Das UNESCO-Weltkulturerbe „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ besteht aus zwei Teilen:
Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar: Die UNESCO erklärt 1992 die Altstadt von Goslar und das Bergwerk Rammelsberg zum Weltkulturerbe. Der Rammelsberg ist zu Fuß von der Altstadt erreichbar.
Bei Clausthal-Zellerfeld sind zahlreiche Teiche, Gräben und einige Bergwerke Welterbe. Sie sind für einen Spaziergang zu zahlreich und zu weit voneinander entfernt.
In und bei St. Andreasberg sind u. a. der ehemals größte Stausee Deutschlands, der Oderteich, und der Rehberger Graben UNESCO-Welterbe.
Kloster Walkenried und mehrere Teiche in der Umgebung (zwischen Bad Lauterburg und Ellrich) liegen zwar nicht mehr im Oberharz, zählen aber dennoch zum UNESCO-Welterbe.
Die Alte Harzstraße verbindet zahlreiche Teile des Welterbes. Sie startet am Nordharz in der Altstadt von Goslar. Die Straße führt dann über Clausthal-Zellerfeld südwärts bis Osterode. Die B 241 folgt dem Verlauf der Alten Harzstraße weitgehend. St. Andreasberg und Kloster Walkenried liegen östlich der Harzstraße.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Goslarer Altstadt zählen das gotische Rathaus, mehrere Kirchen, zahlreiche Fachwerkhäuser (z. B. das Siemenshaus) und die wuchtigen Türme der Stadtmauer. Der Goslar Rundgang führt zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt und macht einen Abstecher zum Bergwerk Rammelsberg.
Kaiserpfalz Goslar
Am Rande der Altstadt erhebt sich die Kaiserpfalz Goslar, beliebt bei den salischen Kaisern. Sie ist der größte deutsche Profanbau des 11. Jahrhunderts.
Bergwerk Rammelsberg
Oberhalb von Goslar liegt das Erzbergwerk Rammelsberg, das über 1000 Jahre (968-1988) in Betrieb war. Einblicke bieten das Museum und das Besucherbergwerk..
Oberharzer Wasserwirtschaft
Der Harz ist das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands – mit dem Brocken (1141 m) als höchster Erhebung. Er bildet zusammen mit den anderen hohen Harzbergen (Achtermannshöhe, Bruchberg und Höhenzug „Auf dem Acker“) den Hochharz (in der Karte der dunkelbraune Bereich).
Der Oberharz ist der nordwestliche Teil. Er liegt in Niedersachsen.
Der Nieder- oder Unterharz im Südosten liegt in Sachsen-Anhalt; ein kleiner Teil bei Nordhausen gehört zu Thüringen.
Die Grenze verläuft etwa zwischen Herzberg (im Süden) und Ilsenburg im Norden. Die drei Bundesländer haben ihren Anteil am Harz jeweils als Naturpark ausgewiesen (Harz (Niedersachsen), Harz (Sachsen-Anhalt) und Südharz [Thüringen]). Der Nationalpark Harz umfasst den Hochharz. Wenn man in Goslar startet und nach Süden reist, kann man alle Welterbestätten besuchen.
Im Oberharz liegen sieben Bergstädte, in denen jahrhundertelang Silberbergbau betrieben wurde: St. Andreasberg, Altenau, Clausthal, Bad Grund, Lauthental, Wildemann und Zellerfeld.
Zahlreiche künstliche angelegte Seen und Kanäle prägen den Oberharz. Man nutzte die Wasserkraft, um Wasserräder anzutreiben. Verantwortlich waren die Mönche des Klosters Walkenried. Die Teiche, Stollen und Gräben der Oberharzer Wasserwirtschaft verteilen sich auf die sieben Städte und deren Umgebung. Z. B. ist Clausthal-Zellerfeld von zahlreichen Stauseen umgeben; in der Stadt befindet sich das Oberharzer Bergwerksmuseum. Die zum Welterbe zählende Grube Simson befindet sich in St. Andreasberg. Kloster Walkenried liegt im Unterharz.
Clausthal-Zellerfeld
Clausthal-Zellerfeld (15.700 Einw.) besteht aus den beiden ehemals selbständigen Bergstädten Clausthal und Zellerfeld. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen:
die größte Holzkirche Deutschlands: die Marktkirche Zum Heiligen Geist am Marktplatz von Clausthal (erbaut 1639-42, später erweitert). Ihr gegenüber steht
die ehemalige Bergakademie, heute: Technische Universität Clausthal (1775 gegründet), die (Webseite: https://www.tu-clausthal.de/).
Bei Clausthal-Zellerfeld erstreckt sich ein unterirdisches Grubensystem. Es besteht aus:
aus waagrechten Stollen; sie dien der Entwässerung, Belüftung (Bewetterung), dem Transport oder dem Zutritt. Die Stollen sind meist nicht genau waagrecht (totsöhlig), sondern haben eine geringe Neigung (söhlig)
senkrechtenSchächten und Lichtlöchern. Die Schächte dienen für Belüftung, Transport und Zugang; die Lichtschächte nur der Belüftung (und nicht der Belichtung). Neigungen zwischen 75–90° nennt man „saiger“ oder „seiger“*, zwischen 45–75° tonnlägig.
Zu den bedeutendsten Stollen om Oberharz zählen der Ernst-August- und der Tiefe Georg-Stollen:
Der Ernst-August-Stollen ist der längste und tiefste Stollen im Oberharz. Er ist rund 40 km lang, und bis zu 392 m tief. Er entstand 1851–64 und diente der Entwässerung der Gruben und dem Transport.
Der Tiefe Georg-Stollen ist rund 25,9 km lang und war bis zum Bau des Ernst-August-Stollen der tiefste Stollen.
* Das Wort Saiger- bzw. Seigerhütte hat nichts mit der Neigung zu tun: Seigern bzw. Saigern bedeutet Abtrennen; in einer Saigerhütte wurden Erze durch Schmelzen voneinander getrennt. Die Saigerhütte Grünthal zählt zum UNESCO-Welterbe Erzgebirge.
Ottiliae-Schacht
Der Ottiliae-Schacht wurde 1868–74 angelegt (abgeteuft). Das oberirdische Fördergerüst über dem Schacht wurde 1876 erbaut. Es gilt als ältestes erhaltenes Fördergerüst Europas.
Bergstadt Sankt Andreasberg (1.600 Einw.) liegt südöstlich von Clausthal-Zellersfeld. Mönch aus Kloster Walkenried begannen im 12. Jahrhundert, den Abbau von Erzen zu organisieren. 1521 versuchte man, mit den Andreasberger Bergfreiheiten (Text https://de.wikisource.org/wiki/Sankt_Andreasberger_Bergfreiheiten_von_1521) Bergleute aus dem Erzgebirge (UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge) abzuwerben. Zu den Sehenswürdigkeiten in St. Andreasberg zählen:
der Oderteich, ein 30 ha großer Stausee;
der Rehberger Graben, der vom Oderteich zur Grube Samson führt,
Das ehemalige Silbererzbergwerk Grube Samson in St. Andreasberg
Die Sternwarte St. Andreasberg. Sie zählt nicht zum Welterbe, aber die abgelegene Lage bietet einen von Lichtverschmutzung fast ungetrübten Blick in das Weltall. Webseite: https://www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/
Nördlich von St. Andreasberg liegt der ehemals größte Stausee Deutschlands. Er staut die 56 km lange Oder auf, die im Oderbruch entspringt und in die Rhume mündet. Der Staudamm für den Oderteich wurde 1715–22 erbaut und ist an der Talseite 19 m hoch. Er wurde so stabil gebaut, dass er 1760 ein Überlaufen überstand und bis heute weitgehend original erhalten ist. Das Foto zeigt den Oderteich mit Blick nach Norden. Der Oderteich hat eine Wasseroberfläche von rund 30 Hektar.
