Schweiz Rundfahrt zum UNESCO-Welterbe
Schweiz Rundfahrt zum UNESCO-Welterbe. Überblick
Die Schweiz Rundfahrt zum UNESCO-Welterbe führt im Uhrzeigersinn zu den 13 Welterbestätten in der Schweiz (markiert mit einem Sternchen (*); Stand 2021). Startpunkt ist St. Gallen, das dem Dreiländereck am Bodensee am nächsten ist. Die Rundfahrt besteht aus folgenden Abschnitten:
- Die Ostroute (3 Welterbestätten, 1 Biosphärenreservat) führt von St. Gallen durch die Ostschweiz bis Müstair an der schweizerisch-österreichischen Grenze. Diese Route bietet sich an für eine Weiterfahrt zum Welterbe in Österreich.
- Die Südroute (5 Welterbestätten) führt von Müstair westwärts durch die Südschweiz und teilweise über italienisches Staatsgebiet. Ziel ist der Genfersee. Diese Route ist auch kombinierbar mit einer Weiterfahrt zum Welterbe in Italien (z. B. Mailand) oder im Rhonetal (z. B. Lyon oder Avignon).
- Die Westroute (5 Welterbestätten) führt vom Genfersee durch die Westschweiz über Lausanne nach Bern.
- Die Nordroute (2 Welterbestätten, 1 Biosphärenreservat) macht einen Abstecher in den Norden und führt von Bern über Luzern und den Zürichsee zurück nach St. Gallen.
Schweiz Rundfahrt I. Ostschweiz
Stiftsbezirk St. Gallen *
Der Klosterbezirk St. Gallen befindet sich mitten in der Stadt St. Gallen. Sie ist die Hauptstadt des Kantons St. Gallen. Das Kloster wurde 719 gegründet und 1805 aufgelöst. St. Gallen ist bekannt für die Stiftsbibliothek. Sie ist die älteste Bibliothek der Schweiz und beherbergt wertvolle Manuskripte, das älteste Buch in deutscher Sprache, der Codex Abrogans (8. Jh.) oder den St. Galler Klosterplan.
Das Foto links zeigt das Kloster St. Gallen aus der Vogelperspektive mit Blick nach Norden. Östlich der barocken Stiftskirche (erbaut 1755-66) erstreckt sich der große Klosterhof (In den Gebäuden sind u.a. Kantonsgericht, -parlament und -regierung untergebracht). Südlich der Kirche befinden sich die Klosterschule und die berühmte Klosterbibliothek.
Webseite: http://whc.unesco.org/en/list/268
Vom Kloster St. Gallen geht es weiter nach Glarus (GL; 12.500 Einw.). Dort erstreckt sich das Weltnaturerbe „Tektonikarena Sardona“:
Tektonikarena Sardona *
Bei Glarus (12.500 Einw.) liegt die Glarner Hauptüberschiebung, die unter dem Namen „Tektonikarena Sardona“ als Weltnaturerbe eingetragen ist. Eine ältere Gesteinssschicht (260-300 Mio. Jahre) hat sich über eine jüngere geschoben (35 – 50 Mio. Jahre). Webseite: http://www.geopark.ch/
Von Glarus führt die Schweiz Rundfahrt zunächst nordwärts bis Ziegelbrücke am Walensee. Dann fährt man am Südufer des Sees entlang Richtung Südosten. Bei Sargans erreicht man das Rheintal. Wir fahren stromaufwärts bis zum Ort Landquart, der am gleichnamigen Fluß liegt. Auf der Hauptstraße 28 können wir durchfahren bis Müstair. Allerdings lohnt der einzige aktuelle Welterbe-Kandidat der Schweiz einen Abstecher: die Salginatobelbrücke.
Salginatobelbrücke (Abstecher)
Bei Schliers verlassen wir die Hauptstraße 28 und fahren ostwärts auf die Schuderserstraße, die bergauf zum Weiler Schuder führt. Dabei überqueren wir die 132 m lange Salginatobelbrücke. Sie wurde 1930 nach Plänen von Robert Maillard erbaut. Die Stahlbetonbrücke gilt als ingenieurstechnisches Meisterwerk (Karte mit Bauwerken Maillarts). Einen guten Blick auf den Welterbe-Kandidaten hat man von einem Aussichtspunkt südlich der Brücke. Man erreicht ihn, indem man nach Überqueren der Brücke rechts abbiegt und einen Fußweg hinabsteigt.
