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Hamburger Rathaus. Im Zeichen des Phönix
Hamburger Rathaus. Überblick
Wie Phönix aus der Asche erhob sich Hamburg aus Glut und Rauch des Großen Stadtbrandes von 1842. Das bedeutendste Wiederaufbauprojekt war das Hamburger Rathaus: politisches Machtzentrum der Hansestadt Hamburg, prächtiger Stadtpalast und Veranstaltungsort des ältesten Festmahls der Welt.
Von der Stadtgeschichte erzählen nicht nur zahllose Statuen von Kaisern, Heiligen und Persönlichkeiten, sondern auch ein Vogel der griechischen Mythologie: Phönix, der aus seiner eigenen Asche wiedergeboren wurde, – ein Symbol für die Wiedergeburt Hamburgs nach dem Großen Brand. Dem Vogel Phönix begegnet man am Hamburger Rathaus außen und innen.
Entstehung
Das Rathaus wurde 1886 bis 1897 nach den Entwürfen des sogenannten „Rathausbaumeisterbundes“ (eine Gruppe mehrerer Architekten unter der Führung Martin Hallers) erbaut. Haller war auch für die Planung eines wirtschaftlichen Großprojektes verantwortlich: Hamburgs erstes Kontorhaus, der Dovenhof.
Der Bau des Hamburger Rathauses war notwendig geworden, da der Stadtbrand von 1842 das mittelalterliche Rathaus an der Trostbrücke zerstört hatte.
Hamburger Rathaus von außen
Fassade am Rathausmarkt
Die Fassadenfiguren in den Nischen zwischen den Fenstern stellen deutsche Kaiser dar, die Büsten auf den Fenstergiebeln repräsentieren Berufe, z. B. Fischer, Schiffer und Kaufmann (die ersten drei Büsten von links nach rechts). Der Bäcker ist am Kuchen zu erkennen. Die Figuren auf dem Dach sind Schutzheilige Hamburger Kirchen. Giebelbekrönte Risalte betonen die Gebäudeecken, die Mitte wird hervorgehoben durch den 112 Meter hohen Rathausturm.
Rathausturm
Anders als bei den Rathäusern der benachbarten Hansestädte, Bremen und Lübeck, überragt ein hoher Turm das Hamburger Rathaus. Der Rathausturm dominiert die Stadt in zweifacher Hinsicht:
Der hohe Turm ist weithin sichtbar, er prägt zusammen mit den Kirchtürmen das Stadtbild. Die politische Macht – und die finanzielle Potenz der Bürger finden in dem Rathausturm allerdings nicht nur ihren sichtbaren Ausdruck.
Viele Rathaustürme besitzen ein weithin hörbares Glockenspiel (Carillon; siehe Nikolaikirche). Auch im Hamburger Rathausturm ist eine Glockenstube (3D) eingerichtet. Typisch für Hamburgs Klangbild waren und sind die Hafengeräusche, vor allem seit die Schiffe mit dem 1851 erfundenen Nebelhorn ausgestattet waren.
Verkündigungsbalkon
Der Turm nimmt im Erdgeschoss den Haupteingang auf, darüber befindet sich der Verkündigungsbalkon (3D). Solche Balkone sind bei Rathäusern in ganz Deutschland anzutreffen, sie ermöglichten in Zeiten, als es noch kein Radio oder Internet gab, zu den Bürger*innen zu sprechen. Die erhöhte Position und die Rathauswand erleichterten die Schallausbreitung. Inzwischen ist die akustische Funktion in den Hintergrund getreten, Verkündigungsbalkone dienen nun bei besonderen Anlässen dem Zur-Schau-Stellen von Personen oder auch der Beflaggung (Siehe unten.). Oberhalb des Balkons das Mosaik der Hammonia, die Allegorie der Stadt Hamburg.
