Bergpark Wilhelmshöhe: die Herkulesarbeit von Kassel

UNESCO-Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel: Kaskaden

Bergpark Wilhelmshöhe. Überblick

Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel ist eine Seltenheit unter den Parkanlagen: Er liegt nicht in der Ebene, sondern zieht sich am Hang des Karlsbergs bis zur Spitze mit dem Herkules. Eine besondere Attraktion sind die Kasseler Wasserspiele, die im Sommer stattfinden.

  • Auf dem Berg befinden sich der Herkules, Stauseen und das Besucherzentrum Herkules.
  • Am Berghang führen die Kaskaden ins Tal, ein Wegnetz verbindet die Parkbauten, z. B. die Löwenburg.
  • Im Tal stehen Schloss Wilhelmshöhe mit der Großen Fontäne sowie das Besucherzentrum Wilhelmshöhe.

Bergpark Wilhelmshöhe. Karte

Vom Herkules durch den Bergpark zu Schloss Wilhelmshöhe

Bergpark Wilhelmshöhe - Sichelbachbecken Einlauf 2020-08-26

Sichelbachbecken

Auf der Hochebene beim Herkules gibt es mehrere Gewässer: östlich des Besucherzentrums liegen Feuerlöschteich und  Unglücksteich; westlich das 90 m x 70 m große Sichelbachbecken. Der Staudamm wurde um 1700 angelegt und hat bei einer Tiefe von bis zu 7 Metern ein Fassungsvermögen von rund 40.000 Kubikmetern. Durch Röhren fließt das Wasser in den Löschteich und von dort zu den Kaskaden. Pro Wasserspiel werden rund 2.100 Kubikmeter Wasser abgelassen.

Herkules & Riesenschloss

Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe: Herkules

Auf der Bergspitze errichtete man ab 1701 das sogenannte „Riesenschloss„. Es handelt sich dabei um ein Oktogon mit einer aufgesetzten Pyramide. Auf deren Spitze steht der  Herkules und schaut ins Tal hinab. Er ist riesenhaft, nämlich 8,25 m groß, kupfergrün und hohl. Das gesamte Bauwerk ist rund 70,5 m hoch.

Während des Jahres sammelt man Wasser in Speicherseen auf dem Berg. Im Sommer lässt man mehrmals im Monat einen Teil des Wassers ab, bis die Speicherseen erschöpft sind. Seit über 300 Jahren hat sich an dem Beflutungsprinzip nichts geändert. 

Kaskaden im Bergpark

Kassel-Wilhelmshöhe - Vertical Panorama from Herkules' point of view

Von der Bergspitze fließt im Sommer Wasser vom Riesenkopfbecken über Kaskaden talwärts zum Neptunbecken, passiert den Steinhöfer Wasserfall und die Teufelsbrücke, stürzt von einem Aquädukt hinab und endet in der Großen Fontäne bei Schloss Wilhelmshöhe (Video).

Bergpark Wilhelmshöhe - Artischockenbassin 2019-11-25 a

Wasserorgel von Wilhelmshöhe

Am Fuße des Oktogons befinden sich drei Nischen. In der mittleren, der Vexierwassergrotte, verbirgt sich hinter der Figur des Pan die „Wasserorgel von Wilhelmshöhe“ (1705, Andreas Zahn, Johann Wenderoth; erneuert 1778 durch George P. Wilhelm). Wasserkraft treibt die Drehorgel an, die mit 81 Bleipfeifen sechs Melodien spielen kann. Das Original von 1778 ist im Schloss Wilhelmshöhe ausgestellt; eine Kopie erklingt ab 2021 an alter Stelle. Davor liegt das Artischockenbassin.

Kassel - 2017-09-21 - Plutogrotte (01) Teufelsbrücke - Bergpark Wilhelmshöhe - Kassel

Höllenteich und Plutogrotte

Am Neptunbassin quert die Tannenchaussee die Schneise zwischen Oktogon und Schloss Wilhelmshöhe. Folgt man der Chaussee gegen den Uhrzeigersinn nach Süden gelangt man zur Bushaltestelle Große Kaskaden/Neptunbecken und zur Kaskadenwirtschaft.

