Berlin Geschichte (kurz, Schwerpunkt UNESCO-Welterbe)
Berlin Geschichte. Einführung
Seit Jahrhunderten wird in Berlin Geschichte gemacht: Manches ist Stadtgeschichte, anderes von welthistorischer Bedeutung. Der folgende Überblick beschränkt sich auf zehn Daten aus Berlins Geschichte. Der Schwerpunkt liegt auf dem UNESCO-Welterbe und den Kandidaten für das Welterbe in Berlin und außerhalb.
Berlin Geschichte: 10 Daten
13. Jahrhundert: Ersterwähnung von Cölln und Berlin
An der Spree gab es im Mittelalter zwei Städte:
Alt-Cölln lag am linken Spreeufer und wurde 1237 erstmals erwähnt. Möglicherweise wurde Cölln durch Kaufleute aus der Nähe von Köln gegründet.
Alt-Berlin lag am rechten Ufer und wurde 1244 erstmals erwähnt. Der Name „Berlin“ leitet sich ab von dem slawischen Wort für Sumpf: „berlo“. Die Endung „in“ haben etliche Ortsnamen, die slawischen Ursprungs sind, z. B. Stettin, Neuruppin oder Küstrin.
Von beiden Städten hat sich fast nichts erhalten – außer die Marienkirche und die Nikolaikirche, die in Alt-Berlin stehen.
16. Jahrhundert: Zitadelle Spandau
Die Zitadelle Spandau liegt am Havelufer bei dem Berliner Stadtteil Spandau. Kurfürst Joachim II. ließ die Festung von 1557 bis 1594 erbauen, um bei Gefahr einen sicheren Fluchtort zu haben. Außerdem sollte die Zitadelle Alt-Berlin und Alt-Cölln schützen. Die Zitadelle Spandau stand von 1984 bis 1996 auf der Kandidatenliste für das UNESCO-Welterbe. Webseite: https://www.zitadelle-berlin.de/
17. Jahrhundert: Neue Städte und Kolonien
Kurfürst Friedrich Wilhelm bot mit dem Edikt von Potsdam (1685) rund 20.000 französischen Hugenott*innen Zuflucht. Sie zogen u. a. in die drei neu gegründeten Städte:
Friedrichswerder (zwischen Ober- und Niederwallstraße und Spreekanal),
Dorotheenstadt (benannt nach Friedrichs Frau) und Friedrichstadt (westlich von Friedrichswerder).
Zusammen mit Alt-Cölln und Alt-Berlin gab es also fünf Städte an der Spree.
Kein Zuflucht bot der Große Kurfürst 10.000 – 30.000 Afrikaner*innen, die nach Amerika in die Sklaverei verkauft wurden: Im afrikanischen Ghana ließ er ab 1683 u.a. FestungGroß Friedrichsburg und Fort Dorothea erbauen. Sie sicherten den Sklavenhandel und sind seit 1979 mit anderen europäischen Festungen UNESCO-Weltkulturerbe (Link).
Das Asylangebot und die Sklaverei dienten demselben Ziel: die Wirtschaft zu stärken.
18. Jahrhundert: Berlin wird königliche Residenz
Der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich III., krönte sich 1701 selbst zum ersten König Preußens.(1) Er ließ 1709 die fünf Städte an der Spree zur Residenz Berlin zusammenlegen.
Sein Enkel, Friedrich II. von Preußen, ließ ab 1745 bei Potsdam Schloss Sanssouci errichten. Seine Nachfolger errichteten weitere Schlösser und Parkanlagen, u. a. in Berlin Schloss und Park Klein-Glienecke. Sie bilden zusammen ein Weltkulturerbe, zu dem auch die Sternwarte Babelsberg zählt: UNESCO-Welterbe Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin.
Ab 1773 entstanden der Gendarmenmarkt (Welterbekandidat 1990) und die Prachtstraße Unter den Linden (Welterbekandidat 1990), die am Pariser Platz beim Brandenburger Tor endet.
(1) Der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. und der preußische König Friedrich I. von Preußen sind ein und dieselbe Person.
19. Jahrhundert: Kultur- und Wirtschaftsmetropole
Französische Truppen besetzten Berlin 1806 – 1808. Nach ihrem Rückzug entwickelte sich Berlin zur kulturellen und wirtschaftlichen Metropole. Z. B. erbaute man auf einer Spreeinsel 1823-30 das Alte Museum. Es ist das erste öffentliche Museum Preußens. Später baute man dort vier weitere Museen; deshalb heißt die Insel „Museumsinsel“.
