UNESCO-Welterbe in Wales: 4 Sehenswürdigkeiten

Caernafon Castle: Blick westwärts auf den Eagle Tower. Links vorne der Zisternenturm (nicht emporragend), dahinter der Black Tower und der Chamberlain Tower. Rechts am Bildrand der North-East-Tower, es folgen Granary Tower und King's Gate. (UNESCO-Welterbe in Wales)

UNESCO-Welterbe in Wales – Überblick

Zum UNESCO-Welterbe in Wales zählen vier Welterbestätten (Stand 2023):

  • Das UNESCO-Weltkulturerbe in Wales umfasst vier Stätten.
  • Es gibt kein UNESCO-Weltnaturerbe in Wales, aber ein UNESCO-Biosphärenreservat.

UNESCO-Welterbe in Wales – Karte

UNESCO-Weltkulturerbe in Wales – Liste

Pontcysyllte-Aquädukt (UNESCO-Welterbe in Wales)
Pontcysyllte-Aquädukt (Vorne) und das Cefn -Viadukt (hinten rechts);  (UNESCO-Welterbe in Wales)

Pontcysyllte-Aquädukt

Das Pontcysyllte-Aquädukt (Traphont Ddŵr Pontcysyllte) steht in Nordost-Wales. Es handelt sich um eine schiffbare Brücke, die den 73 km langen Llangollen-Kanal über den Fluss Dee führt. Die Brücke ist ein Meisterwerk des Baumeisters Thomas Telford. Das 18-bogige Pontcysyllte-Aquädukt ist 307 m lang, 38 m hoch und wurde in einem Jahr (1805) erbaut.

Blaenavon Eisenwerk (UNESCO-Welterbe in Wales)
Nationales Bergbaumuseum Big Pit (UNESCO-Welterbe in Wales)

Industrielandschaft Blaenavon

Das 32,9 km² große Welterbe „Industrielandschaft Blaenavon“ erstreckt sich v. a. südlich der südostwalisischen Stadt Blaenavon (6.000 Einw.). Dort steht u. a. das 1789 gegründete Blaenavon Eisenwerk, das für die Stahlherstellung bedeutend ist, denn dort entwickelte man 1876 das Thomas-Verfahren: Durch Lufteinblasung entzieht man dem kochenden Eisen Phospor. Man erhält besseren Stahl und Phosphatdünger.

Die ehemalige Eisenerz- und Kohlenmine Big Pit dient inzwischen als Nationales Bergwerk-Museum. Webseite: https://museum.wales/bigpit/

Dinorwic-Steinbruch (UNESCO-Welterbe in Wales)
Edward Thomas crosses Dolgoch Viaduct; Talyllyn-Bahnlinie (UNESCO-Welterbe in Wales) Zip World, Penrhyn Quarry, Bethesda, Bangor Gwynedd - panoramio (10)

Schieferlandschaft von Nordwestwales

Das Welterbe Schieferlandschaft von Nordwestwales besteht aus sechs Gebieten, die zwischen 1780 und 1940 prägend für den Schieferabbau waren:

  • Mehrere Schiefersteinbrüche und -bergwerke:  Penrhyn-ei Steinbruch bei Bethesda (4.700 Einw.) ist der größte; der Dinorwic-Steinbruch der zweitgrößte Schiefertagebau der Welt sowie das Schieferbergwerk Llechwedd.
  • Drei Bergbausiedlungen: Abergynolwyn, Bethesda und Ffestiniog (ca. 4.800 Einw.).
  • Mehrere Bahnlinien, z. B. die Talyllyn-Bahnlinie (älteste Museumsbahn der Welt) und die 1832 gegründete Ffestiniog-Bahn (älteste aktive Schmalspurbahn der Welt) und sonstige Infrastrukturbauten (z. B. der Hafen Port Penrhyn). 

Der Schiefer diente nicht nur als Baumaterial, sondern auch z. B. für Schultafeln.

Die Bangor University / Prifysgol Bangor war Teil der Kandidatur, wurde aber nicht in das Welterbe mit aufgenommen. Die 1884 gegründete Universität wurde von den Bergleuten durch Spenden finanziert, um ihren Kindern höhere Bildung zu ermöglichen. Das Hauptgebäude (Main Arts Building) wurde 1907–11 erbaut.