Westlich des Bassins steht das achteckige Felseneck (1794, Jussow). Folgt man dem Weg ostwärts, erreicht man das Fontänenreservoir. Östlich davon liegen die Plutogrotte (176668, Simon du Ry; erneut 1820, Johann C. Bromeis) mit den Meeresungeheuern (Johann August Nahl d. Ä.) sowie der Wasserfall an der Teufelsbrücke. (Wasserfall: 179193, Jussow; Teufelsbrücke: 1826, Bromeis). Von dort fließt das Wasser in den Höllenteich.

Löwenburg & die Parkbauten

Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel (UNESCO-Weltkulturerbe)

In dem Bergpark befinden sich zahlreiche sehenswerte Parkbauten, z. B. die Ruine der Löwenburg (17931800). Sie ist ein frühes Beispiel der Neugotik. Heinrich Jussow plante die Löwenburg als Ruine mit verfallenen Türmen und Gemäuern. Der durch Bombentreffer beschädigte Bergfried wird gegenwärtig (2022) wiederaufgebaut. Das Foto oben zeigt links die Burgkapelle, im Hintergrund den Treppenturm, an dem sich der Bergfried anschloss.

Nördlich der Löwenburg liegt der Burggarten mit dem Kleeblattbrunnen. Im Süden der Burg befindet sich der Turnierplatz.

Jussow-Tempel im Bergpark Wilhelmshöhe

Dem Architekten der Löwenburg, Heinrich Jussow, ist der Jussow-Tempel (181718) gewidmet. In der Nähe standen außerdem eine Moschee und eine kleine Windmühle.

Cestius-Pyramide im Bergpark Wilhelmshöhe bei  Kassel

Andere Parkbauten sind die Eremitage des Sokrates (um 1775) oder die Cestius-Pyramide (um 1775).

Schloss Wilhelmshöhe

Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel

Am Fuß des Bergparks liegt Schloss Wilhelmshöhe (178697). Schloss Wilhelmshöhe besteht aus drei Flügeln:

  • Weißensteinflügel und Kirchflügel sind ein Werk des Architekten Simon Louis de Ry (172699).
  • Der Mitteltrakt wurde nach Plänen von Heinrich Christoph Jussow (17541825) erbaut.
  • Die bogenförmigen Zwischenbauten verbinden die drei Flügel. Sie wurden ab 1811 einstöckig erbaut und später aufgestockt.

180713 residierte Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte als „König Lustik“ in dem Schloss. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt. Nur im Weißensteinflügel hat sich die Ausstattung originalgetreu erhalten; dort befindet sich das Schlossmuseum. Im Mitteltrakt sind zwei sehenswerte Sammlungen ausgestellt:

  • die Gemäldegalerie Alte Meister (u. a. mit Werken von Dürer, Rembrandt, Rubens, Tizian),
  • die Antikensammlung (antike Skulpturen und Münzen).

Rembrandt: Der Jakobsegen (1656)

Rembrandt van Rijn - Jacob blessing Ephraim and Manasseh (Gemäldegalerie Alte Meister Kassel)

Tizian: Bildnis eines Feldherrn (um 1550)

Tizian 119

Rubens: Venus, Amor, Bacchus & Ceres (1613)

Peter Paul Rubens – Venus, Cupid, Bacchus and Ceres – Schloss Wilhelmshöhe Kassel (Gemäldegalerie ALter Meister)

Dürer: Bildnis der Elsbeth Tucher (1499)

Albrecht Dürer 073

Großes Gewächshaus (Eisenskelettbau von 1822, UNESCO-Welterbe Bergpark Kassel)

Großes Gewächshaus

Das Große Gewächshaus (1822, Bromeis) ist ein sehr frühes Beispiel für den Glas-Eisenskelettbau. Seit der Entdeckung Amerikas baute man an europäischen Höfen exotische Früchte an: zunächst Orangen, später Ananas. Für die Überwinterung errichtete man im 18. Jahrhundert gemauerte Orangerien (die mit 175 m längste Orangerie Deutschlands steht in Oranienbaum, UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz). Später experimentierte man mit verglasten Holzkonstruktionen. Die Industrialisierung ermöglichte die alleinige Nutzung von Eisen und Glas als Baumaterial.

