steht vor der Westfassade.
Nachdem Kaiser Friedrich Barbarossa 1162 das aufmüpfige Mailand besiegt hatte, schenkte er seinem Kanzler, dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, die Knochen der Heiligen Drei Könige. Sie waren bislang in der Basilika Sant‘ Eustorgio in Mailand aufbewahrt. Rainald ließ die Beute in den Kölner Hildebold-Dom überführen, den Vorgängerbau des heutigen Doms.
Die Knochen erwiesen sich als Publikumsmagnet: Köln entwickelte sich zu einem der führenden Wallfahrtsorte der Christenheit. Auch viele deutschen Könige zogen nach der Krönung im Aachener Dom nach Köln, denn die Heiligen Drei Könige galten als die ersten christlichen Herrscher, sie waren sozusagen die Vorgänger der deutschen Könige.
Mit den Pilger*innen strömte Geld in die Stadt: Ab 1195 baute man für die Gebeine einen der wertvollsten Schreine des Abendlandes, den Dreikönigenschrein. Als nächstes entschied man sich für den Abriss des Hildebold-Doms und den Neubau des Kölner Doms.
Meister Gerhards kühner Plan
Wie sollte der neue Kölner Dom aussehen? Zum Vorbild hätte man die 12 romanischen Kirchen Kölns nehmen können. Der Baumeister des Kölner Doms, Meister Gerhard, brach aber mit der Kölner Tradition. Ihm schwebte eine gigantische Kathedrale vor Augen: Der neue Dom sollte gut doppelt so groß werden wie der romanische Hildebold-Dom (grau). Die Bauherren, das Kölner Domkapitel, waren von Gerhards hochfliegenden Plänen angetan. Am 15. August 1248 setzte Erzbischof Konrad von Hochstaden den Grundstein.
Rundgang durch den Kölner Dom
Der Rundgang beginnt an der Westseite, wo sich der Haupteingang zum Dom befindet. Im Uhrzeigersinn geht es einmal durch den Kölner Dom, vorbei an einer kleinen Auswahl der zahlreichen Sehenswürdigkeiten.
Portale des Kölner Doms
Der Kölner Dom besitzt an der Westseite sowie beim Nördlichen und Südlichen Querhaus jeweils drei Portale (jeweils von links nach rechts).
Nördliches Querhaus: Bonifatiusportal (Bonifatius (673–754 oder 755) gilt als „Apostel der Deutschen“), Mittelportal, Maternusportal (Maternus (gestorben 328) war erster Bischof von Köln)
Südliches Querhaus: Ursulaportal (St. Ursula ist Stadtheilige Kölns), Mittelportal, Gereonsportal (St. Gereon ist Stadtheiliger Kölns)
Petersportal
Von den Portalen ist das Petersportal am Südturm das bedeutendste, denn es ist das einzige, das in Teilen aus dem Mittelalter stammt. Alle anderen Portale wurden erst im 19. Jahrhundert errichtet. Zu den mittelalterlichen Skulpturen zählen links Petrus, Andreas und Jakobus; rechts Paulus und Johannes. Die Original-Steinfiguren (1370–80) befinden sich im Diözesanmuseum Kolumba und wurden durch Kopien ersetzt. Die anderen Figuren sind Werke des 19. Jahrhunderts.
Die alte Schwarzweiß-Aufnahme zeigt den Zustand kurz nach der Vollendung des Doms im 19. Jahrhundert. Der Rundgang führt links durch das nördliche Seitenschiff zum nördlichen Querhaus, dann weiter durch das nördliche Chorseitenschiff im Uhrzeigersinn um den Chor und dann rechts durch das südliche Querhaus und das südliche Seitenschiff wieder hinaus. Dieser Anblick einer lichtdurchfluteten fünfschiffigen Basilika ist von einer erhöhten Position aufgenommen, die man beim einem Besuch nicht einnehmen kann.
Nördliches Seitenschiff
1507–09 entstanden für das nördliche Seitenschiff fünf Fenster. Sie zeigen (von West nach Ost): Passion Christi; Petrus Leben und Wurzel Jese (Stammbaum von Jesus); Christi Geburt; Dreikönigen-Anbetung; Marienkrönung. Das erste und letzte Fenster ist zwei-, die anderen vierbahnig.
Das Foto zeigt die obere Hälfte des Dreikönigenfensters (1508). In der linken Bahn ist die Königin von Saba zu Besuch bei König David dargestellt. Die drei Bahnen rechts zeigen die Anbetung Jesu durch die Heiligen Drei Könige. Vergleiche auch das Anbetungsfenster an der Südseite (siehe unten).
Clarenaltar
Am Ostende des Seitenschiffs befindet sich der Clarenaltar (1350–60). Er besteht aus einem Mittelteil und einem linken und rechten Flügelpaar. Der Clarenaltar hat drei Flügelstellungen:
Werktagsseite: Außen- und Innenflügel bedecken Mittelteil.
Hochfeiertagsseite: Außen- und Innenflügel ausgeklappt.
Nördliches Querhaus
Das Foto zeigt das Querhaus mit Blick nach Osten zur Schmuckmadonna. Der weiße Mantel ist mit zahlreichen Votivgaben behängt. Die Altarwand (1668–83 von Heribert Neuss) ist der Rest des Gehäuses, in dem der Dreikönigenschrein stand. Eine weitere Sehenswürdigkeiten im nördlichen Querhaus ist die Heilige Ursula (15./16. Jh.) dargestellt als „Schutzmantelursula“. Der Mann im roten Mantel ist einer der Domwärter („Domschweizer„). Seit 2019 arbeiten auch Domschweizerinnen.
Orgeln
Aufgrund des riesigen Raumvolumens von 230.000 m³ hat der Kölner Dom die längste Nachhallzeit aller deutschen Kirchen: Manche Töne hallen bis zu 13 Sekunden nach. Das ist ungünstig für die Predigt, aber beeindruckend bei Orgel-Konzerten (Infos zu Musikveranstaltungen und Orgelkonzerten im Kölner Dom: www.koelner-dommusik.de).
Die Nordquerhausorgel wurde 1948 erbaut, 1956 und 2002 erweitert. 1998 ergänzte man sie durch die Schwalbennestorgel im Langhaus. Sie wiegt rund 30 Tonnen und hängt an vier Stahlstangen, die zum tragenden Dachstuhl führen.
Nördliches Chorseitenschiff (Gerokreuz)
Das nördliche Chorseitenschiff beherbergt die Kreuzkapelle und das Gerokreuz. Außerdem befindet sich hier der Zugang zur Krypta (Süden), zur Sakramentskapelle und zur Sakristei (Norden).
Das 2,88 m hohe Gerokreuz (um 970, Strahlenkranz 17. Jh.) gilt als eine der ältesten erhalten Großplastiken des Mittelalters. Es zeigt Christus am Kreuz hängend. Beachtenswert ist ein Detail: Die Füße sind mit je einem Nagel am Kreuz befestigt (Viernagelkreuz) – und nicht mit einem einzigen (Dreinagelkreuz). Erst nachdem man 1204 das Turiner Grabtuch entdeckte, das drei Nagelstellen zeigt, kamen Dreinagelkruzifixe auf.
Krypta
Von der dreischiffigen Krypta (1960, Willy Weyres) blickt man durch ein Gitter in die Gruft mit den Bischofsgräbern. Das Gitter (1977) schuf der Kölner Kunstschmied Paul Nagel, der auch für andere Welterbestätten tätig war (Petersdom (2006), Grabeskirche (1996)). Sein Hauptwerk ist das 60 m lange Gitter (1996) vor dem südlichen Querhaus des Kölner Doms. Der Entwurf für die Stuckdecke stammt von Erlefried Hoppe, der 1962 acht Engelsfiguren für den Vierungsturm entwarf.
Chorumgang mit Kapellenkranz
Im Uhrzeigersinn passiert man die Engelbertus-, Maternus-, Johannes-, Dreikönigen-, Agnes-, Michaels- und Stephanuskapelle. In der Dreikönigenkapelle am Chorscheitel stand im Mittelalter der Dreikönigenschrein.
Grabmäler
Zu den Sehenswürdigkeiten zählt u.a. das Grabmal des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg (um 1300) in der Maternuskapelle. Die Stifterfigur ist von einer turmbewehrten Mauer umgeben. Gegen Philipps Willen begannen die Kölner 1180 mit dem Bau der riesigen Stadtmauer. Sieben Jahre später gab Philipp seinen Widerstand auf und unterstützte sogar den Bau – als er Angriffe von Kaiser Barbarossa befürchten musste.
Fenster der Chorkapellen
Von den Chorfenstern sind zwei besonders wertvoll: Das Ältere Bibelfenster (1260/61) ist das mittlere Fenster in der Dreikönigenkapelle (unten links). Das Jüngere Bibelfenster (unten rechts) in der Stephanuskapelle entstand um 1280. Es wurde nicht für den Dom, sondern die (abgerissene) Dominikanerkirche geschaffen.
Hochchor: Dreikönigenschrein
Das Foto zeigt den Hochchor, der für Besucher*innen nicht zugänglich ist. Eine Ausnahme ist der 6. Januar, der Tag der Heiligen Drei Könige. Dann dürfen auch Besucher*innen den Hochchor betreten und können in den geöffneten Schrein blicken. Rechts der Dreikönigenschrein hinter einem Schutzbehälter aus Panzerglas. Der Dreikönigenschrein ist ein Werk von Nikolaus von Verdun und gilt als größte Goldschmiedearbeit des Mittelalters. Die aufwändigen Arbeiten dauerten etwa von 1195 bis 1225. Hinter dem Chorgitter verläuft der Chorumgang, an den sich die Chorkapellen anschließen. Links der Bildmitte das Sakramentshäuschen aus Kalk und grünem Marmor (1964, Elmar Hillebrandt). An den Chorpfeiler stehen auf Podesten Heiligenfiguren (Christus, Maria und 12 Apostel).
Der Kölner Dom besitzt das mit 104 Sitzen größteChorgestühl Deutschlands (1308–11). Die Chorschrankenmalerei stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Steine für das 1350 m² große Mosaik lieferte die Firma Villeroy & Boch nach Entwürfen von August Essenwein. Das Mosaik stellt im Chor die christliche Weltordnung dar, im Chorumgang die Geschichte des Kölner Bistums und in der Vierung den Kosmos – mit der Sonne im Mittelpunkt. Das Vierungsmosaik ist allerdings abgedeckt.
Südliches Chorseitenschiff
Im südlichen Chorseitenschiff befindet sich die Marienkapelle. Sehenswert sind der Dreikönigsaltar bzw. Altar der Stadtpatrone (Stefan Lochner, 1440–45 (Marienkapelle), die Mailänder Madonna (1290; wohl Ersatz für eine ältere Marienfigur aus Mailand) und das Hochgrab von Rainer von Dassel.
Südliches Querhaus
Zu den Sehenswürdigkeiten im südlichen Querhaus zählen der 3,73 m hohe Heilige Christophorus (1470) und der 5,5 m x 7 m große Agilolphusaltar (1521), benannt nach einem Kölner Bischof (745–752). Der Agilolphusschrein bietet sich zum Vergleich mit dem Dreikönigenschrein an. Es handelt sich um einen „normalen“ Schrein. Der erste Schrein (1200) wurde 1737 verkürzt. 1914 schuf Josef Kleefisch den Altar, der heute im Dom steht.
Beachtenswert ist das sogenannte Richterfenster, benannt nach seinem Schöpfer, Gerhard Richter. Das Fenster besteht aus 11.263 farbigen Glasquadraten in 72 Farbtönen, verteilt auf sechs Bahnen. Die Bahnen 1 und 3, 2 und 5 sowie 4 und 6 verhalten sich spiegelbildlich zueinander. Innerhalb einer Bahn erfolgte die Farbverteilung nach dem Zufallsprinzip – und Richters korrigierender Hand.
Die Reaktionen waren gemischt: Kardinal Meisner meinte, das Fenster passe eher in eine Moschee. Angetan war man hingegen in der Kathedrale von Reims, die ebenfalls ein Richterfenster haben wollte. Richter lehnte allerdings ab.
Südliches Seitenschiff
1846–48 schufen Max Ainmiller und Heinrich Maria von Heß die fünf Bayernfenster für das nördliche Seitenschiff. Sie waren ein Geschenk des bayerischen Königs Ludwig I. Die Fenster zeigen (von Ost nach West):
Stephanusfenster: Steinigung des heiligen Stephanus,
Pfingstfenster: Ausgießung des Heiligen Geistes,
Beweinungsfenster: Beweinung des abgenommenen Christus,
Anbetungsfenster: Anbetung durch die Heiligen Drei Könige (siehe Foto),
Johannesfenster: Johannes der Täufer predigt.
