Lorsch Rundgang zum UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch
Lorsch Rundgang. Überblick
Der Lorsch Rundgang führt zum UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch und Altenmünster sowie zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt Lorsch.
Der Lorsch Rundgang (Link zum Routenplaner) hat eine Länge von etwa 4,2 Kilometern und dauert etwas mehr als eine Stunde (bei einer Gehgeschwindigkeit von 4 km/h). Der Besuch von Museen, Cafés etc. ist nicht eingerechnet. Das Gelände ist flach, das Kloster Lorsch liegt allerdings auf einem Hügel.
Karte Lorsch
Vom Bahnhof zum Kloster Lorsch
Bahnhof Lorsch
Der Lorsch Rundgang startet an einem Denkmal: dem Lorscher Bahnhof, der 1869 eröffnet wurde und Haltestelle der Nibelungenbahn war. Wir verlassen den Bahnhof und biegen links (nach Osten) ab. Am Ende der Lindenstraße biegen wir rechts in die Bahnhofstraße.
Bahnhofstraße
Mehrere Häuser stehen unter Denkmalschutz (Nr. 1, 4, 11, 13, 18, 25, 30, 41 und 48).
Nr. 18. Der Oberforstmeister Freiherr von Hausen ließ 1775 das Palais von Hausen erbauen (Bahnhofsstraße 18). Das Gebäude wurde durch Ludwig Auler von 1868 bis 1921 als Zigarrenfabrik genutzt. Heute gehört das Palais der Stadt Lorsch.
Auf dem Grundstück Bahnhofstraße 10 stand bis 1938 die Lorscher Synagoge.
Nr. 1. Das barocke Fachwerkhaus am Marktplatz wurde 1711 erbaut und beherbergt das Wirtshaus „Im weißen Kreuz„. Der Vorgängerbau war im Besitz des Klosters und diente als Wirtshaus und Herberge. Im Anbau im Hof befand sich früher eine Zigarrenfabrik.
Dem Straßenverlauf nach Süden rund 600 Meter folgen. Die Bahnhofstraße führt direkt zum Alten Rathaus.
Altes Rathaus & Marktplatz Lorsch
Das ehemalige Rathaus wurde 1714-1715 erbaut. Seit 1989 erklingt um 11.00, 12.00 und 17.00 Uhr ein 23-stimmiges Glockenspiel mit jeweils anderer Melodie (Übersicht der Melodien). Als Vorbild für das Lorscher Rathaus (links) diente das Rathaus im benachbarten Heppenheim an der Bergstraße (Foto rechts); erbaut nach 1693.
Tabakbrunnen
Der Tabakbrunnen (1991) vor dem Rathaus ist ein Werk des Bildhauers Siegfried Speckhardt. Dargestellt ist eine Tabaknäherin bei der Arbeit: Die geernteten Tabakblätter werden mit einer großen Nadel aufgefädelt. Die Schnüre hängt man dann in Tabakschuppen zum Trocknen auf.
Der Tabakanbau hatte im klimatisch begünstigten Oberrheintal eine Tradition, die bis ins 17. Jahrhundert reichte. Auch linksrheinisch bei Speyer baute man Tabak an. Er bot auch auf einer kleinen Anbaufläche ein relativ gutes Einkommen. Der Tabakanbau war nämlich viel arbeitsintensiver als z. B. Getreideanbau.
Nibelungenstraße
Der Rundgang führt links in die Nibelungenstraße, vorbei an dem beachtenswerten Eckgebäude der Kloster Apotheke. Der Straßenname erinnert an die Beziehung zwischen Kloster Lorsch und den Nibelungen: In einer der drei Handschriften des Nibelungenliedes ist die Rede davon, dass Ute, die Mutter von Krimhild und Gunther, das Kloster Lorsch gegründet haben soll. Wer mag, kann einen Zwischenstopp einlegen:
Museumszentrum
In dem Gebäude der ehemaligen Marmeladenfabrik Bechthold befindet sich das Museumszentrum. Die klostergeschichtliche Abteilung informiert über die glanzvolle Geschichte des Klosters, vor allem über die Klosterbibliothek, für die das Kloster Lorsch berühmt war. Zu besichtigen ist beispielsweise der Nachbau eines Skriptoriums. Außerdem kann man hier Tickets für den Besuch des Freilichtlabors Laurensham kaufen; eine zweite Verkaufsstelle befindet sich im Besucherinformationszentrum neben dem Freilichtlabor.
(Abstecher: Neben dem Zentrum führt ein Weg zum Stephan-Jäger-Pavillon (1930), der ursprünglich auf dem Gelände des Hotels Jäger (Bahnhofsstraße) stand. Oberhalb des Pfingstrosengartens steht die evangelische Pfarrkirche.). Wir gehen weiter zur sogenannten Torhalle; sie ist das Prunkstück im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch.