Zurück in Schliers geht es auf der Hauptstraße 28 weiter. An der Strecke liegt u. a. der Wintersportort Davos.
Vereinatunnel Selfranga
Die Salginatobelbrücke ist nicht das einzige technische Meisterwerk in der Schweiz. Nach der Brücke folgt der längste Meterspur-Eisenbahntunnel der Welt. Der 1999 eröffnete Vereinatunnel ist 19 km lang und führt in Nord-Süd-Richtung von Selfranga im Norden nach Sagliains und Susch. Über den Flüelapass (Passhöhe 2383 m) fährt man von Selfranga bis Susch 34 km.
Nach der Passüber- oder der Tunneldurchquerung blickt man südostwärts bereits auf eine Exklave des Schweizer Nationalparks. Er ist ein Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Biosfera Engiadina Val Müstair:
Biosfera Engiadina Val Müstair
Das UNESCO-Biosphärenreservat liegt im Ostschweizer Kanton Graubünden. Es bestand zunächst nur aus dem Schweizerischen Nationalpark (170 km², Webseite: https://www.nationalpark.ch/de/). Das Biosphärenreservat wurde erweitert um das südöstlich angrenzende Münstertal (Biosfera Val Müstair, 199 km²). Webseite: http://www.biosfera.ch/
Dort befindet sich das UNESCO-Weltkulturerbe St. Johann.
Bendiktinerinnenkloster St. Johann *
Das Benediktinerinnenkloster St. Johann (Claustra Son Jon) befindet sich im Ostschweizer Kanton Graubünden, und zwar am Nordrand der Gemeinde Müstair (760 Einw.) im Münstertal. Das Kloster wurde in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründet. Aus dieser Zeit haben sich zwei Bauten erhalten:
- die Heiligkreuzkapelle mit der ältesten Balkendecke Europas;
- die Klosterkirche mit dem größten Freskenzyklus der Karolingerzeit (135 Szenen, um 785-795).
Das Foto oben zeigt Kloster St. Johann mit Blick nordwärts: rechts die Heiligkreuzkapelle in der Südwestecke des Friedhofs, im Hintergrund die Klosterkirche, deren Satteldach einen zinnenbekrönten Wohnturm (Plantaturm, erbaut um 960) verbirgt. Im Gebäude links des Kirchturm befindet sich das Klostermuseum. Dahinter liegen zwei Innenhöfe und ein ummauerter Garten. Der südliche Torturm (um 1500) links führt in den Wirtschaftshof; direkt daneben liegt Müstair, die östlichste Gemeinde der Schweiz. Hier spricht man Rätoromanisch. http://www.muestair.ch/
Schweiz Rundfahrt II. Südschweiz
Wir fahren auf der Hauptstraße 28 zurück bis Zernez und fahren dann durch das Inn-Tal auf der Hauptstraße 27 nach Südwesten bis Sankt Moritz. Zu den Sehenswürdigkeiten im Tal zählt der Ort Zuoz (1200 Einw.; http://www.zuoz.ch/). Die westliche der zwei Inn-Brücken von Zuoz ist ebenfalls ein Entwurf von Robert Maillart.
Rhätische Bahn *
Im Südosten der Schweiz (Kanton Graubünden) und in Norditalien liegt das transnationale UNESCO-Welterbe „Rhätische Bahn in der Albula/Bernina-Landschaft“. Es handelt sich um zwei Schmalspurbahnlinien (Spurweite 1 m):
- die 62 km lange Albulalinie (Bau 1898-1903) verbindet Thusis mit dem Wintersportort St. Moritz.
- die 61 km lange Berninabahn (Bau 1908-10) führt von St. Moritz zur italienischen Stadt Tirano. Das Foto links zeigt das Wahrzeichen der Berninabahn: das Kreisviadukt von Brusio. Die Bahn erreicht hier die Maximalneigung von 7%. Webseite: http://www.rhb.ch/
Von Sankt Moritz fahren wir mit der Berninabahn bis Tirano. Dann geht es – auf italienischem Staatsgebiet – westwärts durch das Tal der Adda. Sie mündet in den Comer See. An dessen Nordufer fahren wir bis Croce/Menaggio und gelangen dann westwärts zum Luganer See mit dem Monte San Giorgio.