Phönixlaube
Darüber ragt ein kleinerer Balkon hervor: die Phönixlaube, gut erkennbar an dem Vogel, der auf dem Segmentbogen oberhalb der Balkontür seine Schwingen ausbreitet. Der Phönix ist ein Werk von Aloys Denoth, der auch die Figuren oberhalb der Fenster im Hauptgeschoss entworfen hat. Im Unterschied zum Balkon dient die Phönix-Laube vor allem der visuellen Kommunikation, nämlich dem Flagge-Zeigen. Speziell für das Hamburger Rathaus sieht das Protokoll der Bundesregierung folgende Beflaggungsregel vor:
Bei Beflaggung wird aus der Laube des Rathauses die Staatsflagge, vom Balkon die Europaflagge gesetzt. (Link)
Mit „Laube“ ist die Phönix-Laube, mit „Balkon“ der Verkündigungsbalkon gemeint. Die Flaggen verkünden durch Voll- oder Halbmast – tatsächliche oder inszenierte – Freude und Trauer, aber auch besondere Anlässe, z. B. Wahltage.
Turmuhr und Glockenstube
Die folgenden Geschosse dienen der Zeitangabe. Die Zeiger der Turmuhr geben die Uhrzeit minutengenau an, die Glocken verkünden die Uhrzeit lediglich viertel- bzw. halbstündlich. Außerdem ergänzten die Glocken die Beflaggung, denn zu feierlichen Anlässen oder in Notzeiten wurden auch Glocken geläutet.
Hamburger Rathaus (Innenraum)
Halle im Erdgeschoss
Tritt man vom Rathausmarkt durch das Portal, gelangt man in eine dreischiffige Halle (3D) mit 16 Rundpfeilern, die ein Sterngewölbe tragen. An den Schmalseiten schließen sich links die Bürgerschaftstreppe und rechts die Senatstreppe an, die in das Obergeschoss führen. Das Foto zeigt die Halle von der Senatstreppe aus. Links liegt der Rathausmarkt, rechts der Innenhof. (Werfen Sie auch einen Blick in die Skulpturenkammer im sonst unzugänglichen Keller: 3D.)
Obergeschoss
Im Obergeschoss befinden sich unter anderem die Räume für die politischen Institutionen:
- Der Plenarsaal, wo die Hamburgische Bürgerschaft tagt, befindet sich an der südlichen Schmalseite (an der Großen Johannisstraße).
- Die Ratstube, wo der Senat zusammenkommt, nimmt an der entgegengesetzten Schmalseite (im Norden) einen fensterlosen Raum ein.
- Das Bürgermeisteramtszimmer befindet sich an der Nordecke des Rathauses.
In der Gebäudemitte erstreckt sich der Große Festsaal. Der Phönixsaal (3D) ist ein kleiner Saal zwischen Turm und Nordrisalit. An den großen Brand erinnern zwei zusammengeschmolzene Silberbarren; eine Karte, die das Brandgebiet zeigt, und Phönix, der über dem Hammona-Gemälde thront. In dem Phönix-Saal finden einmal monatlich Trauungen statt. Einen Grundriss des Hamburger Rathauses findet man hier: https://i.pinimg.com/originals/3b/c0/0b/3bc00b59f72e9bae472ac0324fd2d525.jpg
Plenarsaal: Zentrum der Politik
Das Hamburger Rathaus ist politisches Zentrum der Freien und Hansestadt Hamburg und eines der Wahrzeichen der Stadt. Das Gebäude ist Sitz der Bürgerschaft und des Hamburger Senats. Bis 1996 war die Bürgerschaft ein Kuriosum unter den Landesparlamenten: Das Abgeordnetenmandat galt als reines Ehrenamt (seitdem als Nebentätigkeit).
Großer Festsaal
Der Große Festsaal ist mit einer Fläche von 720 m² der größte Raum des Rathauses. Einmal jährlich, am 24. Februar, findet im Festsaal die Matthiae-Mahlzeit statt, das älteste Festmahl der Welt, zu dem zahlreiche ausländische Gäste eingeladen werden. Die Tradition reicht bis in das Jahr 1356 zurück.
