Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen. Überblick
Die Zeche Zollverein im Nordosten der Stadt Essen war das größte Steinkohlebergwerk der Welt. 1847 begann die Abteufung; 1986 schloss das Bergwerk. Die UNESCO erklärte die 100 Hektar große Industrieanlage 2001 zum Weltkulturerbe mt dem Titel „Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen“. Die Anlage besteht aus drei Bereichen:
Schacht 1/2/8 mit den ältesten Förderanlagen,
Schacht XII, eine der modernsten Schachtanlagen,
Zentralkokerei Zollverein. Hier wurde die Kohle zu Koks umgewandelt.
In den Gebäuden befinden sich heute das Ruhr Museum und andere Kultureinrichtungen.
Die drei Bereiche werden durch die 3,5 Kilometer lange Ringpromenade Zollverein erschlossen. Dieser Rundweg führt u. a. über den Ehrenhof auf dem Gelände von Schacht XII.
Der Unternehmer Franz Haniel gründete die Zeche im Jahr 1847. Der Bergbau begann mit Schacht 1, weitere folgten. In den Gebäuden befinden sich heute u. a. Büros und Werkstätten. Das Foto oben zeigt links die ehemalige Waschkaue. In diesem Gebäude (fertiggestellt 1907) konnten sich die Kumpels nach der Arbeit duschen und umziehen. Nach der Stilllegung 1986 wurde das Gebäude zu einem Theater umgebaut: „pact“ steht für „Performing Arts Choreographisches Zentrum NRW Tanzlandschaft Ruhr“. Webseite: http://www.pact-zollverein.de/
Schacht XII
Wenn man an der Haltestelle Zollverein im Nordosten von Essen aussteigt, wendet man sich nach Westen und läuft eine kurze Seitenstraße entlang. Man blickt dann an den zwei Pförternhäuschen vorbei auf den Ehrenhof. Links steht die Halle 2, geradeaus ragt der Schacht XII empor, rechts befinden sich die zwei Hallen 5 und 6.
1932 ging die neue Schachtanlage in Betrieb; ein technischer Meilenstein und beeinflusst vom Bauhausstil (Pläne: Fritz Schupp; Martin Kremmer). Die Anlage förderte täglich rund 12.000 t Steinkohle. Schacht XII hat ein Fördergerüst, das oberirdisch 55 m in die Höhe ragt. Unterirdisch reicht Schacht XII rund 1000 Meter in die Tiefe.
Fritz Schupp und Martin Kremmer
Gemessen an der Anzahl der Bauten, die UNESCO-Welterbe sind, zählen Fritz Schupp (1896–1974) und Martin Kremmer (1895–1945) zu den bedeutendsten Architekten Deutschlands. Beide haben auch Bauten für das Silbererzbergwerk Rammelsberg bei Goslar (siehe UNESCO-Welterbe Goslar Rammelsberg und Oberharzer Wasserwirtschaft) entworfen. Zugleich sind sie weniger bekannt als z. B. die Architekten Walter Gropius oder Hans Scharoun. Sogar ihre Werke sind bekannter als sie selbst: das Volkswagenwerk in Wolfsburg (erbaut 1938–39) ist ein Wahrzeichen der Stadt und ebenfalls eine Arbeit von Schupp und Kremmer (zusammen mit Emil Mewes und Karl Kohlbecker).
Kumpels
Auf der Zeche Zollverein arbeiteten im Laufe der Jahrzehnte insgesamt rund 600.000 Menschen, darunter viele Kumpels u. a. aus Polen, Griechenland, Italien und der Türkei. Die Arbeit war gefährlich und schweisstreibend. Das schwerste Grubenunglück Deutschlands ereignete sich in Bergkamen (östlich von Essen): Auf der Zeche Grimberg 3/4 starben am 20. Februar 1946 405 Kumpels; zwei Jahre zuvor hatten dort 105 Kumpels ihr Leben durch eine Schlagwetterexplosion verloren. Die Zeche Zollverein ist von solch verheerenden Grubenunglücken verschont geblieben. Mehr Fotos von der Arbeit auf den Zechen des Ruhrgebiets findet man auf der Webseite: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Coal_miners_at_the_Ruhr?uselang=de
Zentralkokerei Zollverein
Schupp und Kremer planten auch die Zentralkokerei, die von 1957 bis 1961 neben der Zeche Zollverein entstand. Die im Schacht XII geförderte Steinkohle verarbeitete man ab 1961 in den Öfen der riesigen Kokerei zu Koks: die Kohle wird auf über 1000°C erhitzt, dabei lösen sich u. a. Schwefel und Kokereigase. Insgesamt waren 304 Koksöfen im Einsatz. In den benachbarten Stahlwerken brauchte man das „sauberere“ Koks zum Befüllen der Hochöfen. Der Bedarf konnte nicht alleine durch die Kokerei Zollverein gedeckt werden.
Die Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund war ihrerzeit die modernste Kokerei Europas. Sie war von 1992–2000 in Betrieb, wurde dann ab- und in China aufgebaut. Der Abbau wurde durch den preisgekrönten Film „Losers and Winners“ (2006) dokumentiert (Infos: https://www.imdb.com/title/tt0891328/).
Die meisten anderen Kokereien im Ruhrgebiet sind inzwischen abgerissen.
Zeche Zollverein als Kulturstandort
Das Zechengelände ist heute ein facettenreicher Kulturstandort. Alleine auf dem Gelände von Schacht XII befinden sich:
In das Ruhrmuseum gelangt man per Treppe oder bequem auf einer der längsten Rolltreppen Deutschlands. Der Entwurf für das Museum stammt von dem Architektenbüro HG Merz.