Kloster Lorsch
Höhepunkt des Lorsch Rundgangs: die Torhalle. Das um 774 errichtete Gebäude, auch Königshalle genannt, gibt Rätsel auf: Es ist nicht geklärt, ob das Bauwerk überhaupt als Torhalle diente. Archäologische Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass die Königshalle hinter dem Westtor frei in einem langen Hof stand. Denkbar ist vielmehr eine Funktion als Gerichtshalle oder als Bibliothek. Das äußere Erscheinungsbild hat sich seit über 1000 Jahren wenig geändert. Lediglich das Dach ist steiler, außerdem musste der nördliche Treppenturm wiederaufgebaut werden.
Torhalle Lorsch innen
Das Obergeschoss der Torhalle ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Das Foto links zeigt übrigens eine Kuriosität: der Boden steigt von rechts nach links (Richtung Klosterkirche) an. Diese Neigung bestand von Anfang an. Durch die Halle im Erdgeschoss (Grundriss) können wir geradeaus zum Kirchenfragment der Klosterkirche gehen.
Kirchenfragment
Von der Klosterkirche hat sich oberirdisch lediglich dieses Fragment erhalten, das als Vorkirche diente (Bauaufnahme; Bilder mit zugemauerten Bögen). Im Westen schloss sich eine Zweiturm-Anlage an, im Osten folgten Westwerk, Hauptkirche und Gruftkapelle. Südlich der Hauptkirche lag ein Kreuzgang (Grundriss). Die Umrisse der Gebäude sind im Boden nachgezeichnet.
Klostergelände
Auf dem Klostergelände stehen drei Gebäude aus nachklösterlicher Zeit: Das barocke Wohngebäude ist das ehemalige kurfürstliche Jagdhaus, das der Mainzer Bischof Lothar Franz von Schönborn 1701-1725 erbauen ließ (Bilder). Seit der Sanierung heißt das Gebäude Adalherhaus, hier hat das Kuratorium UNESCO Welterbe Kloster Lorsch seinen Sitz. Das zweite Gebäude dient als Wohnhaus. Das kleine Steinhaus war früher ein Schweinestall.
Vom Kloster zum Altenmünster
Vom Klostergelände gelangt man zurück zur Nibelungenstraße, die wir stadtauswärts gehen. An der Weggabelung biegen wir links. Links sehen wir das Freilichtlabor Laurensham.
Freilichtlabor Lauresham
Das experimentalarchäologische „Freilichtlabor karolingischer Herrenhof Lauresham“ besteht aus mehreren rekonstruierten Gebäuden, die einen Herrenhof des 9. Jahrhunderts darstellen. Die Anlage setzt sich zusammen aus Wohnhäusern, Ställen, Ziehbrunnen und einer Kapelle (Drohnen-Video Deutsche Welle). Die Archäolog*innen gehen u. a. der Frage nach, wie das Raumklima in den Häusern war (Forschungsbericht: pdf-Datei). Das Freilichtlabor ist nur im Sommer zugänglich. Webseite: https://www.kloster-lorsch.de/freilichtlabor
Besucherinformationszentrum BIZ
Einen offensichtlichen Gegensatz zu den kleinen Holzhütten bildet das Besucherinformationszentrum BIZ, das uns nach wenige Meter entgegenfunkelt. Die Holzhütten und das Glashaus verdeutlichen, welche Fortschritte das menschliche Bauen im Laufe einiger Jahrhunderte gemacht hat.
Das Gebäude wurde 2013-14 errichtet; die Pläne stammen vom Architekturbüro HAD, das sich auf Denkmalsanierung spezialisiert hat.
Auerrind-Projekt
Die Experimentalarchäologie untersucht nicht nur Bauweise und Funktion von Gebäuden, sondern auch die landwirtschaftlichen Techniken und die Viehzucht. Auf den Wiesen an der Weschnitz kann man Auerrinder grasen sehen (das Foto zeigt Auerrinder bei der Wattenheimer Brücke, die nördlich der B47 die Weschnitz überquert). Im 17. Jahrhundert starb der Auerochse aus. Inzwischen versucht man, durch Programme wie das Auerrind-Projekt, Rinder zu züchten, die dem Auerochsen sehr ähnlich sind. Sie sollen ausgewildert werden und einen Beitrag zum Naturschutz leisten.
Altenmünster
Nordöstlich des Freilichtlabors Lauresham befindet sich das Besucherinformationszentrum. Die benachbarte Brücke führt über die Weschnitz. Vor der Brücke rechts abbiegen und dem Flußlauf bis zum Altenmünster folgen. An der Stelle des Altenmünsters befand sich vor 764 ein Kloster, das auf einer kleinen Insel lag. 764 schenkten Graf Cancor und seine Mutter Williswinda das Kloster einem Verwandten, dem Bischof Chrodegang aus Metz. Ab 767 errichtete man auf einer Sanddüne das Kloster Lorsch, dessen Kirche 774 geweiht wurde (Grundriss). Erdaufschüttungen und Aufmauerungen markieren die Umrisse der Anlage. Es gab in Lorsch übrigens noch ein drittes Kloster, das Kloster Hagen am Seehof (Grundriss). Der Lorsch Rundweg führt von der Weschnitz weg, auf der sogenannten Kulturachse gehen wir zurück in Richtung Kloster. Vor uns auf der rechten Seite steht ein langes hölzernes Gebäude: ein Tabakschuppen.
Vom Altenmünster zum Bahnhof
Tabakschuppen
In einem Tabakschuppen hängt man nach der Ernte die aufgefädelten Tabakblätter zum Trocknen an ein Holzgerüst auf. Um den Luftzug und somit das Raumklima zu kontrollieren, besitzt der Tabakschuppen an den Längsseiten viele Klappen, die je nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden. Die Trocknung dauert je nach Witterung und Blättern einige Wochen. Der Tabakschuppen stand ursprünglich in der südlichen Nachbargemeinde Hüttenfeld. 1965 versetzte man ihn an die geggenwärtige Stelle.
Wir setzen den Spaziergang fort und folgen der Kulturachse, überqueren die Odenwaldallee und gehen zur Klostermauer.
Klostermauer
Von der um 774 erbauten Klostermauer hat sich ein etwa 500 m langer Abschnitt erhalten. Das Wort „Kloster“ leitet sich von dem lateinischen „claustrum“ ab, das einen abgeschlossenen Ort bezeichnet. Wir folgen der Klostermauer im Uhrzeigersinn. Der Weg biegt schließlich links ab, wir wenden uns aber nacht rechts und betreten erneut das Klostergelände. Schräg links liegen der Kräutergarten und die Zehntscheune.
Kräutergarten & Zehntscheune
Im Kräutergarten wachsen Pflanzen, die im Lorscher Arzneibuch erwähnt werden. Im Schaudepot Zehntscheune, um 1590 erbaut, werden u. a. Ausgrabungsfunde ausgestellt – auf Beschriftungen hat man verzichtet. Das Gebäude ist im Rahmen einer Führung zugänglich. Die große Platane vor der Zehntscheune ist eines von vier Naturdenkmälern in Lorsch (Liste).
Schillerstraße
Wir überqueren den Markplatz, gehen die Nibelungenstraße bis zur Einmündung in die Kirchstraße, wo wir scharf rechts abbiegen (Vor dem Fachwerkhaus Nibelungenstraße 56 erinnern mehrere Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus (Liste der Lorscher Stolpersteine).). Dann nehmen wir die erste Straße links (Schillerstraße) und die erste Straße rechts (Alexanderstraße).
Alexanderstraße
Die Straße verläuft in Nord-Süd-Richtung parallel zur Bahnhofsstraße, das Straßenbild ist aber ein anderes: Hier stehen keine barocken Fachwerkhäuser, sondern Wohnhäuser des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter villenartige Einfamilienhäuser, aber auch Reihenhäuser oder Mehrfamilienhäuser. Die Häuser Nr. 17, 21, 24 und 29 sind denkmalgeschützt. Am Ende der Alexanderstraße links in die Rheinstraße abbiegen. Dann in die zweite Straße rechts, die Klarastraße, biegen und an deren Ende rechts in die Lindenstraße biegen. Am Bahnhof schräg links ist der Lorsch Rundgang zu Ende.
UNESCO-Welterbe in der Nähe von Kloster Lorsch
Kloster Lorsch zählt zum UNESCO-Welterbe in Hessen. In der Nähe von Kloster Lorsch befinden sich zwei Welterbestätten:
Speyerer Dom. Südlich von Lorsch liegt die Altstadt Speyer am linken Rheinufer (UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz). Der romanische Speyerer Dom ist die größte romanische Kirche des Abendlands, Grablege der Salier und durch die Wölbung des Hauptschiffs bahnbrechend für den europäischen Sakralbau.
Grube Messel. Wo die Landesregierung eine Abfalldeponie plante, befindet sich dank einer Bürgerinitiative nun eine der drei UNESCO-Weltnaturerbestätten in Deutschland. Die Grube Messel ist eine der bedeutendsten Fossilienfundstellen Europas.