Conwy Castle (Luftbild), Conwy County Borough, Cymru (UNESCO-Welterbe in Wales)
Caernarfon (Luftbild): Caernarfon Castle und Caernarfon mit Stadtmauer Beaumaris Castle, Grundriss (UNESCO-Weltkulturerbe in Wales). Beaumaris plan, Cadw

Burgen und Stadtbefestigungen König Edwards I. in Gwynedd

Der englische König Edward I. (1239–1307) eroberte 1276–83 das benachbarte Wales. (Das nordwalische Gwynedd war damals das mächtigste Fürstentum in Wales.) Zur Sicherung seiner Eroberung ließ er acht Burgen neu erbauen und andere wiederherstellen. Zum Welterbe zählen die vier jüngsten Burgen und zwei Stadtmauern:

  • Caernarfon Castle (1283–1330) hat einen sanduhrförmigen Grundriss und aufwändige achteckige Türme. Die Burg kontrolliert die Stadt Caernarfon und die südliche Menaistraße, die die Insel Anglesey (714 km²) abtrennt. Die Burg sollte außerdem als Residenz für den Prince of Wales dienen. Diesen Titel (walisisch: Tywysog Cymru) trug 63 Jahre lang der gegenwärtige König, Charles III.
  • Conwy Castle (1283–87) kontrolliert die Stadt Conwy, die an der Mündung des Flusses Conwy liegt. Der langgestreckte unregelmäßige Grundriss mit Rundtürmen ähnelt Caernarfon. Zu Füßen der Burg führt die Conwy Bridge über den Fluss (Ex-Kandidat für das UNESCO-Welterbe, siehe unten).
  • Harlech Castle (1283–89) in Gwynedd gilt als Burg mit der längsten Belagerungsdauer (1461–68) im Königreich. Damals tobte der Rosenkrieg zwischen den englischen Dynastien York und Lancester. Sieger wurde das walische (!) Haus Tudor, das 1485–1603 den englischen König stellte. Harlech Castle hat regelmäßigen Grundriss, Rundtürme und ähnelt der jüngsten Burg:
  • Beaumaris Castle (erbaut 1295 bis ca. 1330; französisch: „beau“ – „marais“ = schöner Sumpf) liegt auf der Insel Anglesey, der Kornkammer von Wales. Die Burg bewachte die Insel und das Nordende der Menaisstraße, die Anglesey vom walisischen Festland trennt. Die unvollendete Burg ist von den vieren die einzige Wasserburg und besticht durch ihren regelmäßigen Grundriss. https://www.beaumaris.com/
  • Die Stadtmauern von Conwy und der Hafenstadt Caernarfon zählen zum Welterbe, nicht aber die von ihnen umgebenen Altstädte.

Webseite: http://www.castlewales.com/caernarf.html

Grundriss Harlech Castle Plan (UNESCO-Welterbe in Wales)
Harlech Castle from Rehoboth Chapel (UNESCO-Weltkulturerbe in Wales)

Vorbilder für die Edwardschen Burgen

Die vier Burgen, die für das UNESCO-Welterbe ausgewählt wurden, lassen kaum erkennen, welchen Planänderungen und Einflüssen das Edwardsche Burgenprogramm unterlag. Es gibt in Wales zwei weitere Burgen, die beachtenswert sind: die erste Burg (stellvertretend für die Frühphase des Bauprogramms) sowie ein bedeutendes Vorbild. Zuvor noch ein Hinweis zum Baumeister:

Schloss Yverdon (Schweiz), Blick nordwestwärts durch die Rue de la Plaine

Schloss Yverdon (Schweiz)

Baumeister war James of St. George, der um 1230 wohl in der Schweiz zur Welt kam. Er entwarf an der Südspitze des Neuenburgersees Schloss Yverdon (1260–70; https://musee-yverdon-region.ch/a-propos-du-musee/le-chateau-2/). Es handelt sich um eine Vierflügelanlage mit vier runden Ecktürmen, von denen der südöstliche die anderen wie ein Bergfried überragt. Die Burg diente St. George möglicherweise als Referenz und als Vorbild für die erste Burg, die Edward in Wales neu erbauen ließ: Flint Castle.

Flint - Flint Castle - 20220322133345

Flint Castle

Mit Flint Castle hatte Edward den Fuß in der Angel: Die Burg steht direkt am Grenzfluss zwischen Wales und England, am (walisischen) Westufer des Flusses Dee, der dort in die See mündet. Die 1277–80 erbaute Burg hat einen fast quadratischen Innenhof mit vier runden Ecktürmen, von denen einer ein freistehender Bergfried ist. Burg Flint ähnelt im Grundriss Schloss Yverdon. Beide weisen außerdem Gemeinsamkeiten mit französischen Burgen auf, z. B. erinnert der freistehende Bergfried an Château de Dourdon (um 1220; siehe Wikipedia). Im Unterschied zu Dourdon steht der Bergfried aber direkt neben dem Tor, so dass ein Torbau verzichtbar ist. Baumeister St. George änderte seine Pläne später grundlegend: Er baute mächtige Torbauten und verzichtete auf den Bergfried. Vorbild für Harlech und Beaumaris Castle wurde eine Burg im Feindesland: Caerphilly Castle.