Im Pergamonmuseum stehen u.a. der Pergamonaltar. Man hat ihn ab 1879 in der griechischen Stadt Pergamon abgebaut und in Berlin wieder aufgebaut. Pergamon zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe in Griechenland.
1871 - 1918: Millionenstadt
Zwischen 1871 und 1918 war der preußische König zugleich Deutscher Kaiser. Berlin wurde zur Millionenstadt und litt unter Wasserknappheit. 1889-99 entstand am Nordufer des Müggelsees das Wasserwerk Friedrichshagen (siehe Foto links); es war seinerzeit das größte und modernste Europas. 1990 war das Waserwerk Welterbekandidat. Die Fassade ist aber nicht modern. Z. B. erinnert der Turm an eine mittelalterliche Burg.
Im Arbeiterviertel Moabit baute man 1908-09 die AEG-Turbinenfabrik (siehe Foto oben). Sie hat eine moderne Fassade aus Beton und viel Glas. Von 1993 bis 1996 war die Fabrik Kandidat für das UNESCO-Welterbe.
1919 - 1933: Groß-Berlin und die Siedlungen der Berliner Moderne
Eine kleine Stadt in Thüringen lief Berlin den Rang als Hauptstadt ab: Weimar. Außerdem wurde die Monarchie abgeschafft; Deutschland wurde zur Republik. Man nennt sie die „Weimarer Republik“.
Als Reaktion auf die miserablen Wohnverhältnisse in den „Mietskasernen“ baute man zwischen 1913 und 1934 die Siedlungen der Berliner Moderne.
1920 entstand Groß-Berlin durch Eingemeindung von Nachbargemeinden. Mit 3,8 Mio. Einwohner*innen auf 878 km² Fläche war Groß-Berlin eine der größten und einwohnerstärksten Städte der Welt.
1933 - 1945: Tod und Zerstörung
Ab 1933 gab es in Deutschland keine Demokratie mehr. 1939 griff Deutschland das Nachbarland Polen an. Damit begann der Zweite Weltkrieg, der bis 1945 dauerte. Viele Kriegs-Entscheidungen wurden in Berlin getroffen. In Polen wurden ab 1941 mehrere Vernichtungslager errichtet, in denen die deutschen SS-Totenkopfverbände rund drei Millionen Menschen ermordeten. Das größte Vernichtungslager, Auschwitz-Birkenau, zählt seit 1979 zum UNESCO-Welterbe in Polen.
Berlin wurde ab 1940 durch alliierte Luftangriffe bombardiert. Dabei wurden zwischen 20.000 und 50.000 Menschen getötet, etwa 500.000 Wohnungen zerstört und zahlreiche Kunstwerke vernichtet. Die Frauen, die nach dem Krieg die Trümmer wegräumten, nennt man „Trümmerfrauen“ (es gab auch Trümmermänner).
1949 - 1989: Berlin, die geteilte Stadt
Die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs teilen Berlin in vier Sektoren auf: Frankreich, Groß-Britannien und die USA kontrollierten West-Berlin; Russland kontrollierte Ost-Berlin. West-Berlin war Teil der Bundesrepublik Deutschland (abgekürzt: BRD); Ostberlin wurde die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). In der Zeit der Teilung erfolgen Wiederaufbau und Neubau.
Von 1960-63 entstand die Berliner Philharmonie, die der Architekt Hans Scharoun geplant hatte. Sie war von 1993-96 Kandidat für das UNESCO-Welterbe.
1961 baute die DDR um West-Berlin die Berliner Mauer. Bis 1989 starben an der Mauer mindestens 140 Menschen, die meisten wurden bei Fluchtversuchen erschossen.
1990: Wiedervereinigung und UNESCO-Weltkulturerbe
Die Bevölkerung Ostdeutschlands erreichte durch friedliche Proteste die Öffnung der Grenzen am 09. November 1989. Rund ein Jahr später, am 03. Oktober 1990, erfolgte die Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland.
Die UNESCO erklärt 1990 die „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ zum ersten UNESCO-Weltkulturerbe in Berlin. 1999 folgte die „Museumsinsel Berlin“ und 2008 das dritte Weltkulturerbe Berlins: die „Siedlungen der Berliner Moderne“.
Seit 1999 ist Berlin die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.