Monte San Giorgio *
Ein weiteres transnationales Weltnaturerbe ist der Monte San Giorgio. Der 1097 m hohe Berg liegt am Südufer des Luganersees im Kanton Tessin; der südwestliche Teil liegt in Italien. In fünf Schichten, darunter einer rund 16 m dicken Grenzbitumenschicht, haben sich zahlreiche gut erhaltene Fossilien von Pflanzen und Meerestieren erhalten. Sie lebten vor rund 180 bis 240 Millionen Jahren in der Trias-Zeit. Ein Beispiel ist der 2,5 m lange Ticinosuchus (= Tessin-Krokodil; siehe Foto links). Im Tessiner Dorf Meride, südlich des Monte San Giorgio, befindet sich ein kleines Fossilienmuseum des Monte San Giorgio, das der italienische Architekt Mario Botta umgebaut hat (Webseite: http://www.montesangiorgio.org/de/Musei/Museo-dei-Fossili-di-Meride.html). Funde vom Monte San Giorgio sind auch im Paläontologischen Museum Zürich ausgestellt.
Nördlich des San Giorgio, im Dorf Montagnola, lebte von 1919-62 der Schriftsteller Hermann Hesse (Nobelpreis für Literatur 1946), an den ein Museum erinnert (https://www.hessemontagnola.ch/).
Vom Luganer See kann man nach Norden oder nach Süden fahren:
- Im Süden liegt Italien mit Mailand und den Städten der Po-Ebene.
- Im Norden liegt das Welterbe der Schweiz. Die nächste Welterbestätte ist nicht weit: die drei Burgen von Bellinzona.
Drei Burgen von Bellinzona *
Bellinzona (43.300 Einw.) liegt im Tessin-Tal und ist Hauptort des grenznahen Kantons Tessin. Adelige aus Mailand und Como ließen die drei Burgen von Bellinzona erbauen: Castelgrande (13. Jh., siehe Foto links), Castello di Montebello (spätes 13. Jh.) und Castell di Sasso Corbaro (1479-82). Wer Bellinzona beherrschte, kontrollierte mehrere wichtige Alpenquerungen: den St. Gotthard-Pass (Nordwesten; heute N2), den San-Bernardino-Pass (Nordosten; heute N13) und mehrere heute unbedeutendere Pässe. Das Foto oben zeigt mit Blick nach Nordwesten im Vordergrund die kleinste Burg (Castell di Sasso Corbaro), in der Bildmitte Castello di Montebello, links oberhalb Castelgrande. Webseite: http://www.bellinzonaunesco.ch/castelliunesco/de/
Loganotal * (Alte Buchenwälder I); Abstecher
Schweiz ist an dem transnationalen Weltnaturerbe mit zwei Buchenwäldern beteiligt: darunter der Wald im Logano-Tal (8 km²) im Südostschweizer Kanton Tessin. Es ist benannt nach dem Dörfchen Lugano (190 Einw.); durch das Tal fließt der Fluß Maggia. Man erreicht dieses Tal von Locarno her; die Straßen sind Sackgassen. Das Tal erstreckt sich nach Nordwesten. Webseite: http://www.maggia.ch/
Tessintal und Gotthard-Basistunnel
Vom Bellinzona fahren wir flussaufwärts im Tessintal, das sich in einer langen Kurve nach Westen wendet. Vom Tessintaltal führt der Gotthard-Basistunnel (erbaut 1999-2016) nordwärts. Er ist 57 km Länge der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er endet südlich des Vierwaldstättersees im Reusstal (siehe Foto). Der Tunnel bietet die Möglichkeit, die Schweizrundfahrt etwa auf halber Strecke abzukürzen bzw. wiederaufzunehmen. Einen Reiseführer über den Gotthard schrieb 1897 der Schweizer Carl Spitteler, der 1919 den Nobelpreis für Literatur erhielt (allerdings nicht für den Reiseführer (Digitalisat)).
Am Ende des Tessintals (Val Bedretto) wechseln wir am Nufenenpass (Passhöhe 2439 m) in das nördlich gelegene Rotten-Tal. Der „Rotten“ ist im deutsprachigen Wallis der offizielle Name für den Fluß Rhone. Die Schweiz Rundfahrt folgt dem Fluss nach Westen bis zum Genfer See. Nördlich von Brig-Glis (13.100 Eiw.; sehenswert: Stockalperschloss) liegt das Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.
Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch *
Südöstlich von Bern liegt die Gebirgsgruppe Berner Alpen. Höchster Berg ist der Finsteraarhorn (4273 m). Das 824 km² große Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch liegt im Ost der Berner Alpen und ist benannt nach einem Berg und einem Gletscher:
- Die Jungfrau (4158 m) bildet mit den Nachbarbergen Eiger (3967 m) und Mönch (4107 m) das Dreigestirn (siehe Foto oben). Zwischen Jungfrau und Mönch liegt das Jungfrauenjoch mit Eispalast, Sphinx-Observatorium und dem höchstgelegenen Bahnhof Europas (3454 m; http://www.jungfrau.ch/).
- Der Aletschgletscher ist mit rund 22 Kilometern der längste und mit 78 km² der größte Gletscher der Alpen. Er liegt südwestlich der Jungfrau und fließt süd- und dann westwärts, wo er den Aletschwald erreicht. Das Besuchsinformationszentrum des Welterbes befindet sich in der nahen Villa Cassel (1900-02) in Riederalp. Webseite: https://www.pronatura-aletsch.ch/
Die Rhone mündet in den Genfersee, durchfließt ihn und zieht dann – vorbei an zahlreichen Welterbestätten – durch Frankreich, wo sie westlich von Marseille in das Mittelmeer mündet.
Weinbergterrassen von Lavaux *
Das Weinanbaugebiet Lavaux liegt im Kanton Waadt (französischsprachige Westschweiz). Zwischen Lausanne (im Westen) und der Wasserburg Château de Chillon (12. Jh.; http://www.chillon.ch/de/) am Nordostufer des Genfersees erstrecken sich auf einer Länge von 30 Kilometern über 800 Hektar Rebflächen. Angebaut wird vor allem die Weißweinsorte Gutedel, die in der Schweiz „Chasselas“ heißt. Sie hat vielleicht sogar ihren Ursprung im Lavaux. Zumindest kann die Weinregion auf rund 1000 Jahre Weinanbau zurückblicken. Die Eintragung in die Welterbeliste ist v. a. dem Schweizer Aktivisten Franz Weber zu verdanken (http://www.ffw.ch/de/). Webseite: https://www.region-du-leman.ch/de/Z9278/lavaux-unesco-weinberg-in-terrassenform
Das architektonische Werk von Le Corbusier - ein herausragender Beitrag zur "Modernen Bewegung" *
Der Schweizer Architekt Le Corbusier kam 1887 in der Welterbestätte La Chaux-de-Fonds zur Welt. Er entwarf Gebäude in der ganzen Welt: in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland, später auch in den USA, in Indien und Japan. 14 wurden von der UNESCO für das Welterbe ausgewählt, davon liegen zwei in der Schweiz:
- die Villa Le Lac (1923-24) steht am Nordufer des Genfersees in Corseaux (2.300 Einw.)
- das Maison Clarté (1930-32) befindet sich in der Genfer Innenstadt. Webseite: https://www.villalelac.ch/
Schweiz Rundfahrt III. Westschweiz
Von Lausanne führt die Schweiz Rundfahrt nordwärts weiter zum Neuenburgersee (218 km²). Auf dem Weg dorthin lohnt ein Besuch in Freiburg/Fribourg (38.000 Einw.). Das mittelalterliche Zentrum liegt (wie das von Bern) an einer Flussschlaufe und is sehr gut erhalten.
Prähistorische Pfahlbauten in der Schweiz *
Das UNESCO-Weltkulturerbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ umfasst insgesamt 111 Fundorte in den Alpenländern, darunter 56 in der Schweiz. Die Seen mit den meisten Fundorten sind Neuenburgersee (13), Zürichsee (9) und Genfersee (6). Der größte Teil der Relikte ist unterirdisch verborgen.
In Gletterens (1.100 Einw.) hat man eine Pfahlbausiedlung rekonstruiert. D Webseite: http://www.village-lacustre.ch/
Laténium
Wenige Kilometer weiter nördlich am Ufer des Neuenburgersees liegt eine weitere bedeutende Fundstelle: La Tène. Sie gab der Latène-Zeit den Namen. Es handelt sich um die vorrömische Eisenzeit der Kelten (von den Römern „Gallier“ genannt). Die Latène-Kultur entstand um ca. 450 v. Chr. und wurde nach der Eroberung Galliens durch Caesar (58-51 v. Chr.) durch die römische geprägte Kultur abgelöst. Ein bekannter keltischer Stamm waren die Helvetiker; der bekannteste Anführer war Divico, ein Zeitgenosse Caesars. Über die Funde informiert das Museum Laténium am Hafen von Hauterive. Beim Museum befindet sich ein archäologischer Park mit mehreren Rekonstruktionen (siehe Foto). Webseite: https://latenium.ch/
Von der Nordspitze des Neuenburgersees können wir über Neuenburg einen Abstecher nach Westen zum Jura machen. Dort liegen La Chaux-de-Fonds und Le Locles.
Neuenburg
In Neuenburg lebte der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt, an den das Centre Dürrenmatt erinnert (https://www.cdn.ch/). Im „Museum für Kunst und Geschichte Neuenburg“ (https://www.mahn.ch/de/) sind die Jaquet-Droz-Automaten sehenswert. Der Uhrmacher Jaquet Droz aus La-Chaux-de-Fonds fertigte 1770-74 die drei Androiden an. Der Schreiber kann jeden beliebigen Text (soweit er auf einer Nockenwelle gespeichert ist) schreiben; die Organistin kann fünf Melodien spielen und der Zeichner vier Motive anfertigen.
La Chaux-de-Fonds *, Le Locles * (Abstecher)
Im Schweizer Jura, im Grenzegebiet zu Frankreich, liegt La Chaux-de-Fonds (37.500 Einw.). La Chaux-de-Fonds war zunächst ein Dorf, in dem man Spitzen und Uhren herstellte. Nach einem Brand 1794 baut man den Ort nach Plänen von Moïse Perret-Gentil wieder auf (auf der Karte links dunkle Flächen). Ab 1835 folgt ein weiterer Ausbau mit einem rechtwinkligen Straßenraster (Entwurf: Charles-Henri Junod). In La Chaux-de-Fonds kam 1887 der Architekt Le Corbusier zur Welt. Webseite: http://www.chaux-de-fonds.ch/
Weiter südlich liegt Le Locle (11.000 Einw.) in einem Talkessel am Flüsschen Bied. Le Locle ist die Keimzelle der Schweizer Uhrenindustrie, wurde aber später von La Chaux-de-Fonds überflügelt. Charles-Henri Junod entwarf auch für Le Locle ein recheckiges Straßenraster. Eine Besonderheit sind die europaweit einzigartigen Höhlenmühlen von Le Locle (https://www.lesmoulins.ch/). Webseite: http://www.lelocle.ch/
Nächstes Ziel ist Bern, rund 40 Kilometer östlich der Nordspitze des Neuenburgersees gelegen.
Altstadt von Bern *
Basel wurde 1191 von den Zähringern gegründet und übt seit 1848 die Funktion einer Hauptstadt aus. (Die Schweiz hat offiziell keine Hauptstadt.) Die Altstadt liegt auf einem Bergrücken in der Flussschlaufe der Aare. Das Foto oben zeigt den Blick vom Berner Münster westwärts auf die Münstergasse. Am oberen Bildrand steht der Torturm „Zytglogge“ (= Zeitglocke(nturm)), erbaut 1218-20. Das Foto links – mit Blick nach Westen – zeigt die Lage der Berner Altstadt in der Aareschleife. Links oberhalb der Nydeggbrücke liegt der Stadtteil Matte, auf dem Bergrücken folgen nach Westen das Weiße, Grüne, Gelbe und Rote Viertel. Webseite: http://bern-altstadt.ch/
Schweiz Rundfahrt IV. Nord- und Mittelschweiz
Bettlachstock * (Alte Buchenwälder II), (Abstecher)
Nördlich von Bern und westlich von Solothurn liegt der Wald am Bettlachstock (1,95 km²). Der Bettlachstock ist ein 1298 m hoher Berg nördlich von Bettlach. Die Kernzone erstreckt sich vom Bettlachstock nach Westen und Osten hinaus. Markant ist die Wandflue, eine 2,5 km lange Steilwand, die vor über 12.000 Jahren durch einen Bergsturz entstand.