Caerphilly aerial Grundriss Caerphilly Castle Plan

Caerphilly Castle (Wales)

Caerphilly Castle liegt in Südwales nördlich von Cardiff. (Nordwestlich der Burg hatten die Römer eine kleinen Befestigung erbaut.) Die Anlage wurde 1268 bis etwa 1280 erbaut. Sie besteht aus einem großen turmbewehrten Damm im Osten, der zwei Bäche zu einer großen Wasserfläche aufstaut. Inmitten des künstlichen Sees liegt die aus zwei Mauerringen bestehende Burg.

Auffällig sind die Gemeinsamkeiten von Caerphilly Castle und Beaumaris Castle bzw. Harlech Castle: zwei Mauerringe, im Zentrum ein vierseitiger Hof mit runden Ecktürmen und aufwändigem Torhaus (Feldseite: zwei U-förmige Flankentürme; Hofseite: zwei kleine runde Ecktürme mit Wendeltreppe). Von Caerphilly über Harlech zu Beaumaris Castle zeigt sich das Streben nach größerer Regelmäßigkeit: Der innere Mauerring von Caerphilly ist ein Trapez ohne Symmetriachse; bei Harlech gibt es eine Achse (die durch das Torhaus geht), bei Beaumaris zwei (durch das Torhaus und die Flankentürme).

Obwohl Caerphilly Castle einen innovativen und einflussreichen Entwurf verkörpert und gut erhalten ist, war die Burg niemals Kandidat für das UNESCO-Welterbe. https://www.visitwales.com/attraction/castle/caerphilly-castle-cadw-1891933

Ehemalige Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Wales

Pont Grog y Borth Menai Suspension Bridge (Ex-Kandidat für das UNESCO-Welterbe in Wales)
Conwy. Blick von Conwy Castle nordostwärts. In der Mitte die Conwy Suspension Bridge, rechts die Conwy Railway Bridge. Im Vordergrund drei Türme von Conwy Castle (UNESCO-Welterbe in Wales) Conwy (Luftbild). Blick nordwestwärts auf Conwy Castle (Bildmitte),  die Stadt Conwy mit Stadtmauer (links) und rechts die drei Brücken. Vorne die Railway Bridge, dahinter die Suspension Bridge und die Autobahnbrücke der A 547.

Conwy Railway Bridge & Menai Suspension Bridge

Zu den ehemaligen Kandidaten zählen zwei Brücken in Wales:

  • Conwy Suspension Bridge, eine 170 m lange Hängebrücke (siehe Foto), die direkt auf das UNESCO-Welterbe Conwy Castle zuführt. Architekt war Thomas Telford. Die Conwy Suspension Bridge ist eine der ältesten Kettenbrücken der Welt (erbaut 1822–26) und nicht zu verwechseln mit der benachbarten Conwy Railway Bridge. Diese gilt als älteste Hohlkastenbrücke der Welt (erbaut 1846–48). Architekt war Robert Stephenson (1803–59), der auch als Eisenbahningenieur bedeutsam war. Beide Brücken führen über den Conwy River.
  • Die Menai Suspension Bridge (erbaut 1818–26) führt südwestlich der Stadt Bangor über die Menaistraße; eine Wasserstraße, die die Insel Anglesey vom walisischen Festland trennt. Die Brücke ist rund 500 m lang, die maximale Spannweite beträgt 176 m.

Beide Brücken standen 1988 auf der Kandidatenliste für das Welterbe. Die UNESCO lehnte Menai ab, empfahl aber die Conwy Suspension Bridge als Erweiterung von Conwy Castle, was bislang unterblieb (https://whc.unesco.org/archive/repbur88.htm). 2002 nahm die American Society of Civil Engineers alle drei Brücken in die Liste der historischen Meilensteine der Ingenieurbaukunst auf. Webseite: https://www.asce.org/about-civil-engineering/history-and-heritage/historic-landmarks

UNESCO-Biosphärenreservate in Wales

Dyfi Biosphärenreservat: Blick nordwärts auf das Moor Cors Fochno und das Ästuar des Flusses Dyfi

Biosffer Dyfi

Das 818 km² große Biosphärenreservat liegt an der Westküste von Wales. Benannt ist das Gebiet nach dem Dyfi-Fluss (48 km). In seinem Mündungsbereich (Ästuar) erstrecken sich Salzwiesen und das Torfmoor Cors Fochno. Weiter flussaufwärts liegt der Dyfi Forest. Webseite: https://www.dyfibiosphere.wales/

Das Biosphärenreservat liegt südlich des Snowdonia-Nationalparks (walisisch: Parc Cenedlaethol Eryri; 2.130 km²). Höchster Berg ist der namensgebende Snowdon / Yr Wyddfa (1.085 m).

  • Jahr: 1977

UNESCO-Welterbe in der Nähe von Wales

Das UNESCO-Welterbe in Wales zählt zum UNESCO-Welterbe in Europa.

In der Nähe von Wales befinden sich mehrere Welterbestätten:

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner