Die Wartburg erhebt sich oberhalb der Stadt Eisenach in Thüringen. Ludwig der Springer ließ die Burg um 1067 erbauen. Aus dem Mittelalter haben sich erhalten der Palas („Landgrafenhaus“, um 1150, Bildmitte) und der Südturm (links). Große Teil der Burg stammen aus dem 19. Jahrhundert, darunter der Bergfried (rechts) und der Festsaal im Obergeschoss des Palas. Die Wartburg war mehrfach Schauplatz der Geschichte. 1999 erklärte die UNESCO die Wartburg zum Weltkulturerbe.
Der Grundriss der Wartburg zeigt den Zustand nach der Rekonstruktion im 19. Jahrhundert. Der Rundgang durch die Wartburg führt über die Zufahrt (1) vom Restaurant-Hotel (22) zur
Schanze (2). Über die Zugbrücke (3) gelangen wir durch das Torhaus (4) in den
Ersten Burghof (7) mit Ritterhaus (5), Vogtei (6) und Margarethengang (8). Durch das innere Torhaus (9) geht es weiter in den
Zweiten Burghof (16) mit Bergfried (12), Palas (13), Ritterbad (14), Gadem (15) und runder Zisterne (16). Den Abschluss im Süden markieren Südturm (17) und südliche Wehrmauer (18).
(1) Zufahrt, (2) Schanze, (3) Zugbrücke, (4) Torhaus, (5) Ritterhaus, (6) Vogtei und erster Burghof, (7) Margarethengang, (8) Dirnitz, (9) (inneres) Torhaus, (10) Neue Kemenate, (11) Treppenhaus, (12) Bergfried, (13) Palas, (14) Ritterbad, (15) Gadem, (16) zweiter Burghof mit Zisterne, (17) Südturm, (18) südliche Wehrmauer, (19) Küchengarten, (20) Kommandantengarten, (21) Elisabethengang, (22) Hotel auf der Wartburg (Nummerierung und Nummerierungstext: Metilsteiner [CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)]
Wartburg Rundgang
Schanze
Von der Schanze hat man einen guten Blick auf die Ostseite der Wartburg (Foto oben): Rechts führt die Zugbrücke zum Torhaus. Ein Wehrgang aus Fachwerk (Elisabethengang) erstreckt sich entlang des Ersten Burghofs. Das erste Steingebäude ist die Neue Kemenate, dahinter der Palas.
Im Mittelalter war der Bereich der Schanze bebaut. Die Zeichnung zeigt die Wartburg von Norden im Jahr 1710: Rechts das Torhaus mit dem Erker; links davon die Bebauung der Schanze.
Erster Burghof
Die Wartburg wurde nie erobert. Sie war ganz gut gesichert: An drei Seiten fällt der Berg steil ab; die Zugangsseite schützt ein Halsgraben, über den eine Zugbrücke führt. Das erste Burgtor besitzt eine Schlupftür für Passanten. Direkt dahinter folgt ein zweites Tor.
Vogtei mit Nürnberger Erker
An der Vogtei ragt der Nürnberger Erker hervor. Er wurde erst 1872 eingebaut. Zuvor befand er sich an einem Nürnberger Haus (Adlerstraße 9), das abgerissen wurde. Großherzogin Sophie kaufte den Erker und stellte ihn für die Wartburg zur Verfügung. Links der Margarethengang, rechts der Elisabethengang, im Hintergrund das Torhaus.
Eseltreiberstübchen
In der Vogtei befindet sich das bekannte Lutherzimmer (siehe unten). Was Luther aß und trank, hing vom Geschick des Eseltreibers ab, der im benachbarten Eseltreiberstübchen übernachtete. Über Jahrhunderte ruhte die Versorgung der Wartburg auf den Rücken der Esel. Bis 2022 beförderten sie außerdem Besucher*innen von der Eselstation, die nördlich der Burg liegt, einen 400 m steilen Weg bergauf. Esel sind schwindelfrei und somit für Transporte im Gebirge besser geeignet als Pferde.
Elisabethengang
Dieser Fachwerkkorridor führt vom Torhaus zum Palas. Er heißt „Elisabethengang“ und ist benannt nach Elisabeth von Thüringen (1207–31). Sie war eine ungarische Prinzessin, die auf der Burg wohnte und für ihre Nächstenliebe gegenüber Armen bekannt ist.
Die Kanone hat laut Inschrift Wolf Neidhartt 1597 in Ulm gegossen. Nachträglich wurde „Carl Gustav Wrangel“ auf der Kanone eingeritzt; das ist der Name eines schwedischen Feldmarschalls (1613–76), der im Dreißigjährigen Krieg in Deutschland tätig war.