Vom Oderteich führt der 7,25 km lange Rehberger Graben zu Wasserrädern in St. Andreasberg. Er wurde 1699–1703 erbaut. Neben dem Graben verläuft der Rehberger Grabenweg (Fuß- und Radfahrweg).
Grube Samson (St. Andreasberg)
Die Grube Samson befindet sich im Herzen der Bergstadt St. Andreasberg. Sie wurde 1537 erstmals urkundlich erwähnt und ist ein ehemaliges Silberbergwerk. In guten Jahren konnte man rund 200 kg Silber fördern. Da die Vorkommen erschöpft waren, stellte man 1910 den Silberbergbau ein. Unter dem schmalen Verbindungsbau (Bildmitte) dreht sich das riesige Kunstrad, das einen Durchmesser von 12 Metern hat. Etwa kleiner, „nur“ 9 Meter hoch, ist das benachbarte Kehrrad. Beide wurden durch Wasserkraft angetrieben. Webseite: https://www.grube-samson.de/
Neben Silber förderte man auch wertvolle Mineralien wie das Samsonit, das nach der Grube benannt ist. Weltweit sind nur fünf weitere Samsonit-Fundorte bekannt. Ausgestellt sind Samsonite in Münster und Hannover.
Samson war mit über 800 m Teufe eines der tiefsten Bergwerke der Welt. Das Auf- und Absteigen erfolgte mit einer Fahrkunst (1837): Zwei sich abwechselnd auf- und abbewegende Drahtseilpaare mit Trittbrettern dienten als Leiterersatz (Fotos). Das Wechseln zwischen den Trittbrettern war gefährlich, in der Grube ereigneten sich sieben tödliche Unfälle.
Das Harzer-Roller-Museum im Gaipel (im Foto oben das linke Gebäude) informiert über Kanarienvögel, die man in der Harzregion züchtete. Sie dienten den Bergleuten als lebender Warnmelder vor dem giftigen Kohlenmonoxidgas. Außerdem ermöglichte der Verkauf der Kanarienvögel den armen Familien einen Zusatzverdienst.
Kloster Walkenried
Die Gemeinde Walkenried besteht aus drei Ortsteilen (Walkenried, Wieda und Zorge) und hat rund 4.500 Einwohner*innen. Im Südosten des Ortsteils Walkenried liegt das gleichnamige Zisterzienserkloster (gegründet 1129).
Die Klosterkirche ist Ruine, da man nach der Auflösung des Klosters 1648 die Gebäude bis 1817 als Steinbruch nutzte.
Gut erhalten haben sich Nebengebäude und der Kreuzgang. Der nördliche Kreuzgangflügel Er weist eine architektonische Kuriosität auf: Er ist doppelschiffig.
Der Maler Carl Hasenpflug (1802–58), der sich auf die Darstellung von Kirchen spezialisierte, hat auch Kloster Walkenried in seinen romantischen Bildern verewigt.
Warum sind Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal UNESCO-Weltkulturerbe?
Die UNESCO hat das Bergwerk Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal zum Weltkulturerbe erklärt, weil drei (von zehn) Welterbe-Kriterien erfüllt sind (Übersetzung durch das Auswärtige Amt):
„Kriterium (i): Das historische Bergbaunetzwerk des Bergwerks Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal sind einer der größten Bergbau- und Hüttenkomplexe für Buntmetallerze in Europa. […] Das Ensemble ist ein außergewöhnliches Beispiel für die menschliche Schöpferkraft in den Bereichen Bergbautechniken und industrielle Wasserbewirtschaftung.
Kriterium (ii): Das historische Bergbaunetzwerk des Bergwerks Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und das Oberharzer Wasserregal weisen einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in den Bereichen Bergbautechniken und Wasserbewirtschaftung vom Mittelalter über die Moderne bis zur Gegenwart in Europa auf. […]
Mehrere Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg bilden ein gemeinsames Welterbe. Luthers Geburts- und Sterbehaus, die Stadtkirche oder das Melanchthonhaus erinnern an die Reformatoren.