Die riesigen Wandgemälde hat der Maler Hugo Vogel (1855-1934) 1902 bis 1909 angefertigt. Sie beziehen sich auf die Geschichte Hamburgs. Die drei Gemälde auf dem Foto zeigen (von links nach rechts): Bischof Ansgar, der die Heiden bekehrt; den Hamburger Hafen in der Hansezeit; den Hamburger Hafen der Gegenwart.
Kaisersaal
Der zweitgrößte Saal ist der Kaisersaal. Links hat man Ausblick auf den Rathausmarkt, die zwei Türen geradeaus führen in den Bürgersaal. Durch die Tür rechts gelangt man zum Foyer. Eine zweite Tür (außerhalb des rechten Bildrandes) führt zum Festsaal. Im Rücken befindet sich der Turmsaal des Rathausturms.
Innenhof des Hamburger Rathauses
Rathaus-Fassade
Auch die Fassade am Innenhof ist mit Skulpturen reich geschmückt. Die sechs Figuren in den Nischen am Innenhof stellen Bischöfe und Herrscher dar, die für Hamburgs Geschichte bedeutend waren, u. a. den heiligen Ansgar, Hamburgs erster Bischof.
Hinter den Fenstern befindet sich der Große Festsaal.
Hygieia-Brunnen
Der Hygieia-Brunnen erfüllt den Innenhof des Rathauses im Sommer mit einem kontinuierlichen Rauschen; ein Geräusch, das so natürlich wie ein Wellenrauschen klingt, obwohl der Ursprung (Brunnen und Wasserpumpe) genauso künstlich ist wie das Glockengeläut im Rathausturm. Es handelt sich um einen Dreischalenbrunnen aus Granit, den Joseph von Kramer 1896 entwarf. Auf dem Brunnenstock steht Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit. Zu ihren Füßen ein Drache, der die überwundene Cholera symbolisiert.
Der Hygieia-Brunnen erinnert an die Cholera-Epidemie, die 1892 in Hamburg wütete. Nachdem die Cholera erfolgreich bekämpft worden war, entschloss man sich zu städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen und zur Errichtung dieses Brunnens. Die Gitter im Brunnensockel verschließen die Ansaugrohre der Klimaanlage des Rathauses. Durch das Brunnenwasser wird die Luft im Sommer befeuchtet und gekühlt.
Hamburger Rathaus & Weltkulturerbe
Das Hamburger Rathaus ist nicht das einzige, das einen Rathausturm besitzt. Viele belgische und nordfranzösische Rathäuser haben einen Turm, von denen gut 50 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Belfriede in Belgien und Frankreich“ zählen, u. a. der Rathausturm in Brügge (Webseite: http://whc.unesco.org/en/list/943). Viele dieser Türme besaßen ein Geläut. Allerdings war beim Bau des Hamburger Rathausturms im 19. Jahrhundert die Geräuschkulisse der Stadt eine andere als bei den meist mittelalterlichen Türmen Belgiens und Nordfrankreichs. Unten das Bremer Rathaus – ohne Turm, aber ebenfalls UNESCO-Welterbe.
Hamburger Rathaus besuchen
Informationen zum Hamburger Rathaus
- 3D-Tour durch das Hamburger Rathaus (www.rathaus-3d.hamburg.de)
- Barrierefreier Rundgang durch die Altstadt mit Zwischenstation Rathaus (www.barrierefreieshamburg.de/rundgang/altstadt.html)
Kontakt
- Adresse: Landesbetrieb RathausService, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg
- Internet: www.hamburg.de/rathaus
- Telefon: 040 42831-2010
- Fax: 040 42831-5008
- Mail: rathausservice@sk.hamburg.de
Öffnungszeiten
- Montag – Freitag: 07.00 – 19.00 Uhr;
- Samstag: 10.00 – 18.00 Uhr;
- Sonntag: 10.00 – 17.00 Uhr
Führungen
Das Hamburger Rathaus und der Innenhof sind frei zugänglich. Es werden halbstündlich Führungen angeboten; für die monatlich staffindenden Führungen in plattdeutscher Sprache ist eine telefonische Anmeldung erforderlich: (040) 428 31-2064 (von 9.00 bis 17.00 Uhr).