Kassel Orangerie in der Karlsaue

Rear of Palm House, Kew Gardens (UNESCO-Welterbe)

(Orangerie Kassel)

Das nächstgelegene Beispiel eines barocken Gewächshauses ist die 139 m lange Orangerie in der Kasseler Karlsaue (170311, Johann Konrad Giesler). Das Große Gewächshaus nimmt die Form der Orangerie mit Mittel- und Eckpavillons auf, allerdings etwas verkleinert, verglast und ohne barocken Zierrat. 1887 wurde der Mittelbau des Gewächshauses verändert. Die Ähnlichkeit wird deutlich, wenn man zum Vergleich ein anderes  UNESCO-Welterbe heranzieht:

Die Königlichen Botanischen Gärten von Kew bei London zählen mit ihren alten Gewächshäusern seit 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das älteste dieser Gewächshäuser, das Palm House (Decimus Burton), wurde 184149 errichtet, also fast zwei Jahrzehnte nach dem Bau des Großen Gewächshauses in Kassel.

Kassel Ballhaus (UNESCO-Weltkulturerbe Bergpark Kassel)

Ballhaus

Nördlich des Schlosses steht das klassizistische Ballhaus. Als Hessen von den Franzosen besetzt war, regiert Napoleons Bruder Jérôme, genannt König Lustig. Er ließ 180910 (Architekt: Leo von Klenze) das Hoftheater erbauen. Es wurde 182830 zu einem Ballhaus umgebaut.

Bergpark Kassel Wilhelmshoehe, Dorf Mou-Lang Pavillon

Dorf Mulang

Südlich des Schlosses erstreckt sich das chinesische Dörfchen Mul-lang entlang der Mulangstraße. Es wurde ab 1781 durch den Hofgärtner Daniel August Schwarzkopf angelegt. Von den einst 21 Gebäuden haben sich noch 13 erhalten, darunter eine kleine Pagode (177682).

Abstecher zu Schloss Wilhelmsthal

Schloss Wilhelmsthal (bei Calden); Ex-Kandidat für das UNESCO-Welterbe

Bergpark Wilhelmshöhe - Marstall 2019-11-16 b

Gebäude an der Tulpenallee

Nördlich der stark befahrenen Wilhelmshöher Allee/Tulpenallee stehen mehrere Gebäude: Der Marstall (1791, Jussow; umgebaut 1822, Bromeis) ist eine nach Norden hin offene Dreiflügelanlage.

  • Östlich des Marstalls stehen das Schlosshotel Wilhelmshöhe (1827 erbaut; nach Kriegszerstörung Neubau 1955) sowie die Alte Wache (182426, Bromeis) und die Alte Post (1897).
  • Westlich steht das Kavalierhaus (1780, du Ry; Umbau 1825, Bromeis).
  • Nördlich des Marstalls befindet sich die Reithalle (1797), die auch für Konzerte genutzt wird.

Die Tulpenallee geht über in die Rasenallee, und diese führt rund acht Kilometer nordwärts zu zweiten Schlossanlage: Schloss Wilhelmsthal bei Calden, umgeben von einem Landschaftspark.

Schloss Wilhelmsthal, Innenraum

GrotteWilhelmsthal

Schloss Wilhelmsthal

Schloss Wilhelmsthal zählt zu den besterhaltenen Rokokoschlössern Deutschlands. Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs blieb die Anlage verschont im Unterschied zu den Schlössern (und Welterbestätten) Würzburg und Augustusburg. Hier lebte auf Gut Amelgotzen eine der mächtigsten Frauen ihrer Zeit, Amalie von Hanau-Münzenberg (160251). Sie nannte das Gut in „Amalienthal“ um.