Vorbild: Kathedrale von Amiens
Meister Gerhard hatte zuvor in Frankreich gearbeitet. Zum Vorbild für den Kölner Dom nahm er sich die Kathedrale von Amiens (1220–1366). Sie war von den drei klassischen Kathedralen Chartres (Baubeginn 1195), Reims (Baubeginn 1211) und Amiens die modernste. Alle drei zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe in Frankreich.
Grundriss Kölner Dom im Vergleich
Grundriss Kölner Dom
Grundriss Kathedrale von Amiens
Hinweis: Die Grundrisse haben nicht denselben Maßstab.
Auffällig ist der Unterschied der Grundrissform: Der Kölner Dom hat einen kreuzförmigen Grundriss, da beide Querhäuser zwei Joche aus der Gebäudeflucht heraustreten. Bei der Kathedrale von Amiens ist die Kreuzform im Grundriss verunklärt. Das spricht für die Qualität der Planung durch Meister Gerhard.
Außerdem unterscheiden sich beide Kirchen in der Größe:
Der Kölner Dom ist breiter: Er hat fünf Schiffe und ist im Langhaus 86 m breit, Amiens hat nur drei Schiffe bei 62 m Breite.
Der Kölner Dom ist höher: Die Türme sind 157 m; der Dachreiter in Amiens nur 112,7 m hoch.
Der Kölner Dom ist aber nicht länger: Der Innenraum in Amiens ist 133,5 m lang, Köln kommt nur auf etwa 120 m, da man u. a. auf die Chorscheitelkapelle im Osten verzichtet hat. Für die Wirkung der Westseite ist die Länge allerdings nicht relevant:
Der Köln Dom hat mit einer Gesamtfläche von rund 7000 m² die größte Kirchenfassade der Welt.
Westfassade Kölner Dom im Vergleich
Hinweis: Die beiden Fotos haben nicht denselben Maßstab.
Bei Köln und Amiens handelt es sich um Doppelturmfassaden mit drei Portalen (1 Haupt-, 2 Nebenportale).
Die Kölner Fassade ist einheitlicher. Z. B. treten im Vergleich zu Amiens die Portale in Köln weniger in Erscheinung. Außerdem verzichtet man in Köln auf die runde Fensterrose, die in Amiens fast wie ein Fremdkörper in der von Spitzbögen dominierten Fassade wirkt.
Der Kölner Dom hat keine Königsgalerie, Amiens keine steilen Turmhelme.
Südfassade Kölner Dom im Vergleich
Vergleicht man die Kathedrale von Amiens und den Kölner Dom, fällt ein weiterer Unterschied ins Auge: Amiens hat keine überragenden Türme. Was von Westen aus gesehen noch mächtig in die Höhe ragt, entpuppt sich bei einem Blick von der Südseite als schmales Türmchen, das kaum den First des Hauptschiffs überragt. Der höchste Punkt ist die Spitze des Vierungsturms. Einen solchen hat der Kölner Dom zwar auch, aber er ist klein im Vergleich zu den zwei Türmen der Westseite.
Warum ist der Kölner Dom UNESCO-Welterbe?
Die UNESCO hat den Kölner Dom zum Weltkulturerbe erklärt, weil drei (von zehn) Welterbe-Kriterien erfüllt sind:
„Kriterium (i): Der Kölner Dom ist ein außergewöhnliches Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft.
Kriterium (ii): Der im Laufe von mehr als sechs Jahrhunderten erbaute Kölner Dom steht sowohl für den Höhepunkt als auch den krönenden Abschluss der Kathedralbaukunst.
Mariendom (Lübeck): Größte deutsche Backsteinkirche
Regensburger Dom (Regensburg): Bayerns bedeutendste Kathedrale der Gotik
UNESCO-Welterbe in der Nähe des Kölner Doms
Schlösser Augustusburg & Falkenlust in Brühl
Schloss Augustusburg bei Brühl (südlich von Köln) ist bekannt für die wertvolle Rokokoarchitektur und diente als Gästehaus der Bundesrepublik. Vom Schlosspark mit seiner bunten Blumenpracht führt eine Allee durch ein Wäldchen zum Schloss Falkenlust.
Der Aachener Dom war Krönungsstätte deutscher Könige. In der karolingischen Pfalzkapelle steht der Thron Karls des Großen, der gotische Chor beherbergt kostbare Kunstwerke. Die Aachener Domschatzkammer beherbergt einen der wertvollsten Kirchenschätze der Welt.