Auf drei Ebenen informiert die Dauerausstellung zu den Themen Gegenwart, Gedächtnis und Geschichte des Ruhrgebiets. Sonderausstellungen finden auf zwei Ebenen statt.
24-Meter-Ebene: Die Rolltreppe endet hier. Auf dieser Ebene befinden sich Kasse, das Café Kohlenwäsche (Link) und der Museumsbuchladen. Das Besucherzentrum Ruhr informiert über das Weltkulturerbe.
21-Meter-Ebene: Schließfächer, Galerie für Sonderausstellungen,
17-Meter-Ebene(Gegenwart): Einige Aspekte des Ruhrgebiets der Gegenwart werden vorgestellt, z. B. der heißgeliebte Fußball.
12-Meter-Ebene(Gedächtnis): Mehreren natur- und kulturhistorische Sammlungen sind ausgestellt, z. B. ausgestopfte Tiere, Fossilien, aber auch Kunstwerke.
6-Meter-Ebene(Geschichte): Informationen zur Geschichte des Ruhrgebiets, z. B. zur Entstehung der Steinkohle vor ca. 300 Millionen Jahren.
Der Erich-Brost-Pavillon auf dem Dach der Kohlenwäsche (38-Meter-Ebene) ist eine Eventlocation für Feiern und Tagungen mit gutem Ausblick auf das Zechengelände und Essen. Einen solchen Ausblick bietet auch die Aussichtsplattform. Webseite: https://www.zollverein.de/eventlocations/erich-brost-pavillon/
Werksschwimmbad
In der Kokerei befindet sich das 12 m x 5 m kleine Werksschwimmbad. Es diente aber nicht den Mitarbeitern zur Abkühlung, sondern ist ein Kunstwerk; 2001 entworfen von Dirk Paschke und Daniel Milohnic. In den Sommerferien ist das Werksschwimmbad besuchbar, aber nur für Schwimmer*innen. Webseite: https://www.zollverein.de/erleben/werksschwimmbad-2/
Zwei weitere Zechen Zollverein
Es gibt noch zwei weitere Zechen in der Nähe der Zeche Zollverein Schacht XII. Sie zählen nicht zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zu Fuß oder per Rad gelangt man auf dem Zollvereinweg bzw. dem Nordsternweg von Schacht XII zu beiden Zechen:
Zeche Zollverein Schacht 3/7/10. Die drei Schachtanlagen im Osten von Schacht XII entstanden zwischen 1882 und 1911. In dem ehemaligen Fördermaschinengebäude befinden sich Installationen des Essener Künstlers Hugo Kükelhaus (1900–84). Mit seinen Erfahrungsfeldern möchte er alle Sinne der Besucher*innen fördern. Webseite: https://www.erfahrungsfeld.de/index.php
Zeche Zollverein Schacht 4/5/11 liegt nordöstlich von Schacht XII. Die Gebäude nutzt das ZukunftsZentrumZollverein Triple Z (Webseite: http://www.triple-z.de/). Das Foto zeigt die erhaltenen Gebäude der Zeche Zollverein Schacht 4/5/11 (oberhalb der Straße, die von der linken unteren Bildecke nach rechts oben führt). Nordöstlich befinden sich die Trabrennbahn Gelsenkirchen und die Halde Zollverein 4/11.
Warum ist die Zeche Zollverein UNESCO-Weltkulturerbe?
Die UNESCO hat im Jahr 2001 den „Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen“ zur Weltkulturerbestätte erklärt, weil zwei von sechs Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind (Übersetzung durch das Auswärtige Amt):
„Kriterium (ii): Der Industriekomplex Zeche Zollverein XII ist ein außergewöhnliches Industriedenkmal: Seine Gebäude sind herausragende Beispiele für die Anwendung der Gestaltungskonzepte der klassischen Moderne in der Architektur in einem gänzlich industriellen Kontext.
Kriterium (iii): Die […] Anlagen von Zollverein XII stehen für einen entscheidenden Zeitraum in der Entwicklung der traditionellen Schwerindustrien in Europa, die durch die gleichzeitige Entstehung und Anwendung der qualitativ außergewöhnlichen Architektur der klassischen Moderne gestärkt wurde.“ (Hervorhebung nicht im Original. Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2256584/7a99087ff44cc680477625f56547f9a3/25-zeche-zollverein-data.pdf)
Zeche Zollverein: Informationen für Besucher*innen
Öffnungszeiten Ruhr.Visitorcenter Essen
Monat
Tag
Uhrzeit
Januar – Dezember
täglich
10:00 – 18:00
Geschlossen: 24., 25. und 31. Dezember
Öffnungszeiten Red Dot Design Museum
Monat
Tag
Uhrzeit
Januar – Dezember
Dienstag – Sonntag, feiertags
11:00 – 18:00
Geschlossen: 24., 25. und 31. Dezember
Öffnungszeiten Ruhr-Museum
Monat
Tag
Uhrzeit
Januar – Dezember
Montag – Sonntag
10:00 – 18:00
Geschlossen: 24., 25. und 31. Dezember
Öffnungszeiten Phänomania Erfahrungsfeld
Monat
Tag
Uhrzeit
Januar – Dezember
Montag – Freitag
09:00 – 18:00
Januar – Dezember
Samstag, Sonntag, feiertags
10:00 – 18:00
Geschlossen: 24., 25. und 31. Dezember
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UNESCO-Welterbe in der Nähe der Zeche Zollverein
Der Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen zählt zum
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