Zweiter Burghof
Den Zweiten Burghof, der nach Süden hin abfällt, dominieren der romanische Palas und der Bergfried. Es handelt sich nicht um den originalen Bergfried, sondern um eine Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts (erbaut 1853–59). Der Architekt war Hugo von Ritgen.
Palas (Landgrafenhaus)
Das sogenannten Landgrafenhaus, der Palas der Wartburg, wurde um 1157 als zweigeschossiger Steinbau errichtet. Später stockte man um das dritte Geschoss auf. Der Palas blieb unzerstört, wurde allerdings 1847–70 durch von Ritgen saniert. Im Landgrafenhaus befinden sich folgende Räume (von Süd nach Nord):
Die Dimensionen des Palas waren zum Zeitpunkt der Erbauung überragend und den Kaiserpfalzen ebenbürtig.
Elisabeth-Kemenate
Kaiser Wilhelm II. ließ die Elisabeth-Kemenate 1902–06 mit einem Mosaik verkleiden. Der Elisabeth-Zyklus zeigt neun Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Der Mosaikkünstler August Oetken (1868–1951) entwarf auch Mosaiken für das polnische UNESCO-Welterbe Marienburg (Kapitelsaal und Großer Remter).
Speisesaal
Der Speisesaal ist im Unterschied zu den beiden benachbarten Räumen nicht gewölbt, sondern mit einer Eichendecke versehen, die in der Raummitte von einer Säule getragen wird. Dendrochronologische Untersuchungen datieren das Eichenholz auf das 12. Jahrhundert. Das Mobiliar ist aus verschiedenen Epochen zusammengestellt.
Der Rittersaal (links) ist von ähnlichen Dimensionen wie die Elisabeth-Kemenate (rechts), wirkt aber deutlich spartanischer.
Sängersaal
Im Sängersaal soll angeblich 1207 der Sängerstreit auf der Wartburg ausgetragen worden sein. Rechts befindet sich die Sängerempore; das Wandbild (links) zeigt diese Sängerempore und die Wettstreitenden, u. a. Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach.
Burgkapelle
Um 1320 richtete man im Geschoss die Burgkapelle ein. Beachtenswert sind die Säulen-Kapitelle und die Reste der Wandmalerei. In der Burgkapelle finden mehrmals im Jahr Gottesdienste statt (Termine: www.wartburg.de/de/veranstaltungen/gottesdienste.html).
Landgrafenzimmer
Das Landgrafenzimmer ist mit mehreren Fresken des Malers Moritz von Schwind ausgemalt. Dieses Fresko zeigt den Landgrafen als Löwenbändiger im Burghof der Wartburg. (Hinter dem Landgrafen ist der Palas dargestellt.)
Festsaal
In der dritten Etage erstreckt sich der 40 m lange Festsaal (19. Jahrhundert). Bei der Planung wirkte der Musiker Franz Liszt als Berater mit. Die Akustik ist ausgezeichnet, bis heute finden im dem Festsaal Konzerte statt, z. B. seit 1958 die Wartburgkonzerte. Der Deutschlandfunk überträgt die Konzerte (Link: www.deutschlandfunkkultur.de/wartburg-konzerte.3497.de.html). Konzertkartenverkauf: www.wartburg.de/de/kontakt/ansprechpartner.html)
Ritterbad
Südlich des Palas schließt sich das sogenannte Ritterbad an. Der zweigeschossige Bau stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern wurde erst 1889–90 errichtet.
Südturm, Gadem und Zisterne
Der Gadem (ein Einraum-Gebäude) entstand während des Wiederaufbaus der Wartburg im 19. Jahrhundert auf einem alten Kellergewölbe der Burgküche, an das sich das Brauhaus anschloss.
Der Südturm hat sich aus dem Mittelalter erhalten, ebenso Teile der südlichen Mauer. Im fensterlosen Kerker des Südturms starb 1548 der Wiedertäufer Fritz Erbe – nach achtjähriger Gefangenschaft. Eine Gedenktafel an der Turmaußenmauer erinnert an sein Schicksal.
Vom Südturm hat man einen guten Blick in den Burghof mit der Zisterne. Ursprünglich war sie mit Sand gefüllt, der der Filterung diente. In der Mitte befand sich ein runder Brunnenschacht, aus dem man das gefilterte Wasser schöpfte. Die Zisterne konnte die Wasserversorgung allerdings nicht sicherstellen. Mit Eseln musste daher Wasser aus dem Tal zur Burg befördert werden, u. a. vom Elisabethbrunnen unterhalb der Burg.