Wilhelm VIII. ließ dort das Schloss 174361 nach Plänen von Francois de Cuvillié und Simon du Ry erbauen. Er gab ihm den Namen „Wilhelmsthal“. Links oben ein Teil der Innenausstattung; unten der Blick über den Kanal zur Grotte.

Von 1999 bis 2013 stand Schloss Wilhelmsthal zusammen mit dem Bergpark und dem Friedrichsplatz in Kassel auf der Kandidatenliste für das UNESCO-Weltkulturerbe. Webseite: https://museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/schlosspark-wilhelmsthal

Warum ist der Bergpark UNESCO-Weltkulturerbe?

Die UNESCO hat den Bergpark Wilhelmshöhe zum Weltkulturerbe erklärt, weil zwei (von sechs) Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind (Übersetzung durch das Auswärtige Amt):

Kriterium (iii): Die alles überragende Herkulesstatue und die Wasserspiele des Bergparks Wilhelmshöhe sind ein außergewöhnliches Symbol für das Zeitalter des europäischen Absolutismus.

Kriterium (iv): Die Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe sind ein außergewöhnliches und einzigartiges Beispiel für monumentale Wasserbaukunst. In Bezug auf Höhe und Größe sind die Kaskaden und künstlichen Wasserfälle einmalig. Die den rund 560 Hektar großen Park weit überragende Herkulesfigur ist sowohl künstlerisch als auch technisch die anspruchsvollste Monumentalstatue der Frühen Neuzeit. Das Ensemble aus Wasserkünsten, eingebettet in monumentale architektonische Strukturen, ist in der Gartenkunst des Barock und der Romantik einzigartig.“ (Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2277212/bfe673fde5265c214820d11966f5143a/38–bergpark-wilhelmshoehe-data.pdf)

Bergpark Wilhelmshöhe: Informationen für Besucher*innen

Besucherzentrum Herkules

Bergpark Kassel, Besucherzentrum Herkules

Das Besucherzentrum Herkules liegt auf der Bergspitze beim Herkules. Auf 550 m² kann man sich über den Bergpark informieren, Karten kaufen oder dem Klangkonzept von triosence lauschen. Das Besucherzentrum wurde 2011 eröffnet und ist ein Werk des Architekturbüros Volker Staab.

Adresse: Schlosspark 28, 34131 Kassel; Webseite: https://www.museum-kassel.de/de/besucher-information/besucherzentren/besucherzentrum-herkules

Monat Tag Uhrzeit
01. April – 31. Oktober täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
01. November – 31. März Di – So, feiertags 10.00 bis 17.00 Uhr

Besucherzentrum Wilhelmshöhe

Bergpark Wilhelmshöhe - Stationsgebäude (Besuchszentrum Wilhelmshöhe)

Am Fuße des Bergparks befindet sich das Besucherzentrum Wilhelmshöhe, das in einem alten Stationsgebäude (1898) der Straßenbahn untergebracht ist.

Adresse: Wilhelmshöher Allee 380, 34131 Kassel; Webseite: https://www.museum-kassel.de/de/besucher-information/besucherzentren/besucherzentrum-wilhelmshoehe

Monat Tag Uhrzeit
01. April – 31. Oktober Di – So, feiertags 10.00 bis 17.00 Uhr
01. November – 31. März Fr – So, feiertags 10.00 bis 16.00 Uhr

 

Kontakt

Adresse Bergpark Wilhelmshöhe
  Schlosspark 1
  34131 Kassel
Webseite

https://www.museum-kassel.de/de/museen-schloesser-parks/unesco-welterbe-bergpark-wilhelmshoehe

Telefon +49 (0)561 316 80-0
Fax +49 (0)561 316 80-111

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