Von Bern führt die Hauptstraße 10 bzw. die parallel Eisenbahnlinie nach Luzern. Dabei durchqueren wir das UNESCO-Biosphärenreservat Entlebuch.
Entlebuch
Das 397 km² UNESCO-Biosphärenreservat Entlebuch ist das Tal der Kleinen Emme* bei der Gemeinde Entlebuch (3.300 Einw.; zwischen Bern und Luzern). Sehenswert sind die Karstlandschaft Schrattenflueh und die zahlreichen Moore. Aus der Region stammt der Entlebucher Sennenhund. Webseite: https://www.biosphaere.ch/de/
* Die Kleine Emme ist nicht zu verwechseln mit der (Großen) Emme. Diese entspringt südlich des Entlebuch, ist kurz Grenzfluss des Biosphärenreservats Entlebuch und fließt nordwärts durch das Emmental.
Luzern
Bei Emmen (31.000 Einw.) mündet die Kleine Emme in die Reuss. Diese durchfließt Luzern (82.000 Einw.) nordwärts; zuvor hat sie den Vierwaldstättersee durchquert. Das Foto zeigt mit Blick nach Osten die Altstadt von Luzern. Im Vordergrund die Reuss, im Hintergrund der Vierwaldstättersee. Bei der Einmündung steht Europas älteste Holzbrücke: die 204 m lange Kappelbrücke (erbaut 1332) führt am Wasserturm (1300) vorbei über die Reuss. 148 dreieckige Bilder zieren den Dachraum der Brückensegmente.
Von Luzern fahren wir weiter zum Zürichsee. Dort befindet sich ebenfalls eine moderne Brücke – und Spuren einer Brücke, die fast 3000 Jahre älter ist als die Kappelbrücke.
Zürichsee: Prähistorische Holzbrücke Rapperswil–Hurden *
Das Welterbe „Prähistorische Siedlungen“ ist am Zürchsee mehrfach vertreten. Eine außergewöhnliche Fundstelle erstreckt sich auf dem Grund des Zürichsees (Kantone Schwyz und Sankt Gallen): bereits um 1525 v. Chr. überquerte eine ca. fünf Meter breite Holzbrücke den sichelförmigen Zürichsee (90,1 km²). Sie verband zwei prähistorische Siedlungen (Freienbach-Hurden-Rosshorn am Südufer und mit Rapperswil-Jona am Nordufer). Von 2000 bis 2001 errichtete man einen neuen Holzsteg, der 841 m lang und nur 2,4 m breit ist. Er folgt streckenweise dem Verlauf der prähistorischen Brücke, ist allerdings keine 1:1-Rekonstruktion, da neben Eichenbohlen auch 61 Tonnen Stahl verbaut wurden.
Wil
Vom Zürichsee führt die Schweiz Rundfahrt nach Osten. Über Zürch und Winterthur (113.000 Einw) erreichen wir zunächst die Äbtestadt Wil SG (24.000 Einw.) am Fluß Thur. Dort residierten die Fürstäbte zu St. Gallen über 500 Jahre im Hof zu Wil. Inzwischen nutzt die Stadt Wil das Gebäude u.a. für das Stadtmuseum (Webseite: https://www.hofzuwil.ch/aktivitaeten/stadtmuseum).
Nächste Station ist Kloster St. Gallen, wo die Schweiz Rundfahrt endet.
UNESCO-Welterbe in der Nähe der Schweiz
- Baden-Württemberg: Höhlen und Eiszeitkunst im Schwäbischen Jura, Klosterinsel Reichenau im Bodensee