Wartburg: Schauplatz bedeutender Ereignisse
Die Wartburg war alltäglicher Wohn- und Arbeitsplatz, z. B. für Luther oder Elisabeth von Thüringen. Darüber hinaus war die Burg Schauplatz historisch bedeutsamer Ereignisse: der Sängerkrieg, Luthers Übersetzung des Neuen Testaments sowie die Wartburgfeste.
Sängerkrieg auf der Wartburg
Der sogenannte „Sängerkrieg“ ist ein angeblicher Wettkampf zwischen Minnesängern, an dem auch Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide teilgenommen haben sollen. An den sagenhaften Wettstreit erinnert der Sängersaal mit dem Fresko von Moritz von Schwind (1854). Die Inschrift nennt als Datum des Sängerstreits den 12. Juli 1207, den „Geburtstag der Heil. Elisabeth“.
Luthers Übersetzung des Neuen Testaments
Martin Luther lebte 1521–22 für zehn Monate auf der Wartburg. Sein Aufenthalt war nicht freiwillig: In Worms hatte Kaiser Karl V. die Reichsacht über Luther verhängt. Der sächsische Kurfürst Friedrich ließ Luther zu dessen Schutz auf die Wartburg entführen, wo er sich „Junker Jörg“ nannte und sein Aussehen änderte. In der Lutherstube übersetzte er das Neue Testament ins Deutsche.
Am 18. Oktober 1817 trafen sich rund 500 Studenten und Professoren erstmals zu einem Wartburgfest, um an Luther und die Völkerschlacht bei Leipzig zu erinnern. Sie protestierten gegen die damalige Kleinstaaterei und für ein vereinigtes Deutschland. In der Folge fanden mehrere Wartburgfeste statt, bei denen es auch zu Bücherverbrennungen kam.
Warum ist die Wartburg UNESCO-Weltkulturerbe?
Die UNESCO hat die Wartburg zum Weltkulturerbe erklärt, weil zwei (von sechs) Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind:
„Kriterium (iii): Die Wartburg ist ein außergewöhnliches Denkmal der Epoche des Feudalismus in Mitteleuropa.
Kriterium (vi): Die Wartburg ist reich an kulturellen Bezügen; dabei sticht vor allem ihre Rolle als Ort des Exils von Martin Luther hervor, der dort seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments verfasste. Sie ist auch ein starkes Symbol für die deutsche Integration und Einheit.“ (Übersetzung durch das Auswärtige Amt. Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2338240/d8b51acadf6410ebffd02dcbfd263666/21-diewartburg-data.pdf)
Auch außerhalb der Wartburg gibt es Sehenswürdigkeiten, die man besuchen kann. Zwei Beispiele sind der Gasthof und eine Belagerungsburg.
Wartburg-Gasthof
Der Wartburg-Gasthof (1912–14) wurde unterhalb des Torhauses erbaut. Er zählt nicht zum Weltkulturerbe. Der Gasthof dient bis heute als Hotel (https://wartburghotel.de/).
Der Architekt, Bodo Ebhardt (18965–1945), war ein bedeutender Burgenforscher sowie Gründer und Präsident der Deutschen Burgenvereinigung. Er starb in der Marksburg im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Dort ist der Sitz der Burgenvereinigung (http://www.deutsche-burgen.org/).
Matthäus Merian: Eisenach, Eisenacher Burg und Wartburg. Gemeinfrei, Link
Eisenacher Burg
Die Eisenacher Burg ist kein anderes Wort für die Wartburg, sondern der Name einer Belagerungsburg in der Nähe der Wartburg. Während des thüringisch-hessischen Erbfolgekriegs (1247–64) kam es zu Kämpfen um die Wartburg. Der Stich von Merian zeigt drei Berge: links der Standort der Eisenacher Burg, in der Mitte die Wartburg, rechts die Burgruine Metilstein.
Die Belagerer erbauten um 1260 die Eisenacher Burg als befestigten Stützpunkt rund 500 m südlich der Wartburg. Allerdings gelang es ihnen nicht, diese zu erobern. 1306 kam die Eisenacher Burg erneut zum Einsatz, diesmal versuchte König Albrecht sein Glück. Er ließ hölzerne Türme errichten und beschoss die Wartburg. An das Katapult erinnert der Name „Blidenstatt“ des Aussichtspunktes westlich der Eisenacher Burg. Auch der König scheiterte. Von der Eisenacher Burg haben sich im Boden einige Spuren erhalten.